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Politik und Gesellschaft Online International Politics and Society 1/1999 |
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ROBERT KAPPEL
Vorläufige Fassung / Preliminary version
Noch befindet sich Afrika keineswegs auf dem Weg zu selbsttragendem Wirtschaftswachstum. Die zufriedenstellenden Wachstumsraten der letzten Jahre sind nicht auf Produktivitätszunahmen und höhere Investitionsquoten zurückzuführen, sondern auf günstigere Weltmarktpreise, bessere Ernten und das Ende von Bürgerkriegen. Der Kontinent leidet an strukturellen Schwächen, die in den meisten Ländern selbst durch entschlossene Reformpolitik nur auf lange Frist zu beheben sind. In der Zwischenzeit wirken sie weiterhin entwicklungshemmend. Diese Strukturschwächen sind: desolate Infrastruktur, desolate Ausbildungssituation, entsprechend äußerst geringe Produktivität und trotz niedrigster Löhne hohe Produktionskosten. Dahinter stehen Politikversäumnisse der Vergangenheit, aber auch sozio-kulturelle Faktoren, die der Herausbildung einer modernen Industriegesellschaft im Wege stehen. Erschwerend hinzu kommen die Konsequenzen eines noch nicht abgeschlossenen "nation-building" - politische Instabilität, weitverbreitetes "rent-seeking" - sowie ökonomische Altlasten (koloniale Exportstrukturen, Verschuldung). Die zunehmende Globalisierung macht es den afrikanischen Ländern immer schwerer, den klassischen Weg von "Entwicklungsstaaten" zu beschreiten. Andererseits sind sie aufgrund ihrer strukturellen Schwächen und ihrer absoluten Randlage in der Raumstruktur der Weltwirtschaft nicht in der Lage, die Chancen wahrzunehmen, die die Globalisierung Entwicklungsländern bietet. Der Kontinent wird in der internationalen Arbeitsteilung weiter marginalisiert. Für ausländisches Kapital ist er uninteressant. Es kommt sogar zu Ressourcenabfluß (brain drain und Kapitalflucht). Die Strukturanpassungsprogramme der Weltbank haben an dem afrikanischen Unterentwicklungssyndrom nur oberflächlich herumkuriert. Den einzigen Lichtblick bilden endogene Entwicklungspotentiale, die in den urbanen Agglomerationen liegen. Um sie wahrzunehmen, bedarf es umfassender politischer Reformen, fortgesetzter Enwicklungshilfe und einer Verminderung der afrikanischen Auslandsschulden. |
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© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition bb&ola | Februar 1999 |