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Politik und Gesellschaft Online
International Politics and Society 1/1999

KLAUS MÜLLER

Sequenztheorien der postkommunistischen Transformation

Vorläufige Fassung / Preliminary version

Die Wirtschafts- und Sozialwissenschaften bieten drei Konzepte für die Transformation von (autoritären) Planwirtschaften in (demokratische) Marktwirtschaften an: 1. Das neoklassische Modell der Strukturanpassung oder Schocktherapie mit rascher außenwirtschaftlicher Öffnung und interner Liberalisierung und Privatisierung, international unterstützt von den Washingtoner Finanzinstitutionen; 2. das gradualistische Konzept, das auf eine aktive staatliche Politik der Modernisierung abstellt; 3. das demokratietheoretische Modell, das den Vorrang der Demokratisierung vor der Wirtschaftsreform betont. Das erste, neoklassische Modell fand in Polen, Tschechien und Rußland Anwendung. In den Augen seiner Vertreter sind ihm eine rasche Stabilisierung und eine kürzere Rezession als in gradualistisch reformierten Ländern zu verdanken. Die Krisen in Rußland und Tschechien weisen allerdings auf Probleme dieser Strategie hin. Auch die Schocktherapie braucht einen handlungsfähigen Staat, der das Vertrauen der Bürger und Wirtschaftssubjekte genießt. Im Ergebnis nähern sich in der akademischen Debatte und politischen Beratung inzwischen die Konzepte an. Erfolgreiche Reformen benötigen institutionelles Lernen und sozialen Konsens.


© Friedrich Ebert Stiftung | technical support | net edition bb&ola | Februar 1999