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Kinder, Küche und Karriere - who cares?

Bild: von Unbekannt Luisa Antonie Streckenbach, DJI

Bild: von Unbekannt Podiumsdiskussion: v.l. Ulrike Brand, Panos Kyriatsoulis, Mandy Pirlich, Vera Cornette, Luisa Antonie Streckenbach und Karel Erben

Bild: von Unbekannt Beiträge aus dem Publikum bei der Fishbowl-Diskussion

Veranstaltung zum Equal Pay Day am 21. März 2018, Stadtbücherei Ingolstadt


Zum diesjährigen Equal Pay Day veranstaltete das BayernForum der Friedrich-Ebert-Stiftung in Kooperation mit der Gleichstellungsstelle Ingolstadt eine Informations- und Diskussionsveranstaltung mit dem Fokus auf der unbezahlten Sorgearbeit. Erziehung von Kindern, Pflege von älteren Angehörigen und Arbeiten im Haushalt werden überwiegend von Frauen erledigt - auch dies spielt beim Gender Pay Gap eine nicht zu vernachlässigende Rolle, da Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten oder die Arbeitszeit reduzieren und so weniger Aufstiegsmöglichkeiten haben und auch nach Erwerbsunterbrechungen Nachteile erfahren. So stellte Anja Assenbaum, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Ingolstadt, zur Begrüßung das Problem vor.

Zum Einstieg stellte Luisa Antonie Streckenbach vom Deutschen Jugendinstitut in einem Impuls-Referat ihr Projekt "Care-Praxen von Vätern in Bayern" vor. Die Soziologin untersuchte, wie häufig und lange Väter Elterngeld beantragen und die Korrelation mit anderen Faktoren, beispielsweise regionale Unterschiede innerhalb Bayerns. Weitere untersuchte Faktoren waren unter anderem, welche Wirkung Aushandlungsprozesse innerhalb der Partnerschaft und persönliche Einstellungen zum "Leitbild Vaterschaft" haben. Es wurde auch untersucht, welche Gründe die Väter angeben, die kein Elterngeld beantragt haben. Der häufigste Grund war, dass es finanziell nicht gereicht hätte oder vom Job her nicht möglich war. Das Elterngeld ist eine Lohnersatzleistung in der Höhe von mindestens 300 und höchstens 1800 Euro, abhängig vom vorher verdienten Gehalt. Bei vielen Paaren ist es eine finanzielle Frage, ob man die 12 Monate plus zwei Partnermonate ausnutzen kann. - Das schränkt das Veränderungspotential des Elterngeldes stark ein. Ziel der Partnermonate ist es ja, dem Partner mit der längeren Erwerbsunterbrechung - meist der Frau - den Wiedereinstieg in den Beruf zu erleichtern. Oftmals sind es die finanziellen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die Eltern davon abhalten, sich die Sorgearbeit gerechter zu teilen. Streckenbachs Forschung soll zu einem besseren Verständnis führen, welche Bedürfnisse Väter und junge Familien haben. Daraus sollen Handlungsempfehlungen für die Politik formuliert werden. Doch auch in der Politik gibt es keine klare Strategie: Beispielsweise fördere das Ehegattensplitting eher eine Ernährer-Zuverdiener-Ehe, statt der gleichberechtigten Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit, kritisierte Streckenbach.

Danach kamen Männer und Frauen in einer von Vera Cornette (BR) moderierten Diskussion zu Wort. Ihre Gemeinsamkeit: Sie leben alle nicht nach der klassischen Rollenverteilung. Die beiden Väter auf dem Podium berichteten von ihren Erfahrungen mit der Entscheidung, Teilzeit zu arbeiten und hauptsächlich für die Kinder verantwortlich zu sein. Das wichtigste sei ein verständnisvoller Chef, der die Entscheidung unterstützt und eine Arbeitszeitreduzierung möglich macht. Panos Kyriatsoulis nahm sich nach der Geburt seines Kindes zwölf Monate Elternzeit. Er kritisiert, dass das Aufziehen von Kindern in der Gesellschaft einen so geringen Stellenwert hat. Er genieße die sehr enge Beziehung zu seinem Sohn: "Das gibt einem so viel zurück". Auch Karel Erben nimmt die Zeit mit seinen Kindern als sehr wertvoll wahr. Streckenbachs Studie unterstreicht dies: Der Großteil der Väter, die Elternzeit genommen haben, heben die positiven Effekte dieser Zeit hervor und erwarten eine positive Wirkung auf die Vater-Kind-Beziehung in der Zukunft. Als negativen Effekt der Teilzeit berichtet Erben davon, dass er manchmal das Gefühl habe, mehr leisten zu müssen, um nicht von den Kolleg_innen in Vollzeit "abgehängt" zu werden.

Mandy Pirlich ist Sachgebietsleiterin der Verwaltung für Jugend und Familie. Sie berichtet, dass sich die Möglichkeit für einen Karrieresprung ergab, als sie schon schwanger war. Um ihr dies zu ermöglichen, reduzierte ihr Mann seine Arbeitszeit. Sie beklagte, dass in Deutschland Mütter, die früh wieder in die Arbeit einsteigen, immer noch als Rabenmütter bezeichnet werden - in anderen europäischen Ländern sei dies doch auch völlig normal. Ulrike Brand, Amtsleiterin im Stadtplanungsamt, berichtete davon, dass auch sie sehr schnell nach der Geburt ihrer Kinder wieder in die Arbeit zurückgekehrt war. "Ich liebe meinen Job und ich habe immer gern gearbeitet", erklärte Brand, deren Mann auch Vollzeit arbeitet. Ohne die Unterstützung ihrer Eltern wäre dies jedoch nicht möglich gewesen. Heute ist sie selber Chefin mit Personalverantwortung und versucht, ihren Mitarbeiter_innen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern.

Viele Gäste meldeten sich zu Wort und berichteten über persönliche Erlebnisse zum Thema Sorgearbeit. Vor allem die negativen Folgen, die Frauen drohen, die lange aus der Erwerbsarbeit ausgeschieden waren oder lange Teilzeit gearbeitet haben, dürften nicht unterschätzt werden. Das Motto "Ein Mann ist keine Altersvorsorge" von Helma Sick, die letztes Jahr beim Equal Pay Day in Ingolstadt zu Besuch war, ist vielen in Erinnerung geblieben. Einige forderten eine Flexibilisierung der Betreuungseinrichtungen für Kleinkinder. Wenn beide Eltern oder Alleinerziehende Vollzeit arbeiten möchten, reichen die starren Öffnungszeiten meist nicht aus. Dennoch wurde gelobt, dass der KiTa-Ausbau in Ingolstadt in den letzten Jahren gut vorangegangen ist.

Den Kurzfilm über Panos Kyriatsoulis finden Sie hier.


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