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Das AdsD hat kürzlich den Teilnachlass Elfriede Eilers erschlossen. Aus diesem Anlass widmen wir uns in unserem aktuellen Blogbeitrag der sozialdemokratischen Politikerin und dem bei uns verwahrten Bestand.
So die Aufforderung Elfriede Eilers an die Frauen in Deutschland, wie sie sie im Bundestag am 30.01.1975 formulierte. Zeit ihrer Karriere war Elfriede Eilers eine Kämpferin für die Gleichberechtigung. Dies wird in diesem Zitat ebenso deutlich wie auch in ihrer zupackende Art mit der sie Problemen begegnen wollte.
Da der Nachlass von Elfriede Eilers im AdsD seit kurzem erschlossen ist und der Bestand damit für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden konnte, sollen diese bemerkenswerte Politikerin und ihr Wirken an dieser Stelle genauer vorgestellt werden.
In Bielefeld geboren, wird Elfriede Eilers praktisch schon mit ihrer Geburt im Jahr 1921 die Sozialdemokratie in die Wiege gelegt. Ihr Vater, wie auch ihr Groß- und Urgroßvater, sind Mitglied in der Partei, ihre Großeltern wohnen in dem Haus, in der die sozialdemokratische Zeitung „Volkswacht“ gedruckt wird und wo sowohl Partei als auch Gewerkschaften ihre Büros haben. Schon früh kommt sie mit führenden Parteigrößen wie Carl Severing oder Karl Scheck in Kontakt. Bereits mit acht Jahren stößt sie zu den Kinderfreunden, später tritt sie den Falken bei.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten ist die Familie, wie viele andere Sozialdemokrat*innen, Repressionen ausgesetzt. Der Vater hat nach seiner Entlassung Schwierigkeiten, eine langfristige Anstellung zu finden. Und auch Elfriede Eilers erlebt in dieser Zeit eine starke gesellschaftliche Ausgrenzung. Trotz des politischen Klimas beginnt sie aber eine kaufmännische Lehre in einem jüdischen Kaufhaus. Um eine Stelle in der Buchhaltung der Stadt Bielefeld zu bekommen, tritt sie wiederum der NS-Frauenschaft bei. Dies sei der einzige „Verbieger“ ihrer Karriere gewesen, so Eilers später.
Die berufliche Unabhängigkeit ist Elfriede Eilers von Beginn an wichtig und etwas, das ihr von ihrem Elternhaus mitgegeben wird. So rät ihr ihr Vater, sie solle sich um eine gute Arbeit bemühen, um nicht angewiesen auf das Einkommen eines Mannes zu sein – dies in einer Zeit, in der es alles andere als selbstverständlich ist, dass Frauen eine eigene Karriere anstreben. Auf ihrer Stelle als Bilanzbuchhalterin ist sie sodann die erste Frau.
Nach Kriegsende tritt Eilers 1946 in die SPD ein und wird auch auch wieder bei den Falken aktiv. Hier engagiert sie sich in den ersten Nachkriegsjahren stark. Ihre Urlaube verbringt sie in den ersten Nachkriegsjahren als Betreuerin in den Jugendlagern der Falken. Nach einem erfolgreichen Examen an der Wohlfahrtschule der Arbeiterwohlfahrt macht Elfriede Eilers das Ehrenamt zum Beruf und beginnt in der Jugendfürsorge zu arbeiten. Sie wird sich auch weiterhin in der Arbeiterwohlfahrt engagieren und ist von 1972 bis 1990 deren stellvertretende Bundesvorsitzende.
1957 kandidiert Eilers zum ersten Mal für den Bundestag und zieht über die Landesliste Nordrhein-Westfalen ins Parlament ein – noch weitere 23 Jahre soll sie dem Bundestag angehören. Im Jahr 1963 tritt sie dem Kreis der „Kanalarbeiter“ um Egon Franke und insbesondere ihrer politischen Mitstreiterin Annemarie Renger bei. Ab 1965 zieht Elfriede Eilers in die höchsten Parteigremien ein, wird Mitglied des SPD-Parteivorstandes, von 1973 bis 1977 auch des Präsidiums. Sie wird in den Bundestagsfraktionsvorstand gewählt, übt von 1978 bis 1980 auf Vorschlag Herbert Wehners auch das Amt der Parlamentarischen Geschäftsführerin aus. Von 1979 bis 1993 ist sie zudem Mitglied der SPD-Kontrollkommission und zeitweise deren Vorsitzende.
Im Bundestag etabliert sich Eilers aufgrund ihrer Erfahrung bei der Arbeiterwohlfahrt und den Falken zunächst als Expertin für die Sozial- und Jugendfürsorge. Ein besonderes Anliegen ist Elfriede Eilers in der Folge aber auch die Gleichstellung der Frau. Aufbauend auf ihrem eigenen Werdegang setzt sie sich unter anderem für eine Reform des Ehe- und Familienrechts sowie des Mutterschaftsschutzes ein und wirkt mit an der Neugestaltung des §218. So wird sie denn auch 1973 die erste Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF), die sie bis 1977 bleibt. In prägnanter Art formuliert sie damals das Ziel der AsF: Diese habe letztlich den Auftrag, sich selbst überflüssig zu machen.
Dass sie in der Frauenpolitik vor allem einen pragmatischen Ansatz verfolgt, der sich an praktischen Verbesserungen für Frauen orientieren soll, macht sie in einer Bundestagsrede im Jahr 1975, dem „Jahr der Frau“, klar: „Es ist nicht meine Absicht, über die Situation der Frau – mit oder ohne Ideologie – zu philosophieren. Davon haben Frauen draußen im Lande nämlich nichts. Sie haben viel mehr einen Anspruch darauf, von der sozialdemokratischen Fraktion […] zu erfahren, welche praktische Politik für sie getrieben worden ist und was weiterhin für Frauen getan werden soll“. In der Frauenpolitik pflegt sie auch Kontakte in das „sozialistische Ausland“, in die DDR, nach Jugoslawien oder die UdSSR.
Darüber hinaus ist Elfriede Eilers die Einbindung älterer Menschen in die Gesellschaft ein großes Anliegen, dem sie sich unter anderem als Seniorenbeauftragte des Parteivorstandes über viele Jahr widmet.
Für ihre vielen Verdienste und ihr großes soziales wie politisches Engagement wird Elfriede Eilers unter anderem mit dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern ausgezeichnet sowie mit dem Ehrenring der Stadt Bielefeld, ihrer Heimatstadt. Dort ist Eilers nach ihrem Ausscheiden aus der Bundespolitik noch viele Jahre, unter anderem im Stadtrat, aktiv.
Die inhaltlichen Schwerpunkte ihrer Politik spiegeln sich auch im Teilnachlass von Elfriede Eilers wider, der im Archiv der sozialen Demokratie aufbewahrt wird. In den 4,9 laufenden Regalmetern nehmen die Jugend- und Familienpolitik, die Gesundheitspolitik, die Frauen- und Gleichstellungspolitik sowie auch die Belange der Rentner*innen ein besonders thematisches Gewicht ein. Die Akten umfassen die Jahre 1969 bis 2006 und entspringen hauptsächlich ihrer Abgeordnetentätigkeit in den 1970er Jahren sowie ihrer Arbeit als stellvertretende Bundesvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt. Ergänzend hierzu sind ihre Tätigkeit, u.a. im Parteivorstand, in der Bundestagsfraktion und in der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen sowie in der Arbeiterwohlfahrt, in den ebenfalls im AdsD befindlichen Beständen dokumentiert.
Neben den Akten des AdsD befinden sich auch im Stadtarchiv Bielefeld weitere Unterlagen zu ihrem Wirken.
Stephan Feldmann
Eilers, Elfriede: Mutig und zupackend, in: Hofe, Mark vom/Jüssen, Anne (Hg.): „Wir wollten Demokratie schaffen“. Erlebte Geschichten aus der Bonner Republik, Düsseldorf 2002.
Eilers, Elfriede: Ein plumper Versuch. Die CDU versucht sich mit Leerformeln als Familienpartei zu empfehlen, in: Sozialdemokratischer Pressedienst, Heft 153 (1980), S. 3.
Notz, Gisela: Mehr als bunte Tupfen im Bonner Männerclub. Sozialdemokratinnen im Deutschen Bundestag 1957–1969, Bonn 2007.
Renger, Annemarie: Dank und Respekt. Zum 60. Geburtstag von Elfriede Eilers, in: Sozialdemokratischer Pressedienst, Heft 11 (1981), S. 3.
Thörmer, Heinz: „Wenn Frauen aktiv sind, sind sie’s meistens länger als Männer“. Elfriede Eilers – Lebensbilder, Marburg 1996.
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