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Ansprechpartner
PD Dr. Stefan Müller
0228 883-8068
Stefan.Mueller(at)fes.de
Abteilung
Archiv der sozialen Demokratie
Nein, das ist kein Schlussverkauf: In der Friedrich-Ebert-Stiftung werden seit 2021 eine Modernisierung und ein Umbau der Magazinräume des gesamten Sammlungsbereichs vorbereitet. Was das für unsere Räumlichkeiten, das Sammlungsgut und nicht zuletzt für unsere Arbeit bedeutet, erfahrt ihr hier.
Bild: Diaserien in Originalverpackung; Rechte: AdsD.
Bild: Durch Essigsäuresyndrom geschädigte Filmtonrolle, Rechte: AdsD.
Bild: Stapel mit Verpackungsmaterial; Rechte: AdsD.
Bild: Plakat zur Märzrevolution 1848; Rechte: AdsD.
Bild: Plakatrollen; Rechte: AdsD.
Es ist ein normaler Arbeitstag im AdsD: Die Archivmitarbeiter_innen gehen ihren üblichen Aufgaben nach – analoge und digitale Akquisitionen werden geplant, Archiv- und Bibliotheksgut verzeichnet, Anfragen unserer Nutzer_innen bearbeitet, ein durchschnittlicher Tag eben – jedoch nur scheinbar, irgendetwas ist anders. Im sogenannten Plakatlager ist es sonst dunkel und ruhig, lagert doch hier ein großer Teil des Sammlungsguts des AdsD. Neben Plakaten werden hier unter anderem Flugblätter, Postkarten, Fotomaterialien, audiovisuelle Medien, Fahnen, Wahlkampfmaterial und sonstige dreidimensionale Objekte aufbewahrt – im Grunde alles, was weder klassisches Schrift- noch Bibliotheksgut ist. Doch der Raum ist hell erleuchtet, es wird gelacht, geplaudert und immer wieder hört man ein „Hey, schaut Euch das mal an, ist das nicht spannend?“. Archivmitarbeiter_innen laufen umher, ziehen Plakatrollen aus den Regalen, holen vorsichtig die Plakate aus ihren Behältnissen und legen sie auf mehreren großen Tischen nach Größe geordnet und auf immer höher wachsende Stapel aus, von wo aus sie nach einiger Zeit in neue, archivgraue Plakatmappen wandern. Das emsige Treiben ist Teil eines Projektes, das seitens des AdsD ins Leben gerufen wurde, um die Objekte des Sammlungsbereichs auf ihren nahenden Auszug vorzubereiten.
In der Friedrich-Ebert-Stiftung werden seit 2021 eine Modernisierung und ein Umbau der Magazinräume des gesamten Sammlungsbereichs vorbereitet. Über viele Jahre hat sich das Sammlungsgut diversifiziert und vervielfacht, dies erfordert nun eine bessere und bedarfsgerechtere Unterbringung. Neben der reinen Ausweitung der Lagerfläche stehen vor allem die konservatorische Sicherung und Bestandserhaltung des Sammlungsgutes im Fokus des Vorhabens. Während weitere Lagerfläche durch die Umwidmung angrenzender Büroräume ermöglicht wird, sollen umfangreiche Modernisierungen der Räume (unter anderem durch die Einführung eines kontrollierten Raumklimas) den Ansprüchen des Materials gerecht werden.
Daher finden sich derzeit die Archivar_innen und Bibliothekar_innen des AdsD regelmäßig mit Architekt_innen und Bauexpert_innen zu Planungssitzungen an einem Tisch wieder. Hier und da hapert es an der Verständigung, sprechen die Parteien doch unterschiedliche Fachsprachen, aber mit der Zeit kommt man sich näher und findet passende Kompromisse, um einerseits den gesteigerten Ansprüchen des historisch einmaligen Kulturgutes des Archivs gerecht zu werden und andererseits dem Umstand Rechnung zu tragen, dass hier ein bestehendes Gebäude umgebaut werden soll.
Eines war schnell klar: Um die Räume umbauen zu können, müssen sie zunächst vollständig geleert sein. Somit steht das AdsD vor der Herausforderung, für eine fachgerechte und konservatorisch sichere Auslagerung des dort verwahrten Sammlungsguts zu sorgen. Der Umzug eröffnet dem Archiv jedoch auch eine einmalige Gelegenheit, da alle Objekte bewegt und im wahrsten Sinne des Wortes in die Hand genommen werden müssen. Im Oktober 2022 startete daher im AdsD ein auf zwei Jahre angelegtes Projekt, in dem diese Arbeiten stattfinden sollen: In enger Absprache mit für einzelne Sammlungsbereiche zuständigen Teammanger_innen, haben acht sehr motivierte Projektmitarbeiter_innen die erste Projektphase eingeleitet, an deren Ende die Räume „besenrein“ übergeben werden sollen. Die Lager- und Aufbewahrungsformen aller Objekte sind zu revidieren, gegebenenfalls zu optimieren sowie die angefallenen Rückstände vorzuordnen, archivgerecht zu verpacken und in einem gesonderten Inventar zu erfassen.
Um den Nutzer_innen des AdsD während des Umbaus den Zugang zu den verzeichneten Materialien weiterhin zu gewährleisten, wird ein Teil des Sammlungsgutes hausintern in die Magazinräume des Schriftgutbereichs und vor allem in das 2019 errichtete Zwischenarchiv umgelagert. Das Projektteam wird sich in einer zweiten, die Baumaßnahmen flankierenden Phase der Bearbeitung dieser Materialien widmen, während die bereits fertig bearbeiteten Objekte in die Obhut einer externen Lagerstätte gegeben werden.
Eine große Herausforderung stellt die Diversität des Sammlungsgutes dar. Das AdsD verwahrt Sammlungsobjekte nahezu aller Formen und Materialien aus ganz unterschiedlichen Zeiten. So findet sich unter den Archivalien etwa ein Plakat zur Märzrevolution 1848, aber genauso eine Schallplatte mit von Hans-Jochen Vogel zusammengestellter, klassischer Musik oder auf Filmrolle erhaltene Aufnahmen von Erich Ollenhauer auf dem Reichsjugendtag der Sozialistischen Jugend (SJ) 1936 in Bodenbach (Tschechien). Ein Zierhammer von der Grundsteinlegung des Willy-Brandt-Hauses in Berlin 1993 lagert unweit der berühmten Traditionsfahne der SPD von 1873 – diese Liste könnte schier endlos fortgeführt werden.
Die Wahl der richtigen Verpackungen ist daher mitunter ein kompliziertes Unterfangen. Papierene Alltagsverpackungen sind oft nicht säurefrei oder alters- und lichtbeständig und scheiden somit als archivgerechte Behältnisse aus. Plastikverpackungen beinhalten nicht selten schädliche Weichmacher oder sonstige Chemikalien, die die Verpackungsinhalte angreifen können. Bei seinen Archivverpackungen orientiert sich das AdsD daher an geläufigen Normen und archivwissenschaftlichen Standards, sodass einerseits die Objekte vor ihrer Umgebung geschützt sind, anderseits aber auch nicht mit dem sie umgebenden Verpackungsmaterial reagieren und so beschädigt werden.
Dennoch ist es nicht unüblich, dass Archivalien hin und wieder Beschädigungen aufweisen oder sich altersbedingt verändert haben. Alle Objekte werden daher im Rahmen des Projektes auf etwaige Beschädigungen und Ihren Erhaltungszustand geprüft, um notwendige Restaurierungsbedarfe zusammenzutragen. Insbesondere bei der Bearbeitung der Filmsammlung ist diese Überprüfung von elementarer Bedeutung. Aufgrund einer Reaktion des Trägermaterials mit der Feuchtigkeit der Luft kommt es bei analogen Filmobjekten zu einer unvermeidbaren Zersetzung des Trägermaterials. Dieses sogenannte Essigsäuresyndrom lässt sich mit derzeitigen Mitteln allenfalls bremsen, jedoch nicht vollständig aufhalten. Mithilfe von speziellen Teststreifen kann der aktuelle Zersetzungsgrad geprüft werden. Das Ergebnis fließt in die Entscheidung zur Priorisierung von Digitalisierungsmaßnahmen ein, die als einzige Möglichkeit gelten, den Inhalt der Filme langfristig zu sichern.
Die Auseinandersetzung mit den speziellen Anforderungen der Vielzahl an unterschiedlichen Materialien und Objektgattungen bedeutet für die Projektbeteiligten in konservatorischen Hinsichten aller Art ein stetiges Training on the Job – Fortbildung pur sozusagen. Das Archiv wird im Sammlungsbereich zu einem Ort, an dem neben klassischen Archivalien auch museale Objekte aufbewahrt werden. Das AdsD wird daher erstmalig neben klassischen Archivmagazinen auch ein Depot zur Unterbringung dieser Objekte einrichten.
Das Projektteam hat noch eine Menge Arbeit vor sich, doch das bremst keineswegs die Motivation. Immer wieder finden sich im Zuge der Bearbeitung kuriose und bislang wenig beachtete Objekte, die neugierig machen und das Interesse wecken. Das eine oder andere Objekt wird hier sicherlich in der nächsten Zeit vorgestellt werden.
Alexander Boix
Manuel Campos berichtet von seinem Weg aus Portugal nach Deutschland, den Erfahrungen von Migrant:innen in der Bundesrepublik seit den 1970er-Jahren und seinem Engagement in der IG Metall.
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Die Erfahrungen im Umgang mit den Republikanern zeigen, warum es in liberalen Demokratien so schwierig ist, rechtsextreme Parteien zu beobachten und zu verbieten. Der Historiker Moritz Fischer argumentiert in einem Gastbeitrag, warum die Bewertung durch den Verfassungsschutz oft ein Teil des Problems ist.