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Eine afrikaweite feministische Arbeits- und Aktionsgruppe sucht nach konkreten Alternativen zu ausbeuterischen, extraktiven Wirtschaftsmodellen.
Bild: Uganda Feminist Lab 2018 von FES
Entgegen der medialen Darstellung afrikanischer Frauen als „Opfer“ waren afrikanische Feministinnen seit jeher ganz vorne mit dabei, wenn es darum ging, Unterdrückung, Ausbeutung und Autoritarismus entgegen zu treten. Im Kontext der Dekolonialisierungskämpfe haben Frauen einen entscheidenden Beitrag im täglichen Widerstand gegen Rassismus und weiße Herrschaftsideologien geleistet. Aber auch als Vordenkerinnen trugen sie zur Entwicklung einer panafrikanischen Vision einer sozial gerechten und freien Gesellschaft bei, die Männern und Frauen gleichermaßen mit Würde behandelt.
Im heutigen Entwicklungsdiskurs werden Frauen häufig als spezielle „Problem-Zielgruppen“ wahrgenommen, denen man mit gendersensitiven Politiken beikommen muss. Eine solche technische Verkürzung des emanzipatorischen Potentials des Gender-Konzepts lässt gerne vergessen, welche machtvolle Kraft radikale politische Frauen auf dem Kontinent besitzen. Dabei sprechen sich Feministinnen in allen Teilen des Kontinents heute immer offener und mutiger gegen Gewalt, Homophobie, Fremdenhass, patriarchale Machtpolitik und die Tatenlosigkeit politischer Eliten aus. Sie setzen sich im Kampf gegen soziale und wirtschaftliche Ungleichheit ein und dafür, den Arbeiterklassen ein Leben in Freiheit und Würde zu ermöglichen.
Dabei finden sie neue Wege bestehende Macht- und Unterdrückungsstrukturen in Frage zu stellen: Der beeindruckende Marsch für ein Ende der Gewalt gegen Frauen in Südafrika am 1. August 2018 ist ein sehr aktuelles Beispiel dafür, wie die Frauenbewegungen die bestehende Wut und Empörung über die endemische Misshandlung, Zwangsverheiratung, Vergewaltigung und Ermordung von Frauen in eine nationale und intersektionale Bewegung kanalisieren konnten. Unter dem Motto #TotalShutDown gingen tausende Menschen vereinigt auf die Straße.
Die Besorgnis über den weltweiten konservativen backlash gegen Frauenrechte sowie die schleichende Entpolitisierung feministischer Agenden einerseits und das Auftreten einer neuen Generation feministischer Aktivistinnen auf dem Kontinent andererseits gaben 2016 den Impuls für ein verstärktes geschlechterpolitisches Engagement der Friedrich-Ebert-Stiftung in Afrika. Am Anfang stand eine Brainstorming-Konferenz am Rande des internationalen Treffens der sozialen Bewegung „Weltfrauenmarsch“ in Maputo. Es ging darum, aktuelle Agenden und Kämpfe in den verschiedenen Regionen zu verstehen und gemeinsame Herausforderungen zu identifizieren. Der Erfahrungsaustausch war kritisch und lehrreich.
Während die Frauenbewegungen in vielen Ländern sehr erfolgreich kollektiven Widerstand gegen Gewalt, Landraub und destruktive Einflüsse ökonomischer Großprojekte auf lokale Gemeinschaften organisieren, fällt es mitunter schwer, größere politisch-strategische Allianzen mit anderen Bewegungen zu bilden. Vor allem traditionelle Massenbewegungen wie politischen Parteien und Gewerkschaften können dabei jedoch Partner sein, um die eigene Verhandlungsmacht zu stärken und gesellschaftliche Strukturen zu verändern. Ebenso fehlt es mitunter an Räumen, um feministisches Wissen zu teilen und weiterzuentwickeln, Erfahrungen zu systematisieren und konkrete Utopien für ökonomische Alternativen aus feministischer Perspektive kollektiv zu erarbeiten.
Als sozialdemokratische Institution mit engen Verbindungen zur Arbeiterbewegung erkannte die FES hier ihre Rolle, um Brücken zu schlagen zwischen den Stimmen starker Frauen innerhalb und außerhalb politischer Institutionen. Das Ergebnis: Eine afrikaweite feministische Arbeits- und Aktionsgruppe, die rund 30 feministische Akademikerinnen, soziale Aktivistinnen und progressive Frauen aus Gewerkschaften und der politischen Arena aus 19 verschiedenen afrikanischen Ländern zu sogenannten Ideenwerkstätten zusammenbringt. In diesen panafrikanischen feministischen Laboren reflektiert die Gruppe mit partizipativen Methoden (Storytelling, BioMaps, kollektive Projekte) gemeinsam sozial und wirtschaftliche Entwicklungen, feministische Standpunkte und demokratische, bürgerorientierte Wege Politik zu organisieren. Die Mission lautet: Die Sinne schärfen, um die Kämpfe der anderen in den jeweils unterschiedlichen Kontexten und der damit verbundenen Komplexität zu verstehen und darauf aufbauend auf sehr praktische, solidarische und intersektionale Weise die Frauen und ihre Bewegung zu stärken.
Das ist oft leichter gesagt als getan. Zu Beginn ging es viel um die Dekonstruktion eigener Vorurteile und Stereotypen: „Akademikerinnen reden bloß und tun nichts“, „Soziale Aktivistinnen sind donor darlings und haben kein Mandat“, „Gewerkschafterinnen sind so feministisch, wie freier Handel frei ist“. Intersektionalität heißt zunächst einmal, die eigenen Grenzen der Vorstellung, tief sitzende Überzeugungen und mögliche negative Erfahrungen zu hinterfragen und sich für alternative Sichtweisen zu öffnen. Zuhören und Lernen sind harte Arbeit. Aber sie lohnt, denn sich „vereinigt in der Diversität“ zu engagieren, erlaubt es, ein besseres Verständnis komplexer Realitäten zu entwickeln und der ihr eigenen strukturellen Gewalt.
Feminismus, verstanden in dieser aktiven, kollektiven, radikalen und transformativen Weise, kann die essentiellen Verbindungen zwischen wichtigen gesellschaftlichen Kämpfen schaffen und dadurch einen Beitrag leisten, um bestehende Grenzen zu überwinden. Auf diese Weise kann es dann auch gelingen, über die oftmals begrenzten Diskussionen um single issues und formale Repräsentationspolitik hinauszugehen und substantielle, strukturelle Veränderungen im ökonomischen und politischen System zu erreichen.
Der Erfolg heutiger feministischer Kämpfe hängt maßgeblich davon ab, engagierte Frauen in ihrem Widerstand gegen Ausbeutung und soziale Ungerechtigkeit zu stärken und kollektiv Alternativen voranzubringen. Die von der FES unterstütze afrikaweite feministische Arbeits- und Aktionsgruppe möchte ihren Teil zu diesem Großprojekt beitragen.
Mehr Information zur feministischen Arbeit der FES in Afrika finden Sie auf der Website der FES Mosambik.
Vier Expertinnen aus Afrika, der MENA-Region, Asien und Lateinamerika/Karibik berichten im Rahmen des globalen FES Projekt ‘The Future is Feminist'.
Leitung
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