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In Zeiten verhärteter Fronten zwischen der Regierung Kameruns und separatistischen Gruppen setzen Frauen in beispielhaften Friedensverhandlungen, die alle Konfliktakteure und Dialogpartner an einen Tisch brachte, ein klares Zeichen für Frieden.
Wenige Tage nachdem die kamerunische Regierung offiziell die Schweizer Mediation aufgekündigt hat, die seit 2019 das Mandat hatte, zwischen Regierung und separatistischen Gruppen zu vermitteln, hat die FES Kamerun die ersten Frauenfriedensverhandlungen des Landes organisiert. In einer Zeit, in der alle Zeichen auf militärischer Intervention stehen, bleibt die von der FES geleitete Frauenfriedensplattform die einzige von beiden Konfliktakteuren akzeptierte Dialoginitiative des Landes. Gerade auch durch ihre Arbeit in den Konfliktregionen erlangte die FES hohes Ansehen und Glaubwürdigkeit.
In simulierten Friedensverhandlungen schlüpften die 70 Mitglieder der Plattform vom 19.-21. September in die Rollen von Regierungsvertreter_innen, Separatisten oder zivilgesellschaftlichen Akteuren. Als Beobachter_innen waren sowohl Botschafter_innen und Vertreter_innen internationaler Organisationen als auch Regierungsvertreter_innen eingeladen – die Vertreterin des Premierministers, die Ministerin für die Förderung von Frauen und Familie sowie zahlreiche Abgeordnete wohnten den Verhandlungen bei. Zudem waren über einen Livestream Separatistenführer aus der Diaspora aus Norwegen, den USA und Kanada zugeschaltet. Indirekt waren beide Konfliktakteure somit an einem Tisch versammelt und wurden Zeugen von Verhandlungsinhalten und -abläufen, die sich auch in Realität so abspielen könnten, wenn beide Seiten sich öffnen.
Die Frauen verhandelten in drei Regionalkomitees für die drei Konfliktregionen des Landes, dem Nordwesten/Südwesten, dem Hohen Norden und dem Osten, und verabschiedeten nach Tagen harter Verhandlungen drei regionale Friedensabkommen sowie einen generellen Frauenfriedensvertrag, der die drei Konfliktregionen verbindet und am Ende der simulierten Verhandlungen der Regierung übergeben wurde. Da alle Frauen persönlich von den Folgen der bewaffneten Konflikte betroffen sind, gab es Momente, in denen die Differenzen unüberwindbar schienen und die Verhandlungen zu scheitern drohten. Doch letztlich gelang es immer wieder, alle Vertreterinnen an einen Tisch zu bringen und gemeinsam Lösungen zu formulieren.
Damit sendeten die Vertreterinnen der Plattform ein starkes Signal an politische Entscheidungsträger_innen: „Bitte wartet nicht länger mit offiziellen Friedensverhandlungen! Mit jedem Tag, der vergeht, sterben mehr unschuldige Menschen. Mit jedem Monat, der vergeht, werden große Geldsummen für militärische Ausrüstung ausgegeben, die nicht für Schulen und Krankenhäuser zur Verfügung stehen. Mit jedem Jahr, das vergeht, verblassen die Erinnerungen an eine Zeit ohne Krieg. Es ist kein Zeichen von Schwäche, sich für Dialog zu öffnen, im Gegenteil, es ist ein Zeichen von Stärke. Viele Generationen werden es Ihnen danken, wenn Sie eine Abkürzung auf dem Weg zum Frieden nehmen.“
Die Verhandlungen, über die in den Abendnachrichten zahlreicher nationaler Fernsehsender berichtet wurde und auch von internationalen Medien wie der Deutschen Welle aufgegriffen wurden, sendeten ein starkes Signal, dass die Frauenplattform weiterhin auf Dialog und Verhandlungen setzt. In einer Zeit, in der sich die Fronten zwischen den Konfliktakteuren immer mehr verhärten und ein Waffenstillstand weit weg erscheint, genießt die Initiative der FES Kamerun weiterhin einen hohen Vertrauensvorschuss bei Regierungsvertreter_innen und Separatistenführern, welcher weiterhin für eine inoffizielle Vermittlung zwischen beiden Seiten genutzt wird.
Das erklärte Ziel der Plattform ist es, bei zukünftigen offiziellen Verhandlungen Frauen an den Verhandlungstisch zu bringen, die bisher weitestgehend von offiziellen Friedensprozessen ausgeschlossen sind. In dem Versuch, einen Beitrag zum Friedensprozess zu leisten, sind wir überzeugt, dass Frauen eine Schlüsselrolle spielen – als Mediatorinnen, Verhandlerinnen und Unterstützerinnen auf allen Ebenen. Dies haben auch Erfahrungen mit Friedensprozessen in verschiedenen Ländern gezeigt: Je mehr Frauen einbezogen sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Verhandlungsabschlüsse nachhaltig Bestand haben.
Nina Netzer leitet das Büro der Friedrich-Ebert-Stiftung in Kamerun.
Website: http://fes-kamerun.org/info(at)fes-kamerun.org
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