Diese Webseite verwendet Cookies
Diese Cookies sind notwendig
Daten zur Verbesserung der Webseite durch Tracking (Matomo).
Das sind Cookies die von externen Seiten und Diensten kommen z.B. von Youtube oder Vimeo.
Geben Sie hier Ihren Nutzernamen oder Ihre E-Mail-Adresse sowie Ihr Passwort ein, um sich auf der Website anzumelden.
Deutschland steht vor gewaltigen finanziellen Herausforderungen. Um diese zu meistern, sollte insbesondere nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts auch die Einnahmeseite der Staatsfinanzen in den Blick genommen werden. Prof. Tom Krebs zeigt in dieser Studie drei sinnvolle Möglichkeiten jetzt mehr Geld zu mobilisieren.
In den letzten drei Jahren hatte der deutsche Staat hohe Sonderausgaben, um die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie und des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine abzufedern. Die seit 2011 bestehende Schuldenbremse wurde zeitweise ausgesetzt und verschiedene Sondervermögen beschlossen. Unter anderem wurden 60 Milliarden Euro, die ursprünglich als Corona-Hilfen geplant waren, für den neu aufgesetzten Klima- und Transformationsfonds (KTF) umgewidmet.
Diese Mittelverschiebung wurde am 15. November 2023 vom Bundesverfassungsgericht gekippt. Die 60 Milliarden Euro dürfen nicht für die Zwecke des KTF ausgegeben werden. Der KTF ist insgesamt mit rund 211 Milliarden Euro ausgestattet und fördert unter anderem Energieeffizienz von Gebäuden (GEG), das Aussetzen der EEG-Umlage und Investitionen in den Hochlauf klimafreundlicher Technologien wie etwa der Halbleiterproduktion oder der Wasserstoffwirtschaft.
Es ist dringend geboten, eine schnelle Lösung zu finden, um die nun „fehlenden“ 60 Milliarden Euro weiterhin veranschlagen zu können. Ein Weg wäre, die Schuldenbremse abzuschaffen oder zu reformieren - dies würde eine verfassungsändernde Mehrheit im Parlament voraussetzen. Dieser Weg wird aktuell öffentlich diskutiert, scheint aber höchst unwahrscheinlich. Es lohnt sich deshalb für eine Lösung auf die Einnahmeseite des Haushalts zu blicken: In einer neuen Studie für die Friedrich-Ebert-Stiftung macht Prof. Tom Krebs von der Universität Mannheim Vorschläge wie man die Einnahmenseite des Bundeshaushalts stärken und so trotz Schuldenbremse dringende Investitionen in die Transformation zur klimaneutralen Wirtschaft tätigen könnte.
Drei Möglichkeiten bieten sich an: eine Erhöhung der Investitionstätigkeit öffentlicher Unternehmen, die Neuberechnung des Produktionspotenzials und eine Reform der Erbschaftssteuer. Kredite von öffentlichen Unternehmen gehen nicht zu Lasten der durch die Schuldenbremse festgelegte Nettokreditaufnahme von maximal 0,35% des BIP. Über einen Erwerb von öffentlichen Unternehmen, gerade im Bereich von Zukunftstechnologien wie etwa der Wasserstoffwirtschaft, könnten Investitionen über Unternehmenskredite finanziert werden. Daneben zeigt die Studie, dass die aktuelle Berechnung des Produktionspotenzials der deutschen Wirtschaft gerade unterschätzt wird, da die krisenbedingten Produktionsverluste als dauerhaft bewertet werden. Würde man die Produktionspotenziale neu berechnen, könnte man die Nettokreditaufnahme-Grenze kurzfristig von 17 auf 45 Milliarden Euro hochsetzen. Eine weitere langfristige Möglichkeit die Einnahmen, insbesondere für die Haushalte der Länder, zu steigern, wäre eine Reform der Erbschaftssteuer, die steuerliche Ausnahmeregelungen bei Unternehmensübertragungen stärker in den Blick nimmt. In der aktuellen Regierungskonstellation scheint diese Möglichkeit allerdings ebenso unwahrscheinlich wie eine Abschaffung der Schuldenbremse.
Dass erhöhter Handlungsbedarf besteht, unterstreicht die Studie „Zeitenwende: Wie wir unsere Wirtschaft und das Klima retten“, unabhängig von den Herausforderungen, die sich durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts ergeben. Die Studie zeigt Investitionsbedarfe von insgesamt 80 Milliarden Euro neben den nun „fehlenden“ 60 Milliarden Euro aus dem KTF im Bereich der klimaneutralen Transformation und Daseinsvorsorge auf. Diese Investitionen sind zwingend notwendig, will die Bundesrepublik auch in Zukunft eine starke und wettbewerbsfähige Wirtschaft haben. Sie zu ermögliche, auch ohne die nun gestrichenen Gelder ist Aufgabe der Bundesregierung.
Studienautor Prof. Tom Krebs, PhD ist Professor für Makroökonomik an der Universität Mannheim und akademischer Direktor am Forum New Economy.
Vera Gohla ist Referentin für Wirtschafts- und Strukturpolitik in der Abteilung Analyse, Planung und Beratung der Friedrich Ebert Stiftung.
Krebs, Tom
Tom Krebs ; Herausgeberin: Abteilung Analyse, Planung und Beratung. - Berlin : Friedrich-Ebert-Stiftung, November 2023. - 26 Seiten = 870 KB, PDF-File. - (FES diskurs)Electronic ed.: Berlin : FES, 2023ISBN 978-3-98628-427-5
Publikation herunterladen (870 KB, PDF-File)
Junge Stimmen finden im politischen Diskurs oft nicht ausreichend Gehör. Mit einer Textreihe von Stipendiat_innen der FES wollen wir unseren Teil dazu…
In diesem Text analysieren Stipendiat_innen der FES die Idee eines Klimaclubs. Kann er ein ernsthaftes Angebot für globale Kooperation sein?
Zongyuan Zoe Liu ist eine der renommiertesten Expertinnen zur Rolle verschiedener Währungen im internationalen Handel und an den internationalen…
Die Vereinten Nationen und die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung erfreuen sich in der öffentlichen Meinung großer Beliebtheit. Doch sind…
Alle FES-Expert_innen für int. Gemeinschaft u. Zivilgesellschaft
Millionen von Menschen erfahren im Corona Virus eine Bedrohung für ihre Gesundheit und ihren Job. Eine grundlegende soziale Absicherung kann das Schlimmste verhindern. Welches Land wie aufgestellt ist und was noch getan werden muss, zeigt eine interaktive Karte der FES. weiter
Wie nah ist die Weltgemeinschaft den nachhaltigen Entwicklungszielen schon gekommen? Der jährlich erscheinende Bericht zu Hürden und Widersprüchen bei der Umsetzung der Agenda 2030. weiter