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Die Corona-Pandemie hat erneut gezeigt, dass Frauen an vorderster Front stehen – bis es darum geht, ihnen die Entlastung und Unterstützung zu gewähren, die sie verdienen und dringend brauchen. COVID-19 bringt die seit langem bestehenden Diskrepanzen ans Licht, die unsere Gesellschaften und Gesundheitssysteme durchziehen, und offenbart die desaströsen Geschlechterverhältnisse in der Arbeitswelt. Frauen, die seit jeher zu den vulnerabelsten Bevölkerungsteilen gehören, schultern den Großteil der Last – insbesondere dadurch, dass sie die große Mehrheit der im Gesundheitswesen Arbeitenden bilden und somit auch einem größeren Infektionsrisiko ausgesetzt sind. Gleichzeitig führen überkommene Ungleichgewichte in der Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern dazu, dass Frauen in Zeiten geschlossener Schulen und Kitas auch zu Hause die Hauptlast tragen. In vielen Ländern, besonders denen des Globalen Südens, werden Frauen schlecht entlohnt; sie arbeiten oft im informellen Sektor und sind damit angesichts der drastischen Schocks auf den Arbeits- und Handelsmärkten akuter gefährdet, ihre Arbeit und damit ihren Lebensunterhalt zu verlieren. Zudem steigt in Zeiten von Krise und Quarantäne die Gefahr, dass sie Gewalt, Ausbeutung, Übergriffe oder Belästigung erleben.
Das globale FES-Projekt „The Future is Feminist“ wurde Hand in Hand mit unseren Partner_innen im Globalen Süden entwickelt, die uns unverzichtbaren Input zu regionalen feministischen Perspektiven zur Zukunft der Arbeit gegeben haben. In enger Zusammenarbeit haben wir eine Kampagne zu Sorge- und Reproduktionsarbeit entwickelt. Ihr Titel: Care to Join Us? Als wir zum ersten Mal darüber sprachen, war COVID-19 noch kein Thema – aber selbst da war schon klar, dass die gesellschaftliche Organisation der Reproduktions- und Sorgearbeit dringend verändert werden muss. Mit dieser Kampagne bekräftigen wir unsere Solidarität mit bezahlten und unbezahlten Sorgearbeitenden, von denen die allermeisten Frauen sind. Wir wollen die Wechselbeziehungen zwischen Produktion, Reproduktion und Kapitalismus beleuchten und diese allgemeinen Fragen mit den vielfältigen Erfahrungen von Sorgearbeiterinnen in Afrika, Asien, Lateinamerika und der MENA-Region verbinden. Wenn wir die Zukunft der Arbeit gestalten wollen, müssen wir die unfaire, unverhältnismäßige Last der unbezahlten Sorge- und Hausarbeit, die Frauen tragen, anerkennen, reduzieren und umverteilen.
Nutzen wir die Chance, eine Welt nach COVID-19 zu entwerfen, die feministische Perspektiven und Werte reflektiert. Care to join us? Dann macht mit, teilt und unterstützt diese Kampagne!
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In Krisenzeiten leisten Frauen einen wesentlichen Anteil der systemrelevanten Arbeit – sei es unbezahlte Sorgearbeit oder bezahlte Arbeit im Gesundheitswesen. Im Verlauf einer Krise verschlechtert sich die Situation der Frauen noch, da zusätzliche Sorgearbeit, wirtschaftliche Unsicherheit und erhöhte geschlechtsspezifische Gewalt sie doppelt und dreifach belasten.
Sorgearbeit ist ARBEIT! Es gibt bezahlte und unbezahlte Sorgearbeit. Obwohl sie in allen Gesellschaften dieser Welt systemrelevant ist, wird sie unterbewertet – und meistens von Frauen geleistet.
Ohne Sorgearbeit kein Leben – ob für uns als einzelne Menschen oder für die Gesellschaft als Ganzes. Alle Menschen brauchen an verschiedenen Punkten ihres Lebens jemanden, der oder die für sie sorgt. Eine Gesellschaft kann nur überleben, wenn Sorgearbeit Unterstützung für die nächste Generation und für (andere) Werktätige leistet.
Sorgearbeit ist für das Funktionieren und den Fortbestand unserer Gesellschaft von wesentlicher Bedeutung. Das ist zwar während der Corona-Krise wieder besonders sichtbar geworden, aber es gilt auch in anderen Zeiten und Kontexten. Sorgearbeit erfordert hohe Motivation und ausgeprägte Fähigkeiten; sie ist körperlich und emotional anstrengend. Deshalb brauchen Sorgearbeitende unsere Solidarität und unseren Respekt – einschließlich menschenwürdiger Bezahlung. In Wirklichkeit sieht das Bild jedoch anders aus: Sorgearbeitende sind weltweit unterbezahlt und leiden oft unter harten Arbeitsbedingungen.
Ein großer Teil der Sorgearbeit verläuft unbemerkt und unbezahlt, was den Mangel an Wertschätzung noch verstärkt. Im modernen Kapitalismus dreht sich alles um Löhne. Unbezahlte Arbeit wird nicht wertgeschätzt, gilt oft nicht einmal als Arbeit. Gleichzeitig stützt sich das kapitalistische System auf die Ausbeutung der unbezahlten Arbeit von Frauen und profitiert von ihr.
Frauen erledigen nicht nur den größten Teil der unbezahlten Sorgearbeit, sondern gehen oft auch noch einer bezahlten Arbeit nach. Diese Doppelbelastung führt bei ihnen zu einem extremen Zeitmangel. Zeitarmut schränkt Frauen erheblich ein und beschneidet ihre Entwicklungschancen auf verschiedenen Ebenen – von Erwerbsmöglichkeiten über Bildung bis zu politischer Teilhabe.
Patriarchale und kapitalistische gesellschaftliche Normen definieren unbezahlte Sorgearbeit als Frauensache und bezahlte Arbeit als Männersache. Wertschätzung gibt es jedoch nur für letztere. Diese gesellschaftlichen Normen verstärkten Geschlechterrollen, indem sie Frauen darauf sozialisieren, Sorgearbeit zu leisten. Und sie wirken sich direkt auf eine Politik aus, bei der sich der Staat seiner Verantwortung für Sorgearbeit entzieht und die Last stattdessen den Frauen aufbürdet.
Die Gesellschaft als Ganzes sollte Verantwortung für Sorgearbeit übernehmen, statt sie auf den Schultern der Frauen abzuladen. Das heißt: Regierungen, Unternehmen und einzelne Männer müssen jeweils ihren fairen Beitrag leisten. Es bedeutet, Sorgearbeit anzuerkennen, zu reduzieren und umzuverteilen und Sorgearbeitenden faire Entlohnung und Repräsentation zuzugestehen.
“The Future is Feminist” ist ein globales Projekt der Friedrich-Ebert-Stiftung, das weltweit mit Feminist_innen zusammenarbeitet, um positive Visionen für eine bessere Zukunft zu entwickeln, die sich auf Themen der Wirtschaftspolitik und kritische ökonomische Perspektiven konzentrieren. Insbesondere analysiert das Projekt die Folgen der Digitalisierung und die Zukunft der Arbeit. Es identifiziert gemeinsame Anliegen von Feminist_innen und Arbeiterbewegungen, um Raum für neue starke Allianzen, die auf sozialen Wandel abzielen, zu schaffen. Das Projekt ist eine Weiterführung feministischer Netzwerke in den Regionen Asien-Pazifik, Lateinamerika und Karibik, Mittlerer Osten und Nordafrika sowie Sub-Sahara Afrika. Es bietet Aktivist_innen die Möglichkeit Ideen zu brennenden Themen, regionalen Erfahrungen und politischen Strategien auszutauschen und dient gleichzeitig als Raum, um mit neuen Ideen zu experimentieren.