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Die digitale Kluft zwischen den Geschlechtern ist nicht nur eine Frage des Zugangs. Sie ist Zeichen eines Demokratiedefizits, das Frauen und Mädchen in all ihrer Vielfalt an der sinnvollen Teilhabe am digitalen Paradigma hindert. Während Systeme zur Bereitstellung sozialer und finanzieller Leistungen mit Beginn der COVID-Pandemie standardmäßig digitalisiert wurden, fielen die am stärksten armutsbetroffenen Mädchen und Frauen weltweit durch entscheidende soziale Sicherungsnetze. Außerdem kam es zu einem Anstieg an technologievermittelter Gewalt, die überproportional Frauen betrifft – Menschenrechtsaktivistinnen, Politikerinnen, Frauen in den Medien, LGBTIQ*-Frauen, Frauen aus ethnischen Minderheiten und indigenen Gemeinschaften sowie Frauen mit Behinderung, mit direkten Auswirkungen auf ihr sozioökonomisches Wohlergehen und ihre öffentliche Teilhabe. Vor diesem Hintergrund ist es von wesentlicher Bedeutung, Geschlechtergerechtigkeit in den Fokus der gegenwärtigen Debatten zum Global Digital Compact zu rücken, der als transnationale Vereinbarung die grundlegenden Normen für eine offene, freie und sichere digitale Zukunft festlegen soll.
Im Jahr 2022 organisierten IT for Change und die Friedrich-Ebert-Stiftung eine Reihe von Konsultationen im Globalen Süden, um feministische Perspektiven für unsere gemeinsame digitale Zukunft zu entwickeln. An diesen Konsultationen beteiligten sich fast 100 feministische Akademiker_innen, Wissenschaftler_innen, Praktiker_innen, Aktivist_innen, sowie Vertreter_innen der Zivilgesellschaft und der Gewerkschaften, um normative Leitlinien und Aktionspläne für einen feministischen Ansatz in der digitalen Transformation zu debattieren. Die Ergebnisse dieser Dialoge bilden die Grundlage für eine Charta feministischer Forderungen aus dem Globalen Süden für den UN Global Digital Compact.
Der UN Global Digital Compact muss eine feministische Perspektive widerspiegeln, damit die digitale Transformation unserer Wirtschaftssysteme und Gesellschaften zu einer geschlechtergerechten Welt führt, die alle Menschen respektiert und ihnen die Verwirklichung ihrer Ziele ermöglicht.
Ein wahrhaft offenes Internet gibt allen eine Stimme. Es lässt neue Solidaritäten und translokale Öffentlichkeiten entstehen. Diese soziale Fluidität können wir nur zurückgewinnen, wenn wir uns von den instrumentalistischen Offenheitsprinzipien verabschieden, die die Grundlage für die Pseudo-Diversitäts-Taktiken der Social-Media-Plattformen, den Elitarismus in offenen Communities und die Überwachung im sozialen Raum bilden.
Freiheit in der digitalen Gesellschaft bedeutet mehr Chancen und Wahlmöglichkeiten für alle Frauen und Mädchen. Dabei geht es nicht nur um die Bekämpfung von Prekarität, sondern auch um autonomes Leben und Arbeiten, universelle soziale Sicherung und soziale und solidarische digitale Wirtschaftsmodelle.
Eine sichere digitale Zukunft garantiert die Rechte aller Menschen auf Entwicklung und Verwirklichung ihrer Potenziale. Die strukturelle Gewalt des allgegenwärtigen Datenextraktivismus muss sofort beendet werden, wenn wir eine neue, gleichberechtigte digitale Ordnung aufbauen wollen.
Auf der Grundlage der oben genannten Grundsätze fordert die Charta Maßnahmen in den folgenden drei Schlüsselbereichen:
Der UN Global Digital Compact muss die systemischen und strukturellen Ungerechtigkeiten in der digitalen Gesellschaft und Wirtschaft angehen, die aus ungezähmtem Machtstreben und Marktexzessen der transnationalen Plattformkonzerne resultieren. Eine geschlechtergerechte digitale Wirtschaft und Gesellschaft braucht einen verbindlichen globalen Governance-Rahmen mit konkreten Selbstverpflichtungen der Vertragsstaaten. Dazu gehört auch die wirksame Durchsetzung der Menschenrechte von Frauen in digitalen Unternehmen.
Der UN Global Digital Compact muss einen Paradigmenwechsel weg von der neoliberalen Politik des Datenextraktivismus einläuten. Er muss eine Richtung für die Transformation und Harmonisierung der multilateralen Politik in den Bereichen digitaler Handel, Besteuerung, geistige Eigentumsrechte sowie Arbeitnehmer_innenrechte in digitalen Wertschöpfungsketten weisen und die politische und wirtschaftliche Souveränität aller Nationen und Gemeinschaften fördern. Die globale digitale Zusammenarbeit braucht eine finanziell gut ausgestattete Strategie für eine öffentliche digitale Infrastruktur und eine Politik, die den Weg für geschlechtergerechte, lebensunterhaltszentrierte und umweltgerechte Modelle weist – besonders im Globalen Süden.
Der UN Global Digital Compact sollte das dominante Multi-Stakeholder-Modell der digitalen Politikgestaltung ablehnen, das von Großkonzernen dazu benutzt wird, das Internet und das Gemeingut der Daten zu monopolisieren. Stattdessen muss er zur Schaffung eines neuen demokratischen Rahmens für eine Regulierung des Internets beitragen, mit dem sein generatives, horizontales Netzwerkpotenzial aus den Fängen des Überwachungskapitalismus befreit werden kann.
Darüber hinaus braucht es einen neuen Ansatz für die Regulierung von Datenressourcen, der anerkennt, dass aggregierte Daten Gemeingut sind und dafür sorgt, dass die Gemeinschaften, aus denen solche Daten generiert werden, über die Verwendung dieser Daten entscheidungsberechtigt sind – wobei die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an den Entscheidungen und den Gewinnen sicherzustellen ist.
Du kannst unsere Forderung, feministische Perspektiven in den Fokus des UN Global Digital Compact zu rücken, unterstützen. Unterschreibe jetzt die Charta feministischer Forderungen und abonniere die Updates zu unserer Initiative!
The Future is Feminist ist ein globales Projekt der Friedrich-Ebert-Stiftung in Zusammenarbeit mit Feminist_innen weltweit. Ziel ist, auf der Grundlage kritischer Analysen und Debatten zu wirtschaftspolitischen Fragen Perspektiven für eine bessere Zukunft zu entwickeln. Die hier vorgestellte Charta enthält Leitlinien und einen Aktionsplan für einen feministischen Ansatz in der digitalen Transformation. Sie stützt sich auf umfassende Konsultationen mit knapp 100 Teilnehmenden aus dem Globalen Süden. Ihre Forderung: Die Schlüsselprinzipien digitaler Governance – Offenheit, Freiheit und Sicherheit – sollen die Grundlage für einen konstruktiven Pluralismus bilden, in dem gleichberechtigte und gerechte Gesellschaften eine gute Zukunft haben. Die Charta formuliert unsere Erwartungen an den UN Global Digital Compact, damit die digitale Transformation sozial gerecht und unter Wahrung der Menschenrechte von Frauen ablaufen kann. Das Projekt führt die Arbeit feministischer Netzwerke in Asien/Pazifik, Lateinamerika/Karibik, der MENA-Region und aus Regionen südlich der Sahara fort. Es bietet Aktivist_innen die Gelegenheit, Ideen zu wichtigen Themen, regionale Erfahrungen und politische Strategien auszutauschen und gleichzeitig neue Ideen auszuprobieren. Diese Charta baut auf dem Vorgängerprojekt „Der Deal unserer Träume“ auf.