Diese Webseite verwendet Cookies
Diese Cookies sind notwendig
Daten zur Verbesserung der Webseite durch Tracking (Matomo).
Das sind Cookies die von externen Seiten und Diensten kommen z.B. von Youtube oder Vimeo.
Geben Sie hier Ihren Nutzernamen oder Ihre E-Mail-Adresse sowie Ihr Passwort ein, um sich auf der Website anzumelden.
Geschlechtsspezifische Gewalt am Arbeitsplatz ist immer noch ein viel zu großes Problem. Wie afrikanische Gewerkschaften dagegen vorgehen wollen – und wie sie dafür auch ihre eigenen Strukturen ändern müssen.
„Gender Mainstreaming“ war wichtig. Jetzt wurde zusätzlich das Ziel einer „Feministischen Außenpolitik“ zum ersten Mal im Koalitionsvertrag festgehalten. Was genau bedeutet das im Kontext der Entwicklungspolitik? Um diskriminierende gesellschaftliche Strukturen zu überwinden, braucht es dreierlei: gleiche Rechte, mehr Ressourcen und eine bessere Repräsentanz von Frauen und marginalisierten Gruppen, erklärte Dr. Bärbel Kofler, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) bei einer Veranstaltung der FES in Dar es Salaam, Tansania. Wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frauen ist die Grundlage für die Gleichstellung der Geschlechter. Aber Bärbel Kofler sprach vor den Anwesenden – in der Mehrzahl Teilnehmerinnen einer regionalen Konferenz zum Thema Feminismus in der afrikanischen Gewerkschaftsbewegung – auch aus, dass es nötig ist, über reines wirtschaftliches Empowerment hinausgehen und die aktuellen Machtverhältnisse in Frage gestellt werden müssen.
In dem Wunsch, feministische Ansätze auszuarbeiten und umzusetzen, trafen sich Bärbel Kofler, die bei ihrer Reise von den Mitgliedern des Deutschen Bundestages Tina Rudolph und Dagmar Schmidt begleitet wurde, und die Teilnehmerinnen der regionalen feministischen Konferenz, die IndustriALL Global Union und das FES Trade Union Competence Centre (TUCC) am 17. und 18. August in Dar Es Salaam organisiert haben. Eingerahmt wurde die Begegnung zwischen der Delegation, den Gewerkschafterinnen sowie Vertreter*innen der Zivilgesellschaft, deutscher und EU-Vertretung vom Kollektiv „Chi and Friends for a Cause“, deren kuratierter Abend mit Musik, Poesie und Tanz eine Seite des Feminismus darzustellen vermochte, die oft vergessen wird: Feminismus sollte auch gefeiert werden, denn er steht für die Unabhängigkeit von Frauen und ihre Freiheit, eigene Entscheidungen zu treffen. In einem Land, wo gerade auch die Musik- und Kreativbranche mit Sexismus und Übergriffigkeit die Gesellschaft prägt, geht es mehr und mehr darum, überhaupt erst einmal einen Safe Space für Austausch und Vernetzung zu schaffen.
„Das Private ist politisch”: Warum diskutieren wir das heute noch? Und warum müssen sich Gewerkschaften damit befassen? Dass der Leitspruch der feministischen Bewegung noch immer gilt, wurde auf der zweitägigen regionalen IndustriALL-Konferenz deutlich. Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist nicht neu. Was wir schnell gemerkt haben: es reicht nicht, über feministische Ansätze für Kampagnen und Aktivitäten von Gewerkschaften – in dem Fall die afrikanischen Mitglieder der globalen Föderation IndustriALL – zu sprechen. Ja, Kampagnen wie #Metoo haben noch einmal mehr auf geschlechtsspezifische Gewalt am Arbeitsplatz aufmerksam gemacht. Gewerkschaften müssen dringend dagegen vorgehen, denn das Ausmaß des Problems ist erschreckend. Es ist systemisch. Noch einmal mehr betreffen Gewalt und sexuelle Belästigung Frauen und marginalisierte Bevölkerungsgruppen, die die Mehrheit der Beschäftigten im informellen Sektor afrikanischer Länder ausmachen.
Gewalt und Sexismus gegen Frauen sind weit verbreitet – und geschehen überall. Auch in den Gewerkschaftsstrukturen. Das war der Aspekt des regionalen Treffens von Gewerkschafterinnen, der uns Organisatorinnen zeigte, wie lang der Weg ist, den wir gehen müssen. Erfahrungen mit Sexismus und Antifeminismus ist für viele Gewerkschafterinnen Alltag. Wenn wir mit patriarchalisch organisierten Partnerorganisationen arbeiten, müssen wir auch lernen, mit der Scham und der Angst umzugehen, die Opfer zum Schweigen bringt und Täter schützt. Gewerkschaften sollen eine grundlegende Rolle bei der Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen am Arbeitsplatz spielen. Aber sie haben selbst ein massives Problem, wie zahlreiche Aussagen von Betroffenen belegen. Oftmals wird das Problem weg gelächelt und gesagt, die Kultur bringe solches Verhalten hervor und legitimere es. Daran, dass aus genau diesem Grund eine kritische feministische Analyse von gesellschaftlich und kulturell tief verankerten Tabus notwendig ist, erinnerte Patricia McFadden, die ihre Reise als Feministin mit der Arbeiter*innenbewegung und antikolonialen Bewegung begann. Auch wenn ein langer Weg vor uns liegt, die Konferenz zeigte auch das enorme Transformations- und Erneuerungspotenzial des Feminismus für die Arbeiter*innenbewegung. Rose Omamo, Generalsekretärin der kenianischen Metallgewerkschaft und Vize-Präsidentin von IndustriALL, zeichnete die Ausarbeitung der ILO-Konvention über Gewalt und Belästigung (C190) nach, die eben auch berücksichtigt, dass häusliche Gewalt sich negativ auf die Arbeitsorganisation und die Beziehungen am Arbeitsplatz auswirkt – das Private ist und bleibt eben politisch.
Elisabeth Bollrich leitet das Büro der Friedrich-Ebert-Stiftung in Tansania.
Website: https://tanzania.fes.de/info.tanzania(at)fes.de
Kathrin Meißner leitet das Trade Union Competence Centre mit Sitz in Johannesburg, Südafrika.
Website: https://tucc.fes.de/tucc(at)fes.de
Zentrale Genderkoordinatorin
Dr. Stefanie Elies
030 26935-7317Stefanie.Elies(at)fes.de
Redaktion
Dorina Spahn
030 26935-7305dorina.spahn(at)fes.de
Besuchen Sie uns auch auf Facebook und Instagram @gendermatters_fes