Ende der 1970er Jahre war die Lage auf dem Land so schlecht geworden, dass Mao sich dem Westen öffnete. Die Schere zwischen Stadt und Land sowie die Kommandowirtschaft sollten durch bessere wirtschaftliche Anreize für die Menschen überwunden werden. Der Weg dorthin war jedoch hochumstritten. In den 1980er Jahren kam es zu einem massiven Ausbau der Wirtschaftsforschung und zu einer Intensivierung des Austauschs mit dem Ausland. Man war offen für die Implementierung stärkerer Marktanreize. Markt und Planung sollten in China nicht mehr als unvereinbar betrachtet werden. Vielmehr sollte der Marktmechanismus zum wichtigsten Zuteilungsprozess von Ressourcen, Arbeit und Löhnen werden.
Während Forschende aus sozialistischen Staaten grundsätzlich planwirtschaftliche Elemente in Frage stellten, verwiesen westliche Experten, auch aus Deutschland, auf die Erfahrung der schnellen Preisliberalisierung Ludwig Erhards nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Dabei verschwiegen sie jedoch die sozialen Herausforderungen, die Generalstreiks und die planwirtschaftlichen Maßnahmen des sogenannten „Jedermann-Programms“, das Preisbremsen und Rationierungen auch nach der Preisliberalisierung möglich machte. Das deutsche Wirtschaftswunder war mithin keineswegs nur das Produkt von Preisliberalisierungen, sondern auch von einer pragmatischen Planung sowie von Preis- und Konsumkontrollen.
China entschied sich ebenso für eine pragmatischere Variante und nicht für die Schocktherapie. Die neue Preispolitik folgte der Idee leichter und schwerer Güter im Guanzi. Leichte Güter, die nicht essenziell sind, können freien Marktkräften überlassen werden. Für essenzielle Güter hingegen muss der Staat, wenn sie knapp und damit schwer werden, Preisbremsen und Rationierungen einführen. Damit Anreize für eine Ausweitung der Produktion erhalten bleiben, durften die Produzenten die Menge, die sie über die staatlich festgelegten Quoten hinaus produzierten, zu höheren Marktpreisen anbieten.
„Während die bereitgestellte Mindestmenge »schwer« sei, wenn sie sich unmittelbar auf die existenziellen Bedürfnisse der Menschen auswirkt, sei die Überschussproduktion nicht essenziell oder »leicht« und könne daher den Marktkräften ausgesetzt werden.“
Zudem konnten lokale Verwaltungen Preiskorridore auch für nichtessenzielle Güter definieren. Dieses zweigleisige Preissystem wurde im Jahr 1984 eingeführt und führte zu einem starken Anstieg der landwirtschaftlichen Produktion, ohne Preise und damit Produktionsanreize zu tief absinken zu lassen. Die staatliche Marktbeteiligung durch den Kauf und Verkauf von Gütern wurde insbesondere in der Landwirtschaft zur Preisstabilisierung angewandt. Im Falle eines Überangebots von Fertigungserzeugnissen für die Produktion konnten Preise um zwanzig Prozent unterhalb des im Plan gesetzten Preises sinken, um die industrielle Ressourcenallokation zu flexibilisieren. So schloss China die Schere zwischen landwirtschaftlicher und industrieller Produktion.
Zwar gab es in der Folge in Teilen des chinesischen Staatsapparates Bestrebungen, das zweigleisige Preissystem durch eine Schocktherapie zu überwinden. Allerdings betonten die Gegner der Schocktherapie, dass diese die strukturellen Ungleichgewichte und die ungeklärte Eigentumsfrage in China nicht wirklich adressierte. Statt über Preismechanismen musste ihrer Ansicht nach über die Wettbewerbsfähigkeit chinesischer Unternehmen diskutiert werden. Daher sollten Managementfähigkeiten verbessert und sozialistische Staatsunternehmen in Aktiengesellschaften überführt werden. Die Reformen sollten keinen Schock auslösen, damit die Bevölkerung optimistisch und produktiv gestimmt blieb und damit alle am Umbau der chinesischen Wirtschaft mitwirkten.
Als die Inflation im Jahr 1988 zum ersten Mal seit 40 Jahren außer Kontrolle geriet, gelangte die Idee der Schocktherapie zwar kurzfristig zurück in die Debatte. Die Inflation konnte jedoch innerhalb eines Jahres durch die stärkere Kontrolle des Staates über die wirtschaftlichen Kernaktivitäten überwunden werden. Erst in den 1990er Jahren konnten die neoklassischen Gegner die zweigleisige Preispolitik nach und nach überwinden. Zwar führten die Preisliberalisierungen der Jahre 1992/93 dazu, dass die Inflation das Wirtschaftswachstum überstieg. Von einer möglichen Hyperinflation und einer Schocktherapie war China aber auch zu diesem Zeitpunkt weit entfernt. Der chinesische Staat nimmt bis heute an zentralen Stellen Einfluss auf die Wirtschaft und wuchs durch einen graduellen Reformprozess über mehrere Jahrzehnte hinweg in den globalen Kapitalismus hinein.