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Natascha Strobl: Radikalisierter Konservatismus

Eine Analyse. Berlin: Suhrkamp (2021)

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Kurzgefasst und eingeordnet von Hans Peter Schunk 
Hans Peter Schunk ist Doktorand am Seminar für Neueste Geschichte der Philipps-Universität Marburg.


buch|essenz

Kernaussagen

Auf der Basis einer traditionell konservativen Partei haben Vertreter des „Radikalisierten Konservatismus“ wie Sebastian Kurz und Donald Trump eine Bewegung geschaffen, deren politische Gefolgschaft einer Fangemeinde gleicht. Mithilfe von Tabubrüchen und Radikalisierung der Rhetorik zielen beide darauf ab, den traditionell demokratischen Diskurs zu zerstören, um einen permanenten Wahlkampfmodus zu etablieren. Der fortwährend erhobene Vorwurf, missliebige Berichterstattung seien Fake News, erzeugt hierbei eine Gegenrealität. In dieser Gegenrealität tobt ein sich auf alle Bereiche des Lebens erstreckender Kulturkampf, bei dem der Regierungschef entweder Opfer einer üblen Kampagne oder gemäß eigens lancierter Darstellungen der strahlende Held ist. Im Rahmen der Gegenrealität werden Gegner – auch Repräsentant_innen demokratischer Institutionen – systematisch verunglimpft, um die Macht zu erhalten oder auszubauen. Konkrete Einzelfragen des politischen Tagesgeschäfts sollen umschifft und lediglich Leidenschaften bedient werden, damit möglichst viele Menschen Teil des Narratives der Gegenrealität werden.

Einordnung aus Sicht der Sozialen Demokratie

Strobl – selbst SPÖ Mitglied – konstatiert zu Beginn des Buches eine Krise der Sozialdemokratie, die in Korrelation mit dem Aufstieg „radikalisierter Konservativer“ steht. Mit der Wahl von Olaf Scholz zum Bundeskanzler hat sich das im deutschen Beispiel einstweilen geändert. Unabhängig davon bieten Strobls Analysen wichtige Einblicke in die systematischen Vorgehensweisen des politischen Kontrahenten. Diese fußen, wie Strobl konstatiert, teils auf Methoden, denen mit herkömmlichen Mitteln des politischen Alltags nichts Schlagkräftiges entgegnet werden kann. Im Wissen um diese Vorgehensweisen könnten künftig eigene Methoden für den Umgang mit „radikalisierten Konservativen“ entwickelt werden.

Verlag: Suhrkamp
Erschienen: 12.09.2021
Seiten: 192
ISBN:978-3-518-12782-7


buch|autorin

Natascha Strobl, 1985 in Wien geboren, hat Skandinavistik und Politikwissenschaft studiert. Sie ist als Publizistin tätig und schreibt unter anderem als Gastautorin für den Standard, Zeit Online und die Taz. Auf Twitter und in Talkshows analysiert sie rechtsextreme Strömungen.

Zusammen mit Julian Bruns und Kathrin Glösel veröffentlichte sie 2015 das Buch Rechte Kulturrevolution. Wer und was ist die Neue Rechte von heute?


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buch|inhalt

Rückblick: Konservative Bewegungen

Die gesellschaftliche Basis konservativer Bewegungen stellt das Bürgertum dar. Konservatismus richtet sich sowohl gegen den Liberalismus als auch den Sozialismus und zielt auf eine hierarchisch gegliederte Gesellschaft ab, deren höchsten Werte Ordnung und Privateigentum sind. In antirationaler Manier gilt religiöser Glaube der menschlichen Vernunft als mindestens gleichwertig, wenn nicht gar als übergeordnet. Vom Faschismus, bei dem jeder Lebensbereich als Kampf zur Umwälzung angesehen wird, unterscheidet sich der Konservatismus durch den die gesellschaftlichen Verhältnisse bewahrenden Charakter. Neue Rechte versuchen jedoch, durch einen zivilen Stil eine Verbindung von Konservativen und Faschisten herzustellen.

Insbesondere in digitalen Räumen reproduziert sich die neue Rechte durch Instrumentalisierung der Sprache als Waffe. Insgesamt hat sich eine rechte Medienszene in den sozialen Netzwerken mit unterschiedlichen Schwerpunkten wie evangelikalen Erweckungsphantasien, blankem Rassismus oder Misogynie entwickelt. Dabei soll gesellschaftliche Solidarität aufgekündigt und durch eine Ideologie der Härte ersetzt werden. Dies äußert sich in einem Fetisch zu Eigenverantwortung, Effizienz und Leistungsmaximierung. Eine solche „rohe Bürgerlichkeit“ wird von Thinktanks instrumentalisiert, um den Sozialstaat abzuschaffen oder um Arbeitslosen das Wählen zu verbieten. In diesem Kontext verortet sich auch Thilo Sarazins Deutschland schafft sich ab (2010). Dort, wo angetrieben von einer derartigen „rohen Bürgerlichkeit“ der Konservatismus einen Schritt in Richtung Rechtsextremismus macht, entsteht der „Radikalisierte Konservatismus“. Dieser basiert auf der Transformation bestehender konservativer Volksparteien. „Radikalisierter Konservatismus“ ist zugleich Bruch und Kontinuität der bisherigen Entwicklungen. Konservative Parteien werden nicht von außen übernommen, sondern bisherige Tendenzen verstärken sich lediglich. Weder Trump noch Kurz sind einfach so passiert. Beide haben erkannt, dass vor allem das Erzählte, die Geschichte und die damit einhergehenden Gefühle zentral sind. Es geht nicht mehr darum, ein ausgearbeitetes Programm möglichst überzeugend zu vertreten, sondern ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. Das Versprechen, dem ihm zugrunde liegenden Bedürfnis Geltung zu verschaffen, ist der ideologische Kern des „Radikalen Konservatismus“.

Eine Analyse in sechs Schritten

1 Erschöpfende Zerstörung: Der bewusste Regelbruch

Akteurinnen und Akteure des „Radikalisierten Konservatismus“ provozieren mit Regelbrüchen auch einen Bruch mit der Geschichte der Partei. Dabei wird sowohl der Schein des Neuanfangs als auch ein Image eines Revoluzzers erzeugt, wohingegen andere in einer Spießerrolle verharren. Selbst offensichtliche Gesetzesbrüche werden von Anhänger_innen als Zeichen der Entschlossenheit zelebriert.

Wenn Donald Trump das Podium betrat, war damit zu rechnen, dass eine Grenzüberschreitung erfolgen würde. Die Bedeutung von Trumps Aussagen lag nicht nur in ihrem jeweiligen Inhalt, sondern im permanenten Bruch der ungeschriebenen Regeln. Seine Art Reden zu halten, mit vielen assoziativen Sprüngen und Tabubrüchen, besitzt sui generis eine newsworthiness. Die Sprache von Sebastian Kurz zeichnet sich hingegen durch Härte und Klarheit aus.

Beiden Regierungschefs gemeinsam ist eine absolute und großspurige Sprache, die zahlreiche Superlative verwendet. Widersacher_innen der radikalisierten Konservativen appellieren häufig an Moral, geteilte Werte oder Regeln. Oftmals wird davon ausgegangen, dass es lediglich einer linksliberalen Erklärung der Fakten und Moral bedarf, damit radikalisierten Konservativen ihre Fehler aufgezeigt werden und somit ein Umdenken einsetzt. Da aber auf der politischen Bühne bei Verstößen keine übergeordnete, richtende Instanz Gerechtigkeit schafft, lässt sich der „Radikalisierte Konservatismus“ nicht mithilfe von Regelhinweisen einhegen. Dadurch, dass eine erzählte Lüge ohne Konsequenzen bleibt, kann sie durch Wiederholung zur Wahrheit werden und sich der „Radikale Konservatismus“ folglich die Öffentlichkeit in seinem Sinne formen.

2 Polarisierung: „Wir“ und „die Anderen“

Ziel radikalisierter Konservativer ist es, ein gesellschaftliches Chaos zu erwirken, welches man später neu ordnen kann. Das Mittel, um dies zu erreichen – die permanente Polarisierung – , ist für den „Radikalen Konservatismus“ der Normalzustand. Liberale Kräfte setzen dahingegen fortwährend auf Vermittlung und Ausgleich. Bei der polarisierenden Gegenüberstellung von Gruppen wird der Anspruch erhoben, im Namen der schweigenden Mehrheit zu handeln und die ihr zustehende Macht einzufordern. Im „Radikalen Konservatismus“ verschmelzen Feindbilder der extremen Rechten mit denen des Neoliberalismus. Statt dem Verfolgen eines apodiktisch völkischen Weltbilds werden Ethnie, Migrationshintergrund, völkisches und kulturelles „Anderssein“ mit Klasse verknüpft. Zentral ist dabei die Betonung der Differenz.

In den USA waren Stolz, Fleiß und Ehre kennzeichnend für die frühere Arbeitskultur, die es wieder herzustellen und von den anderen, der linken urbanen Elite, den Muslimen und den Kleinkriminellen, abzugrenzen gilt. Ein globales Netzwerk der politischen Linken versucht mithilfe von Political Correctness und cancel culture, diejenigen zu unterdrücken, die zum guten „Wir“ gehören. Die Polarisierungsstrategie zielt darauf ab, durch dauernde Provokationen einen Zustand der permanenten Aufregung zu erreichen. Nuancen, Dialektik und Zweifel sind im Diskurs nicht zugelassen, Einwände werden als nicht diskutabel erachtet, es muss eine Seite gewählt werden. Sachverhalte mit großer Tragweite werden heruntergespielt, lokale Ereignisse hingegen werden zu Weltereignissen gemacht. Diese Vorgehensweise zielt darauf ab, die Prioritäten im öffentlichen Diskurs zu verschieben.

Die ÖVP unter Kurz bedient sich polarisierender Verschwörungserzählungen wie des Mythos des „Großen Austauschs“ als Unterstützung im Kampf gegen den „politischen Islam“. Gezielt werden diffuse Feindbilder aufgebaut, die über Reizwörter bedient werden. Sowohl die Begriffe „AntiFa“ als auch „politischer Islam“ sollen assoziativ Gefahrenbilder im Kopf hervorrufen. Der Feind soll dabei derart schematisch bleiben, dass persönliche Assoziationen möglich sind.

Die Feindbilder lassen sich beliebig abrufen und Personen, die gegen Pauschalisierungen vorgehen oder das Schüren von Angst kritisieren, werden dabei zu Apologeten oder gar Verbündeten dieser diffusen Feinde. Ein zentrales Element ist dabei das Hochhalten des kommunikativen Angstlevels. Dadurch müssen konkrete Probleme nicht gelöst werden, da stets ein fiktives Bedrohungsszenario bereitsteht.

3 Die Führungsperson: Ich, ich, ich

Sowohl bei Trump als auch bei Kurz kommt es zu einer Personalisierung der Partei. Die Machtverhältnisse kehren sich um. Die Basis muss sich nach den Vorgaben der Führungsperson und ihrem Umfeld richten – anstatt andersherum. Die demokratische Kontrolle schwindet damit. Kurz und Trump vermeiden Gespräche auf Augenhöhe, um insbesondere die Rolle des Opfers oder Märtyrers einnehmen zu können.

Im Rahmen des Mythos deep state, bei dem man von nebulösen Machtstrukturen hinter dem Staat ausgeht, hat sich eine Verschwörungserzählung gebildet, bei der jegliche Kritik an Trump lediglich darauf abzielt, ihn an der Bewältigung seiner herkulischen Aufgabe zu hindern. Neu ist dabei – im Gegensatz zu dem Beschwören einer übermenschlichen Führungsfigur wie bei extremen Rechten –, dass dabei noch die Glaubwürdigkeit der jahrzehntelangen Rolle als Staatspartei ausgenutzt werden soll.

4 Antidemokratischer Staatsumbau: Vormarsch auf die Institutionen

Der „Radikalisierte Konservatismus“ greift demokratische Institutionen an. Mithilfe des Abbaus von sozialen Sicherungen wie Arbeitslosengeld und der Etablierung eines Niedriglohnsektors soll der Sozialstaat demontiert werden. Auch soll strukturell Druck auf die Justiz ausgeübt und deren Legitimität in Frage gestellt werden. Kurz beschwerte sich gegenüber hohen Pressevertreter_innen gezielt über „rote Netzwerke“ in der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft. Nach Aufnahme der Ermittlungen in der „Ibiza-Affäre“ beschimpfte er die Ermittler_innen, welche sich „viele Verfehlungen“ geleistet hätten, als inkompetent. Donald Trump verunglimpfte systematisch Richter_innen, die nicht agierten, wie er es wünschte.

Weiterhin ist dem „Radikalisierten Konservatismus“ das Parlament mit seiner mächtigen Kontrollfunktion ein Dorn im Auge. Mit Slogans wie „Das Parlament hat bestimmt, aber das Volk wird entscheiden“ und „Ich oder das Parlament“ inszeniert sich Kurz als vom Volk gewählter Führer, dem das intrigante Parlament Steine in den Weg lege. Insbesondere Untersuchungsausschussarbeit bei missliebigen Themen wurde behindert. Trump hat überdies versucht, die parlamentarische Mitarbeit auszuhebeln, als er während der Pandemie versuchte, den Kongress in eine Pause zu zwingen, um einfacher Posten verteilen zu können.

Auch die Presse als vierte Macht im Staat wird bekämpft. In Österreich durften Mitarbeiter_innen der Wiener Wochenzeitung Falter nicht an Pressegesprächen teilnehmen, nachdem sie geleakte Files der ÖVP veröffentlicht hatte. Ähnlich wie beim amerikanischen Nachrichtensender Fox News wird mithilfe der österreichischen Boulevardzeitung Expressversucht, eine Parallelmedienwelt aufzubauen, in der kaum ein kritisches Wort über den Präsidenten oder den Kanzler fällt.

5 Mediale Inszenierung: Politik im permanenten Wahlkampfmodus

Vertreter_innen des „Radikalisierten Konservatismus“ zielen darauf ab, die Phasen des Wahlkampfes und des Alltagsgeschäfts zu vermengen. Durch diese aufmerksamkeitsgenerierende Strategie wurde Trump selbst zu einer Newsstory. Der Printjournalismus verliert dabei aufgrund der Nutzung von Twitter und anderen Kommunikationskanälen zunehmend seine Gatekeeper-Funktion im medialen Politikdiskurs. Kritische Formen der Nachfrage und Einordnung von Wichtigem und Unwichtigem gehen dabei verloren. Trump hat durch seinen Kommunikationsstil in den USA die Aufreger-Industrie in der amerikanischen Demokratie etabliert.

Im Sinne des News Cycling nutzt Sebastian Kurz jede Gelegenheit, Nachrichten mit persönlichen Lieblingsthemen zu verknüpfen. Als die Covid-Zahlen nach dem Sommer wieder gestiegen waren, schloss er erneut die Balkanroute. Damit konnte subtil die Kernbotschaft: „Migration ist das Problem“ vermittelt werden. Mit diesem Vorgehen muss nicht über Symbolpolitik hinausgegangen werden.

In den Vereinigten Staaten praktiziert Trump das Prinzip seines früheren Beraters Steve Bannon: „flooding the zone with shit“. Hierbei soll fortwährend mit neuen Aufregern ein Eskalationslevel gehalten werden, indem Banalitäten skandalisiert und Ablenkungs-Storys lanciert werden.

Wichtiger als der Inhalt der Meldungen ist die schiere Menge. Es handelt sich dadurch nachgerade um einen Kampf gegen das etablierte Mediensystem. Die konventionellen Medien kommen bei der Frequenz bisweilen nicht hinterher und tappen in eine Both-Sides-Falle, wodurch es zu einer Vermischung von Fakten und Fake News kommt.

6 Jenseits der Wahrheit: Parallelrealitäten

Führende Vertreter_innen des „Radikalisierten Konservatismus“ haben nicht nur politische Anhänger_innen sondern auch wirkliche Fans. Vor Augen ist hierbei eine jubelnde Menge, die Trump – teilweise in ikonische Kleidung gewandet – zusieht und ihm zujubelt. Ähnliches gilt im geringeren Maß für Sebastian Kurz, dessen Auftreten durch eine Flut an türkisen Gegenständen untermalt wird. Trump behauptete gar einst, dass er mitten auf der 5th Avenue stehen und jemanden erschießen könne, ohne dabei Wähler_innen zu verlieren. Mithilfe der Anhängerschaft wird ein eigenes Narrativ aufgestellt, bei dem alles, was nicht hineinpasst, als Fake News gilt. Einzig Verlass ist auf die direkte Kommunikation von Trump oder Kurz. Durch den häufigen Fake-News-Vorwurf oder das Präsentieren von „alternativen Fakten“, wie sie etwa Trumps ehemalige Beraterin Kellyanne Conway ins Feld führte, fehlt die Basis einer geteilten Realität, anhand derer man sich verständigen könnte.

Die Führer des „Radikalisierten Konservatismus“ haben stets recht, und wenn sie nicht recht haben, liegt dies an Lug oder Betrug der Gegenseite. Mit gängigen journalistischen Mitteln ist dem nicht entgegenzutreten. Das Level der Angst und der Empörung kann dadurch nach eigenem Ermessen reguliert werden. Dieses Vorgehen unterscheidet sich von einzelnen Lügen und bildet eine Gegenrealität, wie etwa die der gestohlenen Wahl. Es geht dem „Radikalisierten Konservatismus“ dabei nicht darum, konkrete Probleme zu lösen, sondern Leidenschaften zu bedienen.

Ausblick: Weimar Calling

Bereits in der Weimarer Republik gab es Vertreter_innen des „Radikalisierten Konservatismus“, die sich unter dem Neologismus des Schweizer Publizisten Armin Mohler „Konservative Revolution“ versammelten. Berühmte Vertreter wie Carl Schmitt und Oswald Spengler vertraten eine antiparlamentarische, antidemokratische Haltung, die eine Art ständischen Volksgemeinschaftssozialismus beschwor. Ein grassierender Antisemitismus bildete hierbei eine Brücke zur völkischen Rechten. Das Verhältnis zum Nationalsozialismus blieb ambivalent, denn nicht zuletzt im Zuge des Röhm-Putsches 1934 wurden Vertreter der „Konservativen Revolution“ von Nationalsozialisten umgebracht. Im Sinne kultureller, nationaler und/oder völkischer Wiedergeburt verortete sich die „Konservative Revolution“ eher dem Vorbild Mussolinis folgend in der Nähe des italienischen Faschismus.


buch|votum

Das Buch bietet einen guten Überblick über die Vorgehensweisen eines neuen, extremeren Konservatismus. Es wird detailreich aufgeschlüsselt, wie die ausgesuchten Regierungschefs Trump und Kurz versuchen, systematisch den Staat und die Medien zu unterwandern oder auszuhöhlen, um so ihre Machtbefugnisse auszudehnen. Dabei werden zeitgenössisch-intuitive Beobachtungsaspekte um eine strukturelle Analyse erweitert. Das Aufzeigen der teils perfiden Methoden schafft ein besonderes Bewusstsein in Bezug auf den Umgang mit Vertreter_innen des „Radikalisierten Konservatismus“.

Die Definition des „Radikalisierten Konservatismus“ bleibt jedoch bisweilen unscharf. Es wird nicht klar, ob der an mehreren Stellen erwähnte Boris Johnson eindeutig zu den Vertretern des „Radikalen Konservatismus“ zählt und wo die Trennlinie zu Rechtspopulisten im Allgemeinen verläuft. Es stellt sich die Frage, ob die ausgesuchten Beispiele Kurz und Trump repräsentativ sind oder eher individuelle Einzelfälle. Auch wird die „Konservative Revolution“ im letzten Kapitel lediglich erwähnt, bleibt aber ohne Verbindungslinie zum „Radikalisierten Konservatismus“. Eine weitere Schärfung und Abgrenzung des Begriffs wäre daher in Zukunft wünschenswert.

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