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Zum 120. Geburtstag von Erich Ollenhauer erinnern wir an den zweiten SPD-Nachkriegsvorsitzenden.
Ollenhauer, geboren am 27. März 1901 in Magdeburg, wuchs in einer sozialdemokratischen Familie und in einem sozialdemokratischen Umfeld auf. Bereits als Jugendlicher trat er 1916 mitten während des Ersten Weltkriegs in die Sozialistische Arbeiterjugend (SAJ) und im turbulenten November 1918 mit noch nicht einmal 18 Jahren in die SPD ein. Nach dem Volksschulabschluss begann er eine kaufmännische Lehre; 1919 wurde er Redaktionsvolontär bei der sozialdemokratischen „Volksstimme“ in Magdeburg, ab 1920 war er dort, ab 1921 schließlich bei der Zeitschrift „Arbeiter-Jugend“ als Redakteur tätig.
In der SAJ arbeitete sich Ollenhauer rasch empor: 1920 wurde er Sekretär des Hauptvorstandes, 1928 bereits SAJ-Vorsitzender. Gleichzeitig war er ab 1921 bis 1946 als Sekretär der Sozialistischen Jugend-Internationale tätig.
Flucht mit der SOPADE
Kurz vor dem Verbot der SPD durch die Nationalsozialisten wurde Ollenhauer im April 1933 in den SPD-Parteivorstand gewählt. Schon im nächsten Monat floh er wie viele Mitglieder des Parteivorstands nach Prag, wo die Parteiführung als SOPADE ihre Arbeit fortführte. Durch den Einmarsch deutscher Truppen mussten Ollenhauer und die gesamte SOPADE 1938 zunächst Prag, 1940 dann ihr neues Exil Paris verlassen. Mit seiner Familie und dem damaligen SPD-Vorsitzenden Hans Vogel gelang ihm über Spanien und Portugal die Flucht nach England. Nach seiner Ankunft in London im Januar 1941 begann Erich Ollenhauer mit der Kontaktaufnahme zu anderen sozialdemokratischen und gewerkschaftlichen Gruppen im Exil, als deren Ergebnis die Gründung der Union deutscher sozialistischer Organisationen in Großbritannien erfolgte.
Nach Kriegsende nahm er zusammen mit Fritz Heine und Erwin Schoettle als Mitglied des Londoner Exil-Vorstands an der ersten überregionalen SPD-Konferenz in Wennigsen teil. Endgültig nach Deutschland zurückkehren konnte der Emigrant schließlich im Frühjahr 1946. Auf dem ersten SPD-Nachkriegsparteitag im Mai des gleichen Jahres wurde er in den Parteivorstand gewählt, wenige Monate später rückte er zum stellvertretenden Vorsitzenden auf und vertrat Schumacher fortan in dessen teils mehrmonatigen krankheitsbedingten Abwesenheiten.
Als Nachrücker nahm Erich Ollenhauer an den Sitzungen des Parlamentarischen Rates teil, anschließend war er von 1949 bis zu seinem Tode 1963 Mitglied des Deutschen Bundestages und dort zunächst neben Carlo Schmid stellvertretender Fraktionsvorsitzender.
Außenpolitiker und Parteivorsitzender
In der Nachkriegs-SPD entwickelte sich Ollenhauer, nicht zuletzt aufgrund seiner hervorragenden Vernetzung durch seine Tätigkeit für die Sozialistische Jugend-Internationale und die Emigrationszeit, schnell zu einem profilierten Außenpolitiker. Bereits zu Schumachers Zeiten war es vor allem Ollenhauer, der die internationalen Kontakte der Partei pflegte. Es war daher alles andere als ein Zufall, dass er 1951 bei der Gründungsversammlung der Zweiten Sozialistischen Internationale in Frankfurt am Main als Sitzungspräsident fungierte und zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt wurde.
Auch im parlamentarischen Rahmen machte sich Ollenhauer um die Außenpolitik verdient, so z.B. als Mitglied des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten im Deutschen Bundestag sowie als Delegierter der Beratenden Versammlung des Europarats und als Akteur bei der Europäischen Vereinigung für Kohle und Stahl.
Nach dem Tod von Schumacher im Jahr 1952 wurde Erich Ollenhauer zum Parteivorsitzenden und zum Vorsitzenden der Bundestagsfraktion gewählt. Bei den Bundestagswahlen 1953 und 1957 führte er die SPD als Kanzlerkandidat an, musste sich jedoch beide Male Konrad Adenauer geschlagen geben. In der Folge trat Ollenhauer nicht erneut als Spitzenkandidat an, blieb aber weiterhin Parteivorsitzender. In dieser Funktion begleitete er auch die einsetzenden Modernisierungsbestrebungen innerhalb der SPD, die schließlich in das Godesberger Programm von 1959 mündeten.
Die Krönung seines sozialdemokratischen (internationalen) Engagements, die Wahl zum Vorsitzenden der Sozialistischen Internationale im September 1963, überlebte er jedoch nur wenige Monate. Erich Ollenhauer starb am 14. Dezember 1963 in Bonn. Zu seinen Ehren erhielt die 1975 eröffnete neue Bonner SPD-Parteizentrale den Namen „Erich-Ollenhauer-Haus“.
Das Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung verfügt über einen eigenen Bestand Erich Ollenhauer, der sich vornehmlich aus Materialien und Handakten des Büros beim SPD-Parteivorstand zusammensetzt. Die Unterlagen datieren hauptsächlich aus der Nachkriegszeit, wurden jedoch auch durch persönliche Unterlagen u.a. aus der Emigrationszeit in Prag, Paris und London angereichert. Ergänzt werden die Unterlagen durch über 3700 Fotos zu Ollenhauer in den archiveigenen Sammlungsbeständen.
Weitere Infos:
Literatur zu Erich Ollenhauer in der FES-Bibliothek .
Bild: F A135283
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