Vom Strand in die Mine. Welcher Weg führt in eine gerechte, globale Energietransformation?

20 Klimaexpert_innen aus elf Nationen sind im Ruhrgebiet auf Spurensuche nach dem Weg hin zu einer gerechten, globalen Energietransformation gegangen. Im Vorfeld der COP23 hat die FES gemeinsam mit Brot für die Welt zu einer Study Tour on Just Transition eingeladen.

Bild: COP23 FES Just Transition Tour von Christian Klatt

Bild: COP23 FES Just Transition Tour 2 von Christian Klatt

Bild: COP23 FES Just Transition Tour von Christian Klatt

Bild: COP23 FES Just Transition Tour von Manuela Mattheß

Bild: COP23 FES Just Transition Tour von Christian Klatt

„Ich bin wahrscheinlich der erste Mensch aus Tuvalu, der in einem Bergwerk gewesen ist“, sagt Maina Talia und bedankt sich für das eindrucksvolle Programm der letzten drei Tage. 20 Menschen stehen in einer großen Runde vor der Bundeskunsthalle in Bonn. Die Sonne geht gerade unter und der UN-Campus, Sitz der diesjährigen Klimaverhandlungen, ist nur wenige hundert Meter entfernt.

Die Bilanz des Klimaschutz-Aktivisten aus dem fernen Inselstaat Tuvalu zeigt eine der großen Herausforderungen der Frage nach einer gerechten Energietransformation. Kohle, die wir in Deutschland und vielen anderen Industriestaaten abbauen und verbrennen, ist in Tuvalu eigentlich völlig unwichtig.

Wenn da nicht der Klimawandel wäre – Kohle hat einen enormen Anteil daran und ist eine der Ursachen dafür, dass dem Inselstaat das Wasser bis zum Halse steht, leider im wahrsten Sinne des Wortes.

Natürlich ist das nicht gerecht. Genauso wenig wie die Tatsache, dass generell diejenigen Länder am meisten unter den Auswirkungen des Klimawandels leiden, die am wenigsten zu dessen Entstehung beigetragen haben. Die globale Erderwärmung kann nur gebremst werden, wenn der Energiesektor hin zu nachhaltigen Energiequellen transformiert wird. Doch wie kann diese Transformation gerecht gestaltet werden?

Schon die Teilnehmenden selbst spiegeln die Diversität der Debatte um einen gerechten Strukturwandel wider: sie kommen aus Gewerkschaften, NGOs, Forschungsinstituten und Kirchen von El Salvador bis Bangladesch. Je nach Kontext bringen sie ihr eigenes Verständnis von einer gerechten Energietransformation mit, genauso wie die deutschen Gesprächspartner_innen, auf die sie treffen.

Das gilt für die Kumpel, die die Gruppe durch das Trainingsbergwerk Recklinghausen der dortigen Zeche führen. Sie haben selbst 30 Jahre unter Tage gearbeitet und ihre ganz eigene Beziehung zur Kohle und der Energiewende. Das gilt aber auch für die anderen Akteure, auf die die Gruppe beim Besuch verschiedener Projekte zu Erneuerbaren Energien und Strukturwandelprozesse in Herne, Dortmund und Wuppertal trifft. Die Ingenieur_innen, Städteplaner_innen, sozialen Unternehmer_innen, Gewerkschafter_innen sowie Landes- und Bundespolitiker_innen haben sehr unterschiedliche Perspektiven und Vorstellungen. Entsprechend können auch keine Erfolgsrezepte weitergegeben werden, stattdessen müssen individuelle Wege gefunden werden, die die Besonderheiten eines jeden Landes berücksichtigen.

Während der Study Tour konnten die Teilnehmenden ihre individuellen Positionen zu einem gerechten Strukturwandel überdenken und diskutieren. Am Ende der Reise steht für die Runde vor der Bundeskunsthalle in Bonn fest: es ist viel einfacher zu sagen, was nicht gerecht ist, als wirklich eine Antwort darauf zu finden, wie ein gerechter Übergang aussieht. Der intensive Erfahrungsaustausch untereinander und mit den Gesprächspartner_innen ist für die kommenden Wochen der Klimakonferenz in Bonn und darüber hinaus ohne Frage sehr wertvoll.

Weitere Beiträge zur Weltklimakonferenz unter: www.fes.de/lnk/cop23


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