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Hans-Ulrich Klose als Redner beim SPD-Parteitag in Hannover am 11. April 1973 / Bild: J.H. Darchinger / FES
Als neuer Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion am 12. November 1991 / Bild: Frank und Marc Darchinger
Gemeinsam mit Bundeskanzler a.D. Willy Brandt in Bonn am 23. März 1987 / Bild: J.H. Darchinger / FES
Mit Hans-Jochen Vogel, Anke Fuchs, Oskar Lafontaine und Johannes Rau am 30. Mai 1988 / Bild: J.H. Darchinger / FES
Als Oppositionsführer im Deutschen Bundestag in Bonn am 25. Juni 1992 / Bild: Frank und Marc Darchinger
Auf der Nordatlantischen Versammlung in der FES in Bonn am 17. Juni 1992 / Bild: Fotoagentur Sepp Spiegl
Mit Björn Engholm in der Bundespressekonferenz in Bonn am 25. Januar 1993 / Bild: photothek.net
Hans-Ulrich Klose auf dem SPD-Bundesparteitag in Essen am 25. Juni 1993 / Bild: photothek.net
Mit Brigitte Seebacher und Wolfgang Bötsch in der FES in Bonn am 9. November 1993 / Bild: FES
Hans-Ulrich ‚Uli‘ Klose wurde am 14. Juni 1937 in Breslau als Sohn eines Volksschullehrers geboren. Ein Jahr nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verschlug es seine aus der schlesischen Heimat Bad Landeck vertriebene Familie in die britische Besatzungszone nach Bielefeld. Bei aller Vorliebe für Germanistik, Englisch und Geschichte studierte er gegen Ende der 1950er-Jahre Rechtswissenschaften in Freiburg im Breisgau und in Hamburg, wo er beide Staatsexamina ablegte. Nach einer ersten Station als Staatsanwalt in Jugendstrafsachen wurde er Koordinator in der Justizbehörde und stieg in der Senatsverwaltung bis zum Regierungsdirektor auf.
Klose war seit 1964 Mitglied der SPD; 1968 wählte ihn die SPD Hamburg zum stellvertretenden Landesvorsitzenden. 1970 wurde er in die Hamburgische Bürgerschaft gewählt und wenige Tage später war er zugleich stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion. 1972 übernahm er das Amt des Fraktionsvorsitzenden, 1973 das des Innensenators.
Am 12. November 1974 wurde er Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg und gewann bei der Bürgerschaftswahl 1978 für die SPD die absolute Mehrheit.
In seine Amtszeit fielen die Gründung der Technischen Universität Hamburgs, die Einrichtung einer Leitstelle für die Gleichstellung der Frauen und die Schaffung von Seniorenbeiräten und Sozialstationen. Außerdem setzte man nunmehr in Hamburg auf behutsame Stadtteilentwicklung, die nicht mehr dem Primat des Autos unterlag.
Auch rückte mit Klose das politische Spektrum zusehends „von rechts der Mitte nach links“. So setzten er und sein Senat bei der Umsetzung des Radikalenerlasses auf einen Liberalisierungskurs und wandten künftig bei der Einstellungspraxis im Öffentlichen Dienst der Hansestadt moderatere Richtlinien an.
Als das AKW Brokdorf nach mehrjährigem Moratorium Anfang 1981 weitergebaut werden durfte, zählte Klose zu den entschiedenen Gegnern dieses neuen Atommeilers. Er konnte jedoch seinen „Anti-Brokdorf-Kurs“ nicht durchsetzen und trat am 25. Mai 1981 vom Amt des Ersten Bürgermeisters zurück.
Als infolge des Machtwechsels in Bonn die Bundestagswahlen auf März 1983 vorgezogen wurden und der von Herbert Wehner lange vertretene Wahlkreis Hamburg-Harburg (2002 neu gebildet als Wahlkreis Hamburg-Bergedorf – Harburg) vakant wurde, gewann Klose diesen Wahlkreis mit 55 % und war ab 1983 dreißig Jahre lang Mitglied des Deutschen Bundestags, stets mit Direktmandat, das er zumeist mit absoluter Mehrheit verteidigte.
In der SPD-Bundestagsfraktion standen für Klose anfangs die Wirtschaft und die Friedenspolitik im Mittelpunkt. 1984 wurde er sowohl in den Fraktionsvorstand wie auch in den SPD-Parteivorstand gewählt. Er war innerhalb der SPD Vorsitzender der Koordinierungsgruppe Menschenrechte, später auch Vorsitzender der Arbeitsgruppe Genossenschaftswesen/Genossenschaftsrecht beim SPD-Parteivorstand. Als Mitglied der SPD-Programmkommission bearbeitete er federführend die neuen Leitlinien zur Wirtschaftspolitik. Von Anfang 1987 bis Ende 1991 war er Schatzmeister der SPD und sanierte die Parteifinanzen.
1993 wurde Klose in das Schattenkabinett Rudolf Scharpings als Experte für Verteidigung gerufen. Kurz darauf wurde er Vizepräsident des Deutschen Bundestages; außerdem widmete er sich als Vorsitzender der neugegründeten SPD-Arbeitsgemeinschaft 60plus verstärkt dem demographischen Wandel. Nachdem die SPD aus der Bundestagswahl 1998 als stärkste Partei hervorgegangen war, wurde er Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses und blieb dem Gremium ab 2002 auch als stellvertretender Vorsitzender treu. Hier verstand er sich „in erster Linie als Moderator, der der Zusammenarbeit der Fraktionen verpflichtet ist“ und bekannte sich zum „Politikstil der ‚leisen Diplomatie‘, die nach meiner Erfahrung mehr bewirken kann als auftrumpfendes Agieren“.
Seit 2003 leitete Klose zehn Jahre lang die deutsch-amerikanische Parlamentariergruppe; 2010 nahm er das Amt des Koordinators der Bundesregierung für die transatlantische Zusammenarbeit im Auswärtigen Amt an.
2013 schied er aus persönlichen Gründen aus dem Deutschen Bundestag aus.
Lyrik war für Hans-Ulrich Klose „Tagebuchersatz“. Seine selbst verfassten Gedichte veröffentlichte er in drei Bänden sowie als Hörbuch, später auf seiner eigenen Website. Auch malte und zeichnete er sehr gerne: als Erster Bürgermeister steuerte er im Jahre 1977 zum zwölfseitigen Märchenbuch Der kleine Wasser-Troll oder Das Märchen von Liebe und Glück die Illustrationen bei. Im Laufe der Jahrzehnte fanden mehrere Ausstellungen seiner Gemälde und Collagen statt, erst zu Beginn dieses Jahres präsentierte die Landesvertretung Hamburg in Berlin eine Auswahl.
Hans-Ulrich Klose war der Friedrich-Ebert-Stiftung eng verbunden. 1994 wurde er Mitglied des Vereins der FES; von 2000 bis 2012 gehörte er dem Vorstand an. Seit 1987 zählte er zu den Mitgliedern des Vergabe-Ausschusses für das Herbert-Wehner-Stipendium. Über die Jahrzehnte hinweg brachte er sich auf vielfältige Weise in Formate der Stiftung ein und war auf zahlreichen Veranstaltungen gern gesehener Teilnehmer. Sein politischer Nachlass wird im Archiv der sozialen Demokratie verwahrt.
Die Friedrich-Ebert-Stiftung trauert mit seiner Familie und wird Hans-Ulrich Klose ein ehrendes Andenken bewahren.