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Anke Fuchs wurde am 5. Juli 1937 als Tochter des späteren Ersten Bürgermeisters von Hamburg Paul Nevermann und seiner Frau Grete in Hamburg geboren. Sie wuchs in einem sozialdemokratischen Elternhaus auf und war von frühester Jugend an tief geprägt von sozialdemokratischen Grundüberzeugungen, die sie später über die Gewerkschaften in die Politik führen sollten.
Sie wurde schon früh Mitglied der SPD-Jugendorganisation "Die Falken" und trat im Alter von 19 Jahren in die SPD ein.
Nach Ablegung des Zweiten Juristischen Staatsexamens begann sie ihren Berufsweg als Referentin für Arbeitsrecht und Sozialpolitik beim DGB-Bezirk Nordmark. Später wechselte sie zur IG Metall. Hier war sie die erste Frau, die dem Geschäftsführenden Vorstand der IG Metall als Mitglied angehörte und setzte in dieser Funktion entschlossen und leidenschaftlich für die Stärkung der berufstätigen Frau ein.
1977 holte der damalige Arbeitsminister Herbert Ehrenberg sie als Staatssekretärin in das Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung. Dort war sie vornehmlich mit Fragen der Rentenreform befasst, widmete sich aber auch mit großem Engagement der Gleichstellung von Mann und Frau bei der Hinterbliebenenversorgung. 1979 wurde sie in den SPD-Parteivorstand gewählt. 1980 zog sie als Kölner Abgeordnete in den Deutschen Bundestag ein, dem sie insgesamt 22 Jahre lang angehörte, zuletzt als Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages. 1989 wurde sie von Bundeskanzler Helmut Schmidt zur Bundesministerin für Jugend, Familie und Gesundheit berufen. Nach dem Ende der Regierung Helmut Schmidt wurde sie stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion und blieb auch auf den Oppositionsbänken eine leidenschaftliche Streiterin für sozialdemokratische Anliegen. So bezeichnete sie 1983 das Arbeitszeitgesetz von Norbert Blüm als "schlechten Scherz" und kämpfte gegen die Neuregelung der Kriegsdienstverweigerung und das Beschäftigungsförderungsgesetz. Von 1987 bis 1991 war sie Bundesgeschäftsführerin der SPD. Diese Jahre waren geprägt von der Erarbeitung des neuen Grundsatzprogramms der SPD, der Durchsetzung der Frauenquote sowie – in der Folge der deutschen Wiedervereinigung – der Wiederherstellung der Einheit der SPD auf dem Berliner Parteitag 1990.
Über lange Jahre war sie zudem Präsidentin des Deutschen Mieterbundes.
Anke Fuchs verband eine langjährige Zusammenarbeit mit der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung. Bereits in ihrer Zeit als Vorstandsmitglied der FES und als stellvertretende Vorsitzende lagen ihre besonderen Anliegen innenpolitisch im sozialen Wohnungsbau und der Gestaltung von fairen und bezahlbaren Mieten. Hier war Sie schon in den frühen 1990er Jahren mit ihren Beiträgen für eine Reihe von Gesprächskreisen der FES, insbesondere für den Gesprächskreis Wohnungspolitik, maßgebliche Impulsgeberin. Besonderes Augenmerk legte sie zudem auf die nationale und internationale Studienförderung der FES und präsentierte 1994 ihre Vorstellungen für eine neue strukturelle Ausrichtung dieses Bereiches.
Im Januar 2003 wurde Anke Fuchs Vorsitzende der Friedrich-Ebert-Stiftung. Sie verstand die Friedrich-Ebert-Stiftung als eine Institution, die sich im Geiste ihres Namensgebers nicht nur in Deutschland, sondern international für soziale Demokratie einsetzt. Die Stärkung der politischen Demokratie durch soziale Gerechtigkeit, gesellschaftliche Demokratisierung, soziale Sicherung sowie nachhaltige Entwicklung und internationale Solidarität in der globalisierten Welt waren für Anke Fuchs selbstverständliche Grundsätze ihrer Arbeit. Als Vorsitzende legte sie ihre Schwerpunkte auf die nationale wie internationale politische Bildungsarbeit, die Förderung junger Wissenschaftler_innen im In- und Ausland sowie die Entwicklungszusammenarbeit im Rahmen internationaler Kooperationen. Ihr besonderes Augenmerk lag auf einer europäischen Friedens- und Sozialpolitik. Durch ihr herausragendes Engagement in der internationalen Arbeit in mehr als 100 Ländern gelangte sie in der Öffentlichkeit zu großer Anerkennung. Im Jahre 2010 wurde die erste Frau an der Spitze der FES zur Ehrenvorsitzenden ernannt. Anke Fuchs verstarb am 14. Oktober 2019 im Alter von 82 Jahren nach langer Krankheit bei ihrer Familie in Wilhelmshaven.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Friedrich-Ebert-Stiftung trauern um ihre ehemalige Vorsitzende und Ehrenvorsitzende Anke Fuchs. Im Archiv der sozialen Demokratie befindet sich der persönliche Nachlass von Anke Fuchs, der der nationalen und internationalen wissenschaftlichen Forschung für die Nutzung zur Verfügung steht. Weitere Spuren ihres politischen Schaffens finden sich in den Organisationsbeständen der SPD und auf gewerkschaftlicher Ebene bei der historischen Überlieferung des Archivs der IG Metall.