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Der Dichter und Reiseschriftsteller Arthur Holitscher gehörte 1933 zu den Autoren, die nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten ins Exil gehen mussten und deren Werke der Bücherverbrennung zum Opfer fielen. Als Einstieg für eine Neuentdeckung des heute fast vergessenen idealistischen Weltbürgers eignet sich hervorragend der digitale Vorwärts, der eine Vielzahl von Texten von und über Holitscher enthält.
Bild: von Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung Bücher von Arthur Holischter aus den 1910er und 1920er Jahren
Arthur Holitscher wurde 1869 in Budapest geboren. Nach einer kurzen Episode als Bankangestellter begann er um 1895 in Paris seine Laufbahn als freier Schriftsteller. Ein Jahr später siedelte er nach München über und wurde dort Redakteur der satirischen Zeitschrift „Simplizissimus“.
Von Thomas Mann zur Witzfigur gemacht
Größeren Kreisen bekannt wurde Holitscher im Jahr 1903 durch den niederträchtigen Humor eines berühmteren Kollegen. In seiner Novelle „Tristan“ zeichnete Thomas Mann die Figur Detlev Spinell als maximal lächerliche Karikatur eines schwärmerischen Möchtegern-Schriftstellers und gab ihr - auch für Außenstehende leicht erkennbar - die Züge Holitschers. „Jeder Intellektuelle in München zu Beginn des vorigen Jahrhunderts wusste, wer gemeint war […]“, schreibt Volker Weidermann in seinem „Buch der verbrannten Bücher“ über die Affäre. „München lachte. Für Holitscher war es ein Alptraum.“
Reiseschriftsteller
Im Jahr 1907 zog es Holitscher, der sich offenbar von Manns literarischem Anschlag erholt hatte, nach Berlin. Von dort aus begann er eine Karriere als Reiseschriftsteller, die ihn bald zu einer Berühmtheit im positiveren Sinne werden ließ. Große Aufmerksamkeit erfuhr sein Reisebericht „Amerika, Heute und Morgen“ (1912). Es wird vermutet, dass sich Franz Kafka für seinen Amerika-Roman an diesem Buch orientiert haben könnte. Darauf deutet zumindest die Tatsache hin, dass Kafka einen charakteristischen Schreibfehler Holitschers übernahm: in beiden Texten wird Oklahoma durchgehend als „Oklahama“ bezeichnet.
Nach der russischen Revolution stieß Holitschers Reisebericht „Drei Monate in Sowjetrussland“ (1921) auf großes Interesse. In diesem Buch setzte er sich sehr kritisch, jedoch mit grundsätzlicher Sympathie für die revolutionäre Idee, mit den gesellschaftlichen Umwälzungen in Russland auseinander. Es folgten Reisen nach Palästina, wieder nach Russland, nach China und schließlich ein „Wiedersehen mit Amerika“ (1930).
Exil und Tod
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten floh der bereits 64jährige Holitscher, der als Jude und als linker Publizist verfolgt wurde, nach Paris. Später siedelte er nach Genf über, wo er 1941 im Alter von 72 Jahren völlig verarmt in einer Unterkunft der Heilsarmee starb.
Holitscher im „Vorwärts“
Im „Vorwärts“ finden sich zahlreiche Texte von und über Holitscher. Interessant ist, wie unterschiedlich er zu verschiedenen Zeitpunkten beurteilt wird. Hier eine kleine Auswahl:
„Das Chicagoer Tempo“: Das Unterhaltungsblatt des Vorwärts bringt am 06.08.1912 einen Auszug aus Holitschers „Amerika“-Buch, der eine eindrückliche Beschreibung der Schlachthöfe von Chicago enthält.
„Spinell ist tot, es lebe Holitscher!“: Im Unterhaltungsblatt des Vorwärts vom 08.11.1912 schreibt Kurt Tucholsky eine hymnische Kritik zu „Amerika Heute und Morgen“. Der Text beginnt rechts unten auf der verlinkten Seite. Weiter vorne im gleichen Heft befindet sich ein Bericht Holitschers über eine Kommune russischer Kommunisten in Kanada.
„Ein Idealist über Russland“: Der Vorwärts vom 07.01.1921 bringt eine positive Kritik zu Holitschers „Drei Monate in Sowjetrussland“.
„Das unruhige Asien“: Im Bericht über eine Holitscher-Lesung im Vorwärts vom 30.09.1926 erfahren wir, dass der Autor kein guter Vorleser war, aber dennoch durch seine leise, unprätentiöse Art zu beeindrucken wusste.
„Der Herzog von Absundien“: Im Vorwärts vom 18.04.1928 findet sich ein Bericht über einen Verleumdungsprozess gegen Holitscher im Zusammenhang mit seiner Autobiografie „Lebensgeschichte eines Rebellen“. Holitscher wird in harschem, teils hämischen Tonfall seine Nähe zum Kommunismus vorgeworfen.
„Es geschah in Berlin“: Sehr viel freundlicher und sachverständiger fällt die Kritik zu einem neuen Roman Holitschers aus, die der „Vorwärts“ in seiner Abendausgabe vom 06.03.1931 bringt.
Eine vollständige Liste mit Literatur von und über Arthur Holitscher im Bestand der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung finden Sie hier.