Analyse der Bundestagswahl 2025

Eine harte Niederlage mit einer doppelten Herausforderung für die Sozialdemokratie
Nach dem verfrühten Regierungsende im November 2024 werden die Ampelparteien bei den Neuwahlen im Februar 2025 insgesamt mit einem Minus von fast 20 Prozentpunkten abgestraft. Zwar gewinnt die Union als stärkste Partei die Wahlen, sie bleibt jedoch hinter den Erwartungen zurück und landet unter 30 Prozent. Die in Teilen als rechtsextrem eingestufte AfD kann ihren Stimmenanteil verdoppeln und ist damit die zweitstärkste Kraft im Bundestag. Nach einer nächtlichen Zitterpartie ist klar, dass FDP und BSW nicht dem 21. Bundestag angehören werden.
Ob diese Verkleinerung zu mehr Stabilität oder einer noch größeren Polarisierung führen wird, muss sich zeigen. Bei der Koalitionsbildung ist auf der einen Seite Eile geboten, angesichts der geopolitischen Umbrüche und der Notwendigkeit eines starken Europas. Auf der anderen Seite hat der harte Wahlkampf zwischen den Parteien Gräben offengelegt, die eine Kompromissfindung nicht leicht machen. Die Sozialdemokratie wird durch die Wahlniederlage gleich vor eine doppelte Herausforderung gestellt: Sie muss den Spagat zwischen notwendiger programmatischer Erneuerung und möglicher Regierungsverantwortung in einer Koalition mit der Union meistern.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick: Analyse der Bundestagswahl 2025
Was sind die zentralen Ergebnisse?
Die Bundestagswahl 2025 hat die politischen Mehrheitsverhältnisse im Vergleich zu 2021 drastisch verändert. Wehte 2021 nach 16 Merkel- Regierungsjahren der Wunsch nach politischer Veränderung durch das Land, erleben wir 3,5 Jahre später eine Kehrtwende. Nach dem verfrühten Regierungsende werden die Ampelparteien insgesamt mit einem Minus von fast 20 Prozentpunkten abgestraft. Zwar gewinnt die Union als stärkste Partei die Wahlen, sie bleibt jedoch hinter den Erwartungen zurück und kommt nicht auf 30 Prozent. Die in Teilen als rechtsextrem eingestufte AfD kann ihren Stimmenanteil verdoppeln und ist damit die zweitstärkste Kraft im Bundestag. Nach einer nächtlichen Zitterpartie ist klar, dass FDP und BSW nicht dem 21. Bundestag angehören werden. Damit verkleinert sich das Parlament um zwei Parteien. Ob diese Verkleinerung zu mehr Stabilität oder einer noch größeren Polarisierung führen wird, werden die nächsten Monate zeigen.
Wer hat wen gewählt?
Wie bereits bei den letzten Bundestagswahlen zeigen sich deutliche Unterschiede im Wahlverhalten der Bevölkerung in den ost- und westdeutschen Bundesländern. Die SPD verzeichnet besonders im Osten der Republik deutliche Verluste von 12 Prozentpunkten und kommt nur noch auf 12 Prozent. Im Westen sind es noch 18 Prozent. Im Vergleich zur letzten Wahl sind die Verluste der Direktmandate in beiden Regionen besonders spürbar, wodurch sich die Fraktion insgesamt von 206 auf 120 Abgeordnete verkleinert. Von den 120 Abgeordneten konnten 37 Prozent über ein Direktmandat einziehen. Die Unionsparteien und die AfD haben ein nahezu spiegelbildliches Ergebnis in West und Ost erzielt. Während die CDU/CSU ihr Ergebnis im Westen auf 31 Prozent (+5 Prozentpunkte) verbessern konnte, blieb sie mit 19 Prozent (+1 Prozentpunkte) sehr nahe an ihrem Ergebnis bei der letzten Wahl. Die AfD kommt im Westen wiederum auf 18 Prozent (+10) und im Osten sogar auf 32 Prozent (+13 Prozentpunkte) und wird damit stärkste Kraft in den ostdeutschen Bundesländern.
Deutliche Veränderungen des Wahlverhaltens innerhalb der Berufsgruppen
Das Wahlverhalten unterscheidet sich ebenfalls deutlich, wenn wir die Bevölkerung nach Beschäftigungsverhältnis betrachten. Besonders große Unterschiede zeigen sich bei Arbeiter:innen, unter denen die AfD 17 Prozentpunkte hinzugewinnen konnte und nun mit 38 Prozent noch deutlich vor der CDU/CSU mit 22 Prozent liegt. Die SPD muss ihren vormals ersten Rang in dieser Wähler:innengruppe mit einem Verlust von 14 Prozentpunkten aufgeben und landet bei 12 Prozent. Unter den Rentner:innen liegen die CDU/CSU (39 Prozent) und SPD (24 Prozent) vorne. Die stärkste Verschiebung hat es unter arbeitslosen Wähler:innen gegeben. Hier dominiert nur noch die AfD mit 34 Prozent (+17 Prozentpunkte), während alle anderen Parteien weit abgeschlagen sind. Näher beieinander stimmen die Wähler:innen in der Gruppe der Angestellten ab. Zwar finden sich auch hier Union (26 Prozent) und AfD (21 Prozent) auf den ersten Plätzen, allerdings ist der Abstand zu SPD (15 Prozent) und Grünen (13 Prozent) weniger groß. Eine besonders drastische Verschiebung hat auch unter denjenigen stattgefunden, die ihre eigene wirtschaftliche Lage als weniger gut oder schlecht einschätzen. Hier hat die AfD 20 Prozentpunkte hinzugewonnen und kommt nun auf 39 Prozent. Die SPD verliert hingegen 15 Prozentpunkte innerhalb dieser Gruppe. Auch die anderen Ampelparteien verlieren hier mit jeweils 5 Prozentpunkten deutlich, während die CDU/CSU bei 17 Prozent bleibt.
Wie lief der Wahlkampf?
Heißer Wahlkampf, aber wenig Dynamik in den Umfragen
Betrachtet man die gemittelten Umfragewerte seit dem Bruch der Ampelregierung am 6. November 2024, fällt als erstes die Gleichförmigkeit der Linien ins Auge. Große Sprünge nach oben oder unten bleiben aus, nur geringe Bewegungen sind erkennbar. Die größten Prozentgewinne in den Umfragen verzeichneten im kurzen Winterwahlkampf die Linke, die AfD und die Grünen mit fast jeweils drei Prozentpunkten. Auf der Verliererseite mit den stärksten Einbußen finden sich hingegen die Unionsparteien, die knapp unter 30 Prozent fallen und aus dem vorzeitigen Regierungsaus kein Kapital schlagen können sowie das BSW, das an der 5-Prozent-Hürde scheitert. Die Werte für SPD und FDP stagnierten dagegen in den Umfragen vor der Wahl.
Von den minimalen Entwicklungen bei den Umfragewerten auf einen ereignislosen Wahlkampf zu schließen, wäre vorschnell. Im Gegenteil, er war von einschneidenden Ereignissen geprägt. Allerdings gelang es keiner Partei, den Wahlkampf mit eigenen Themenaspekten zu treiben, stattdessen schienen sie Getriebene der Ereignisse zu sein.
Würde man lediglich die Schlagzeilen ab Januar als Gradmesser für die wahlbestimmenden Themen nehmen, so würde man schließen, dass die Positionierung der Parteien in der Flucht- und Asylpolitik das alles entscheidende Wahlmotiv wäre. Dies ist jedoch ein Trugschluss. Zwar rangiert der Themenkomplex in der Problemwahrnehmung der Bürger:innen ganz oben (42 Prozent Politbarometer Forschungsgruppe Wahlen KW7), wird jedoch noch knapp überholt von der als problematisch angesehenen wirtschaftlichen Lage (43 Prozent). Werden die Wähler:innen gefragt, welches die wichtigsten Themen für die eigene Wahlentscheidung sind, so treten ganz andere Themen in den Vordergund. Hier rangieren die Frage nach Frieden und Sicherheit (45 Prozent) und Verbesserung der wirtschaftlichen Situation (44 Prozent) ganz oben auf der Themenagenda. Soziale Gerechtigkeit folgt mit 39 Prozent und erst auf Platz vier mit einem deutlichen Abstand bei 26 Prozent wird die Flucht- und Asylpolitik genannt. Augenscheinlich besteht eine erhebliche Diskrepanz zwischen der medial dominierten Themenagenda und dem, was für die Bürger:innen tatsächlich entscheidend ist.
Ausbleibender Kandidateneffekt
Noch nie gab es so viele Bewerber:innen für das Kanzleramt wie bei dieser Wahl und noch nie war das gesamte Feld der Kandidat:innen so unbeliebt in Umfragen wie dieses mal. Keiner/keinem sind die Herzen der Wähler:innen zugeflogen. Im Gegenteil, sowohl die alten als auch die neuen Kandidat:innen hatten mit starken Vorbehalten gegen ihre Person zu kämpfen. Dies mag auch ein Erklärungsfaktor sein, warum noch kurz vor dem Wahltag fast ein Drittel der Wahlberechtigten unschlüssig waren, wen sie wählen sollten.
Der Herausforderer Friedrich Merz führt die Rangfolge in der Kanzlerkandidat:innenbewertung mit 34 Prozent an. Vergleicht man diese Werte jedoch mit vorherigen konservativen Kanzlerkandidat:innen, so war niemand so unbeliebt wie Friedrich Merz. Kanzler Scholz und Vize-Kanzler Habeck folgen nicht weit davon entfernt mit Zustimmungswerten von 26 bzw. 25 Prozent, liegen aber ebenfalls deutlich hinter den Werten der letzten Bundestagswahlen. Alice Weidel bildet mit 19 Prozent das Schlusslicht, was zum einen die Unbeliebtheit der Person unterstreicht, zum anderen aber auch, dass die AfD mittlerweile nicht aus Protest sondern aus Überzeugung trotz einer schwachen Kandidatin gewählt wird.
Was hat sich im Vergleich zur letzten Wahl verändert?
Es geht um was: Höchste Wahlbeteiligung seit der Wiedervereinigung
Eine der positiven Überraschung der vorgezogenen Neuwahlen war die stark gestiegene Wahlbeteiligung. 82,5 Prozent der Wahlberechtigten, das sind knapp 50 Millionen Bundesbürger:innen, haben ihr Wahlrecht ausgeübt. Ein neuer Höchstwert seit der Wiedervereinigung. Wie bereits bei der letzten Bundestagswahl ist auch im Jahr 2025 die Wahlbeteiligung im Osten mit 80,3 Prozent etwas niedriger als im Westen Deutschlands (83,1 Prozent). Doch gleichen sich die Werte allmählich an, so ist die Wahlbeteiligung in Ostdeutschland mit 7,4 Prozentpunkten etwas stärker angestiegen als im Westen (+5,9 Prozentpunkte). Die geringste Wahlbeteiligung findet sich in den Bundesländern Sachsen-Anhalt (77,7 Prozent) und Bremen (77,8 Prozent). In Bayern findet sich dagegen die höchste Wahlbeteiligung mit 84,5 Prozent.
Wähler:innenwanderungen
Die Frage, welche Partei an welches andere Lager Stimmen abgegeben oder gewonnen hat, ist allgemein von großem Interesse. Die Erfassung ist allerdings methodisch sehr schwierig und die Aussagekraft umstritten. Unsere Auswertung basiert auf der Nachwahlbefragung (Exit Poll) von Infratest Dimap in ausgewählten Wahllokalen bzw. Stimmbezirken. Die Grafiken geben für die jeweilige Partei an, welche Anzahl an Stimmen dazugewonnen oder abgegeben wurden. Neben den konkurrierenden Parteien gibt es noch die Gruppen der Nichtwähler:innen sowie Erstwähler:innen/Verstorbene. Es handelt sich um hochgerechnete Werte, daher sind viel mehr die Größenverhältnisse und generellen Strömungen von Interesse als die Zahlen selber.
Die historische Niederlage und starken Verluste der SPD lassen sich auch im Wanderungsmodell nachzeichnen. Die SPD erhält noch knapp 8.150.000 Zweitstimmen. Ein Verlust von etwas mehr als 3.750.000 Stimmen. Der mit Abstand größte Stimmenverlust findet sich in Richtung Union (1.760.000). Danach folgen die AfD (720.000) und Erstwähler:innen/Verstorbene (630.000). Aber auch an die Linke (560.000) und das BSW (440.000) gehen substantielle Wähler:innenstimmen verloren. Die geringsten Verluste werden in Richtung Grüne (100.000) gemessen. Zugewinne verzeichnet die SPD dagegen am stärksten von der Gruppe der Nichtwähler:innen (250.000), gefolgt von ehemaligen FDP-Wähler:innen (120.000) und andere Parteien (60.000).
Rückgang bei den knappen Wahlkreisen
Das in den letzten Jahren stark veränderte Parteiensystem in Deutschland mit mehr im Bundestag vertretenen Parteien und einem stärkeren Wettbewerb zwischen den Parteien hat zur logischen Folge, dass Wahlkreise oftmals nur noch mit einer vergleichsweise geringen Zahl an Stimmen gewonnen werden. Schaut man sich Wahlkreise an, bei denen die Differenz zwischen erst- und zweitplatzierten Direktkandidat:innen unter 5 Prozent lagen, so finden sich bei der Bundestagswahl 2017 64 knappe Wahlkreise. Vier Jahre später waren es bereits 100 knappe Wahlkreise. Das bedeutet, bei der Bundestagswahl 2021 wurde jeder dritte Wahlkreis mit weniger als 5 Prozent Unterschied bei den Erststimmen gewonnen. Bei der Bundestagswahl 2025 finden sich dagegen nur 65 Wahlkreise mit einem knappen Abstand zwischen den Direktkandidat:innen. Damit ist quasi das Niveau der Bundestagswahl 2017 wieder erreicht worden. Dennoch zeigt sich, dass insbesondere in großstädtischen Wahlkreisen sowie in Universitätsstädten es oftmals sehr enge Rennen gab. So liegt im Wahlkreis Stuttgart I die Kandidatin der Grünen laut vorläufigem Endergebnis gerade einmal 16 Erststimmen vor ihrer Konkurrentin der CDU. Ebenfalls sehr knapp ging es in den Wahlkreisen Berlin-Tempelhof-Schöneberg, Goslar-Northeim-Göttingen II und Köln III aus. Konnte sich 2021 noch die SPD am häufigsten in knappen Wahlkreisen behaupten, so hat dieses Mal die Union mit 29 gewonnen knappen Wahlkreisen die Nase vorn.
Vergleicht man die Karten der knappen Wahlkreise der Bundestagswahlen 2021 und 2025 so fallen mehrere Entwicklungen ins Auge: Erstens ist die Anzahl der knappen Wahlkreise in Ostdeutschland bis auf wenige Ausnahmen zurückgegangen, was am starken Abschneiden der AfD liegt, die fast alle Direktmandate im Osten des Landes gewinnen konnte. Zweitens sind weiterhin insbesondere kleine, aber stark bevölkerte städtische Wahlkreise besonders stark umkämpft. Hier können auch zunehmende kleinere Parteien ein Direktmandat erringen. Drittens gibt es sie weiterhin, die sicheren Erststimmen-Hochburgen von Parteien. Dennoch verändert sich das Muster auch dynamisch mit der Zeit: Ehemals knappe Wahlkreise können je nach Konstellation auch wieder klar gewonnen werden, gleichzeitig bröckeln in einigen Regionen die Hochburgen und der Wahlsieg kann nur noch knapp sichergestellt werden.
Was bedeutet das Ergebnis für die Regierungsbildung?
Die neue Regierungsbildung steht ganz im Zeichen eines Zweierbündnisses. Nach dem Aus der Ampelkoalition gilt die erste Dreierkoalition auf Bundesebene als gescheitertes Experiment. Mit drei um die 5-Prozent-Hürde schwankenden Parteien war der Wahlkampf noch geprägt von der Unsicherheit, ob dieser Wunsch in Erfüllung gehen kann. Nun hat der Wahlausgang gezeigt, dass FDP und BSW den Einzug in den Bundestag verpasst haben, was die Bildung einer Koalition aus zwei Parteien zumindest rechnerisch möglich macht. Das gilt für die Bündnisse aus CDU/CSU sowohl mit der SPD aber auch mit der AfD.
Auch wenn Friedrich Merz es nicht gelungen ist, die Union zurück über die 30 Prozent zu führen, liegt der Auftrag zur Regierungsbildung nun in seinen Händen, wie es auch Olaf Scholz direkt nach dem Wahlausgang im Willy-Brandt-Haus verkündete. Da Merz eine Koalition mit der AfD ausgeschlossen hat, steht als einzig rechnerisch mögliches Zweierbündnis eine Koalition mit der SPD zur Verfügung. Die schwierige Gratwanderung für die anstehenden Verhandlungen liegt damit zwischen der Durchsetzung sozialdemokratischer Forderungen und der staatspolitischen Verantwortung, die einzig politisch mögliche Bündnisoption zwischen zwei demokratischen Parteien mitzutragen. Gerade nach den letzten Wochen des Wahlkampfs und den dort eröffneten Gräben, werden die Verhandlungen sicherlich nicht einfach.
Seitens der Wählenden hat ein schwarz-rotes Bündnis mit 39 Prozent die höchsten Zustimmungswerten. Doch auch hier ist der Anteil derer, die sich ablehnend gegenüber dieser Option zeigen mit 44 Prozent die größere Gruppe. Das gleiche gilt jedoch auch für alle anderen Koalitionsmodelle, die Ablehnung übertrifft die jeweilige Zustimmung. Dies zeigt sich auch deutlich für das andere Zweierbündnis, das der Union laut Wahlausgang aber gar nicht zur Verfügung steht. Einer Koalition aus Unionsparteien und Grünen stehen 62 Prozent skeptisch gegenüber, während sich nur 25 Prozent dieses Modell gut vorstellen können. Mit Abstand die größte Ablehnung aus der Bevölkerung erfährt das Zweierbündnis, welches die meisten Sitze auf sich vereinen würde. Eine Koalition aus CDU/CSU und AfD lehnen 76 Prozent der Befragten ab, während lediglich 18 Prozent das Bündnis befürworten.
Was erschwert die anstehende Koalitionsverhandlung?
1. Die Fronten sind nach der Diskussion um das Bröckeln der Brandmauer durch die Union zwischen der CDU/CSU und den Mitte-Links-Parteien verhärtet. Es muss dennoch zügig ein anderer Umgangston gefunden werden, um einer konstruktiven Regierungsbildung nicht im Weg zu stehen. Während Rechtspopulisten den Kompromiss als politisches Mittel verachten, sollte es den Parteien innerhalb des demokratischen Spektrums umso wichtiger sein, ihn als zentrales Gut einer liberalen Demokratie wertzuschätzen. Auch wenn die Kompromissfindung nach den Ereignissen und Diskussionen der letzten Wahlkampfphase nicht einfach scheint, so muss sie doch ein Ziel sein, das im Interesse aller Beteiligter schnell umgesetzt werden sollte.
2. Die AfD hat ihr Ergebnis aus der letzten Bundestagswahl verdoppelt. Mit ihren 20,8 Prozent wird sie die größte Oppositionspartei und diese Rolle sicherlich noch lauter als zuvor ausfüllen. Gerade vor diesem Hintergrund braucht es schnell eine stabile Regierung, um gegen die Stimmungsmache und eine Opposition anzukommen, die alles daranlegen wird, die Regierungsarbeit zu delegitimieren und zu destabilisieren. Im besten Fall kann hierdurch ein positiver Druck entstehen, der zur schnellen Einigkeit beiträgt.
3. Durch den Ausschluss der AfD und der Linken als Koalitionspartner, beschränken sich die Koalitionsoptionen für die Union stark. Das stärkt die Verhandlungsposition der SPD, da sich die Union ein Scheitern der Koalitionsverhandlungen nicht leisten kann, außer sie geht in das Wagnis einer Neuwahl. Die klare Rollenaufteilung zwischen Verhandlungsführer und Juniorpartner, wie sie es früher einmal gab, verschwimmt damit. Vereinfacht wird die Situation dadurch nicht unbedingt. Die Bürger:innen haben einen Anspruch darauf, gut regiert zu werden. Und angesichts der weltpolitischen Lage ist eine geeinte Bundesregierung, die mit starker Stimme in und für Europa spricht, zentral, um bei den geopolitischen Umbrüchen bestehen zu können.
Kontakt
Ansprechpartner_innen: Catrina.Schlaeger(at)fes.de, Jan.Engels(at)fes.de und Nicole.Loew(at)fes.de
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