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G20 gibt wichtigen Impuls für Klimafinanzierung

G20 stärkt COP29: Milliarden zu Billionen? Neue Klimafinanzierung soll globale Gerechtigkeit fördern und Verhandlungen in Baku voranbringen.

Die G20 hat ein neues Klimafinanzierungsziel unterstützt und den Verhandlungen der COP29 in Baku damit einen entscheidenden Impuls gegeben. In einer gemeinsamen Erklärung heißt es: „Wir gehen von einem erfolgreichen Ausgang der Verhandlungen über das neue Klimafinanzierungsziel (New Collective Quantified Goal on Climate Finance, NCQG) in Baku aus. Zudem versprachen die G20, die COP29-Präsidentschaft aktiv zu unterstützen: „Wir bekennen uns zu dem Ziel, die Verhandlungen in Baku zum Erfolg zu führen.“

Trotz dieses Fortschritts blieb ein zentraler Streitpunkt unerwähnt: die freiwilligen Beiträge der Länder des Globalen Südens zur Klimafinanzierung.

In ihrer Abschlusserklärung fordern die G20, dass „die Klimafinanzierung aus allen Quellen schnell und in erheblichem Umfang von Milliarden auf Billionen aufgestockt werden muss“. Diese Botschaft stieß auf breite Zustimmung. UN-Klimachef Simon Stiell begrüßte die klare Ansage an die Verhandlungsführer der COP29: „Sie kehren nicht ohne ein erfolgreiches neues Finanzierungsziel aus Baku zurück.“ Stiell betonte, dies sei im Interesse aller Länder.

Positive Resonanz, aber offene Fragen

Obwohl Aktivist:innen wie erwartet deutlichere Zusagen forderten, erhielt die Erklärung der G20 breite Unterstützung. Jasper Irventor, Delegationsleiter von Greenpeace auf der COP29, nannte das Signal „positiv“: Die G20 habe ihre Entschlossenheit unter Beweis gestellt, das neue Finanzierungsziel voranzutreiben. „Diese Dynamik gilt es nun in Baku in konkrete Ergebnisse umzusetzen“, so Irventor.

Auch in anderen Bereichen gab es Fortschritte: Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva rief die G20 dazu auf, bis 2040 oder 2045 klimaneutral zu werden. Angesichts der Tatsache, dass die G20-Staaten 85 Prozent der Weltwirtschaft repräsentieren und etwa 75 Prozent der globalen Emissionen verursachen, ist dies ein bedeutsamer Vorschlag. Lula, der 2025 die COP30 in Brasilien leiten wird, möchte diese Zielsetzung dort weiter vorantreiben.

Die G20 betonten auch ihre Unterstützung für die Ergebnisse der COP28 in Dubai, einschließlich der ersten globalen Bestandsaufnahme des Pariser Abkommens. Der sogenannte VAE-Konsens fordert eine „gerechte, geordnete und ausgewogene Abkehr von allen fossilen Brennstoffen in Energiesystemen“, um das Ziel der Netto-Null bis 2050 zu erreichen.

Obwohl diese Position ein Fortschritt ist, fehlen klare, verbindliche Aussagen. Eine stärkere Formulierung hätte insbesondere Saudi-Arabien nicht akzeptiert. Hinzu kommen Herausforderungen durch die klimapolitische Ausrichtung von Staaten wie den USA unter einer erneuten Trump-Präsidentschaft sowie durch die fortgesetzte Kohleförderung in Indien, Indonesien und China.

Verhandlungen in Baku: Von Milliarden zu Billionen?

Die Minister_innen und Delegierten in Baku stehen vor der Aufgabe, die von den G20 gesetzten Ziele in konkrete Kompromisse zu übersetzen. Es wird über Beträge zwischen 300 und 500 Milliarden US-Dollar diskutiert, wobei die Länder des Globalen Südens mindestens 600 Milliarden US-Dollar fordern. Die EU favorisiert eine niedrigere Spanne zwischen 200 und 300 Milliarden.

Einigkeit herrscht darüber, dass die Klimafinanzierung öffentliche Mittel, durch staatliche Investitionen mobilisierte private Gelder sowie Beiträge multilateraler Entwicklungsbanken umfassen muss. Letztere haben angekündigt, ihren Beitrag bis 2030 auf 120 Milliarden US-Dollar zu erhöhen. Besonders kritisch sehen afrikanische Staaten, dass private Investitionen in die Summen einbezogen werden.

Der aserbaidschanische Verhandlungsführer Jaltschin Rafijew kündigte an einen umfassenden Entwurf für das neue Klimafinanzierungsziel vorzulegen. Simon Stiell betonte abschließend: „Die COP29 muss jetzt zeigen, wie globale Zusammenarbeit funktionieren kann – mit einem ambitionierten Finanzierungsziel als Herzstück eines ausgewogenen Gesamtpakets.“

 

Aus dem Englischen von Christine Hardung

Über den Autor

Dr. Charles Ellinas kommt aus Zypern und ist Ratsmitglied beim Atlantic Council. Er war Mitglied der Delegation der Friedrich-Ebert-Stiftung bei den Weltklimakonferenzen COP28 und COP29.

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