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Bild: Willfried Penner, [JHD020527]; Rechte: Frank und Marc Darchinger.
Am 25. Mai 2021 wird der langjährige SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Willfried Penner 85. Als er im Jahr 2000 von Abgeordneten aller Parteien zum Wehrbeauftragten gewählt wurde – auf Antrag der vier Fraktionen SPD, FDP, Grüne und PDS, schrieb der Korrespondent der FAZ Günter Bannas, dass damit die politische Laufbahn eines Abgeordneten ein Ende finde, „der nie in der ersten Reihe gestanden, stets aber zu den einflussreichen Parlamentariern gehört hat“.
Zwanzig Jahre zuvor charakterisierte ihn Gunter Hofmann in der „Zeit“ als einen „Mann ohne Eitelkeiten“. „Fast unbemerkt auf dem Weg nach oben“ sah ihn in der FAZ seinerzeit Hermann Rudolph. Immerhin: Er war im Laufe der Jahre als Generalbundesanwalt im Gespräch, als Chef des BND, als Kanzleramtsminister unter Helmut Schmidt. Im politischen Bonn wurde er, so Sten Martensen im „Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt“, „als Ausnahme gehandelt, als wohltuende“.
Das „Willfried-Penner-Lesebuch“, das kürzlich erschienen ist, steht nicht zufällig unter dem Titel „Sport – Politik – Heimat“. Denn der Sozialdemokrat war parallel zum bundesstaatlichen Engagement ein Vierteljahrhundert Vorsitzender des Stadtsportbundes in Wuppertal. Der Sport hat ihm schon immer viel bedeutet, die politische Ader brach bei ihm bereits als Schüler durch, und beides, den Sport und die Politik, bewältigte er mit nimmermüdem Einsatz, mit viel Lebensfreude und mitunter ironischen bis sarkastischen Bemerkungen schlug er einen Bogen zwischen der großen Politik in Bonn und später Berlin einerseits und den öffentlichen Besonderheiten der bergischen Metropole andererseits. Das alles findet sich in Dokumenten, Berichten, persönlichen Zeugnissen und einigen Fotos vom Kindergartenkind bis zum Diplomaten im “Lesebuch“, das „unspektakuläre, aber berührend-interessante Einblicke in ein Politikerleben“ gestatte.
„Anerkannt wuchtiger Schuss“ ist die Rezension des Lesebuchs aus der Feder von Heribert Prantl überschrieben: „Es gibt Politiker, die hat man schon vergessen, wenn sie noch aktiv sind. Und es gibt Politiker, die vergisst man nicht, auch wenn sie schon lange nicht mehr aktiv sind.“ Prantl, wie Penner von Hause aus Jurist, erinnert in dem Beitrag an Willfried Penners Wirken als stellvertretender Vorsitzender des Flick-Untersuchungsausschusses und als Chef des Untersuchungsausschusses zum Transfer von U-Boot-Plänen nach Südafrika. Er hat sie alle, ob sie Helmut Kohl hießen oder Otto Graf Lambsdorff, unnachsichtig befragt und Schwachstellen aufgedeckt.
Ein außergewöhnlicher Mann, zweifellos. Sieben Mal ist er in den Bundestag direkt wiedergewählt worden. Kein Hinterbänkler: Er war Chef des Innenausschusses und dort wegen seiner unbestechlichen Diskussionsleitung anerkannt von Abgeordneten aller Fraktionen, er mischte in der Parlamentarischen Kontrollkommission mit, er war lange Zeit stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, Justitiar der Fraktion, Parlamentarischer Staatssekretär und damit Minister-Stellvertreter auf der Hardthöhe.
Dem hilfsbereiten Politiker, der ein Gespür dafür hat, wo Not am Mann ist und wo möglicherweise nur er helfen kann, hat Ernst-Andreas Zieglerin dem erwähnten Lesebuch ein kleines Denkmal gesetzt: Zwei Heranwachsenden, die sich in die Fänge der französischen Fremdenlegion begeben hatten, konnte die vorzeitige Rückkehr in die Heimat ermöglicht werden. Politisch war und ist er im „konservativen“ Teil der SPD verankert. Er hat laut Prantl „für den Lauschangriff geworben, allerdings auch für dessen effektive rechtsstaatliche Kontrolle“.
Wer den in der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn befindlichen Vorlass studiert oder auch nur grob durchsieht, stößt auf eine große Zahl von vor allem Sport-Vereinen, die Willfried Penner zu Festlichkeiten einluden oder ihm ihren Kummer mitteilten, wenn etwa der Turnverein Friesen e. V. ihn 1984 zu seiner Jubiläumsveranstaltung bat: „Unser Wunschredner sind Sie, lieber Herr Dr. Penner!“ Der Nützenberger Turnverein NTV, der Langerfelder Turnverein LTV, der Billiard-Sportverein Vohwinkel 1936, der TSV Grün-Weiß, der Gehörlosen-Sportverein und hunderte andere wandten sich Klage führend, mit Anregungen oder um Teilnahme an Veranstaltungen bittend an den SPD-Bundestagsabgeordneten.
Zitieren wir einen letzten Zeugen, einen Liberalen. Vor 20 Jahren, zum damaligen 65. Geburtstag, schrieb Dr. Burkhard Hirsch: „Lieber Herr Penner, es war ein Vergnügen, mit Ihnen im Parlament zu sein. Sie haben in allen Ihren Funktionen eine hervorragende Figur gemacht, und ich habe alle Veranlassung, Ihnen zu danken, herzlich zu gratulieren, Ihnen alles Gute, Glück und die notwendige Lebensfreude zu wünschen, die mit zunehmendem Alter immer wichtiger wird.“
Matthias Dohmen
Matthias Dohmen (Hrsg.): Sport - Politik - Heimat. Das Willfried-Penner-Lesebuch, Wuppertal 2020.
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