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Die Energiewende: Eine Jahrhundertaufgabe

Die Ziele der Energiewende stehen fest, doch die Umsetzung gestaltet sich schwierig.

Das Jahr 2015 geht als Rekordjahr für die Energiewende in die deutsche Geschichte ein. Mehr als dreißig Prozent des erzeugten Stroms stammten aus Sonne, Wind, Wasser und Biomasse – so viel wie noch nie. Trotz dieser beachtlichen Ergebnisse verlief und verläuft die Umsetzung der Energiewende keineswegs reibungslos.

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Dies liegt an den technologischen Hürden, die bewältigt werden mussten und müssen. Außerdem dauert es mitunter sehr lange, bis die Entscheidungen in Bezug auf die Ausrichtung des Energiesystems Wirkung zeigen. Darüber hinaus gleicht die Entscheidungsfindung einem Tauziehen gegensätzlicher Interessen, etwa von Beschäftigten, Unternehmen, Bürger_innen, Konsument_innen und Politik. Das Ergebnis ist die mühsame Umstellung von fossilen auf erneuerbare Energiequellen, die nicht ohne Widersprüche, Kehrtwendungen und Enttäuschung erfolgt. Doch die Energiepolitik gehörte schon immer zu den entscheidenden gesellschaftlichen Konfliktfeldern der Bundesrepublik, wie die Bilder der einstigen Auseinandersetzungen in Whyl, Brokdorf oder Wackersdorf bezeugen. Diese Konflikte haben die politische Debatte und die Parteienlandschaft in Deutschland bis heute geprägt.


Die Energiewende ist kein neues Phänomen

„Sonne, Wasser, Wind: Entwicklung der Energiewende in Deutschland“
„Sun, Water, Wind: Development of the Energy Transition in Germany“
„Sól, água, vento: O desenvolvimento da transição energética na Alemanha“
„Sol, agua, viento: la evolución de la transición energética en Alemania“
„Solaire, hydraulique, éolien : l‘évolution de la transition énergétique en Allemagne“
„Sonne, Wasser, Wind“ - chinesische Übersetzung
„Sonne, Wasser, Wind“ - arabische Übersetzung

Franz-Josef Brüggemeier von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg zeichnet diese Konflikte um die Ausrichtung der Energiepolitik in Deutschland nach. Er zeigt in seinem geschichtlichen Rückblick aber auch auf, dass Energiewenden keine neuen Phänomene sind. Das Energiesystem hat sich in der Vergangenheit bereits mehrfach gewandelt: von der Wasserkraft und Holz als Hauptenergiequellen, über die Kohle und das Öl, später Atomkraft hin zu erneuerbaren Energiequellen. Die Energiewenden erlaubten es, immer größere Energiemengen bei geringerem Mitteleinsatz zu erzeugen. Sie führten durch den Einsatz neuerer Produktionsmethoden zu Produktivitätssprüngen und steigerten damit den gesellschaftlichen Wohlstand.

Am 5. November diskutierten Prof. Dr. Franz Josef Brüggemeier, Herausgeber der Publikation „Sonne, Wasser, Wind – Die Entwicklung der Energiewende in Deutschland“ und Dr. Niels Meyer-Ohlendorf, Head des Global Policy Program des Ecologic Instituts in Berlin die Zukunft der Energiewende in Deutschland. Es moderierte Michael Bauchmüller, Parlamentskorrespondent der Süddeutschen Zeitung.

Interessensausgleich als Aufgabe der Sozialen Demokratie

Die Transformation der Energiesysteme ging mit der Industrialisierung und der Entstehung moderner Industriegesellschaften einher. Mit der Industrialisierung entstand die Soziale Demokratie als politische und gesellschaftliche Bewegung, die nach wie vor der Industrie mit ihren Beschäftigten nah steht. Damit unterscheidet sie sich von anderen politischen Kräften. Brüggemeier sieht es als Schlüsselaufgabe für die Soziale Demokratie an, dass sie sich um einen Interessensausgleich zwischen Gewinner_innen und Verlierer_innen der Energiewende bemüht, um die Energiewende als gesellschaftliches und wirtschaftliches Modernisierungsprojekt voranzubringen. Diese Aufgabe wird umso wichtiger, je schneller die Europäisierung der Energiepolitik vorankommt. Die Soziale Demokratie muss ein Interesse an der Errichtung eines europäischen Energiebinnenmarkts haben, damit die Energiewende im europäischen Kontext gelingt.

Ansprechpartner in der FES: Dr. Philipp Fink

Brüggemeier, Franz-Josef

Sonne, Wasser, Wind

die Entwicklung der Energiewende in Deutschland
Bonn, 2015

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