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Deutschland driftet auseinander. Trotz guter Konjunktur der vergangenen Jahre profitieren längst nicht alle Regionen vom Wachstum. Die regionale Ungleichheit verfestigt sich oder nimmt sogar noch zu. Einzelne Regionen befinden sich in einem Teufelskreis aus Verschuldung, Arbeitslosigkeit und Abwanderung.
Das jüngste Wachstum kommt in vielen Gegenden Deutschlands nicht an. Das ist das Ergebnis der Studie "Ungleiches Deutschland", die anhand von 20 Indikatoren die soziale und ökonomische Lage der Bundesrepublik kreisgenau darstellt. Die Kriterien sind etwa Arbeitslosigkeit, Abwanderung, Kinderarmut, kommunale Schulden oder das Bruttoinlandsprodukt. Die Ergebnisse zeigen, dass etliche Gegenden im Osten und Norden des Landes anderen Regionen im Süden hinterherhinken. Sie sind nicht in der Lage, sich eigenständig aus dieser Lage zu befreien, und es wird von Jahr zu Jahr schwieriger.
Bruttoinlandsprodukt in 1.000 Euro je Erwerbstätigen
Anteil der Arbeitslosen an den zivilen Erwerbspersonen in %
Arbeitsplatzwanderung: Binnenwanderungssaldo der Einwohner_innen von 25 bis unter 30 Jahren je 1.000 Einwohner_innen der Altersgruppe
Anteil der Schulabgänger_innen ohne Hauptschulabschluss an den Schulabgänger_innen in %
Anteil der Arbeitslosen im Rechtskreis SGB II (Hartz IV) an den Erwerbspersonen in %
Kommunale Schulden in Euro je Einwohner_in
Bevölkerungsdichte: Einwohner_innen je km2
Betreuungsquote: Anteil der Kinder unter 3 Jahren in Kindertageseinrichtungen an den Kindern der entsprechenden Altersgruppen in %
Anteil der Einwohner_innen 75 Jahre und älter an den Einwohner_innen in %
Anteil der Einwohner_innen unter 6 Jahren an den Einwohner_innen in %
Zur Studie "Ungleiches Deutschland" (PDF)
Die von der wirtschaftlichen Entwicklung abgehängten Regionen haben immer mehr Schwierigkeiten bei der Bereitstellung der öffentlichen Daseinsvorsorge. Ihre Kommunen befinden sich zunehmend in einem Teufelskreis aus Verschuldung, Wachstumsschwäche, Arbeitslosigkeit und Abwanderung. Die Bewohner müssen mit einer schlechteren Ausstattung der Infrastruktur auskommen. Ihre Chancen, erfolgreich am Arbeitsleben teilzunehmen schwinden ebenso, wie an den sozialen und kulturellen Alltagsbeziehungen. Das vom Grundgesetz vorgegebene Ziel der Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse rückt in immer weitere Ferne.
Bereits 2013 hat die Friedrich-Ebert-Stiftung einen Vorschlag zur Neuordnung der Bund-Länder-Finanzbeziehungen gemacht, mit dem Ziel, die sozialen und ökonomischen Disparitäten abzubauen. Das Konzept umfasst drei Maßnahmen: Die Kommunen sollen bei den Aufgaben, die ihnen der Bund im Rahmen der Sozialgesetzgebung übertragen hat, finanziell entlastet werden. Im zweiten Schritt wird eine neue "Gemeinschaftsaufgabe Regionale Daseinsvorsorge" zur Sicherung der flächendeckenden Versorgung mit Gütern der öffentlichen Daseinsvorsorge vorgeschlagen. Der territoriale Zusammenhalt soll – im dritten Schritt – durch einen Ideenwettbewerb der Regionen gestärkt werden, der riskante, resiliente und robuste Gemeinden zusammenbringt.
Ansprechpartner in der FES: Philipp Fink, (030) 26935-8319
Albrech, Joachim; Fink, Philipp; Tiemann, Heinrich
Joachim Albrech, Philipp Fink, Heinrich Tiemann. - Bonn : Friedrich-Ebert-Stiftung, Abteilung Wirtschafts- und Sozialpolitik, 2016. - 51 Seiten = 6,7 MB PDF-File. - (Gute Gesellschaft - soziale Demokratie #2017plus)Electronic ed.: Bonn : FES, 2016ISBN 978-3-95861-417-8
Publikation herunterladen (6,7 MB PDF-File)
Die Studie "Ungleiches Deutschland" erscheint im Rahmen des Projekts "Gute Gesellschaft – Soziale Demokratie 2017plus", in dessen Mittelpunkt das Thema Ungleichheit steht. Mehrere Studien sollen auch künftig zeigen, wie sich Ungleichheit in Deutschland entwickelt, was das für das Leben der Menschen bedeutet und welche Lösungen sich anbieten.