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Jugend und Politik

Keine gerechte Energiewende in Thailand ohne enge Zusammenarbeit mit der Öffentlichkeit

In der thailändischen Öffentlichkeit gibt es kaum Diskussionen über den Bedarf an sauberer Energie. Das muss sich ändern, sonst gelingt die Energiewende in Thailand nicht, findet Wirtschaftswissenschaftlerin Kiriya Kulkonkan.

 

Thailand hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: eine Verpflichtung zur Netto-Null-Emission bis zum Jahr 2070. Aktuell jedoch lassen sich in den Handlungen und in der Politik des Landes nur wenige Elemente ausmachen, mit denen dieses Ziel in gerechter und gleichberechtigter Weise erreicht werden kann.

Sensibilisierung der Öffentlichkeit

Es muss ein größeres Augenmerk auf die Bedürfnisse der Öffentlichkeit gelegt werden. Vor allem auf diejenigen Menschen, deren Existenzgrundlagen am stärksten vom geplanten Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen und der Wende zu erneuerbaren Energien betroffen sein werden, so Kiriya Kulkonkan, Associate Professor an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften an der Thammasat University.

Ein maßgeblicher erster Schritt der thailändischen Regierung müsste es sein, die Öffentlichkeit für das ökologische Gebot zu sensibilisieren, dass die Erderwärmung nur bekämpft werden kann, wenn die Treibhausgasemissionen drastisch gesenkt werden. Es gebe in der thailändischen Öffentlichkeit kaum Diskussionen über den Bedarf an sauberer Energie, ganz zu schweigen von der sozialen Dimension des erforderlichen Wandels. Und dort, wo es solche Diskussionen gebe, konzentriere sie sich oft nur auf die wahrgenommene Bedrohung eines Arbeitsplatzverlustes im Energie- und Fertigungssektor.

Qualifizierung muss vor gehen

Diese Bedenken seien in gewissem Maße berechtigt, stellt Kulkonkan fest. Thailand müsse mehr Mittel dafür einsetzen um sicherzustellen, dass Arbeitskräfte, die derzeit vom fossilen Brennstoffsektor abhängig seien, in der neuen Beschäftigungslandschaft Unterstützung erhielten. Dies schließe die vielen Arbeitskräfte in der Automobilindustrie des Landes ein, wenn dort die Werke für die Produktion von mehr Elektroautos umgerüstet würden. „Da die Herstellung eines Elektrofahrzeugs anspruchsvollere Kenntnisse und Technologien erfordert, machen sich Arbeitskräfte in der Automobilindustrie, die bei der Erlangung neuer Fähigkeiten nicht mithalten können, Sorgen um die Sicherheit ihrer Jobs,“ erläutert Kulkonkan.

„Um den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu helfen, ihre Arbeitsplätze zu behalten, muss die Regierung Maßnahmen ergreifen, um ihre Qualifizierung sicherzustellen. Heute gibt es für Berufseinsteiger_innen gewisse Fortschritte dank eines geänderten Berufsbildungsprogramms, aber es gibt nichts dergleichen für Menschen, die bereits im Arbeitsleben stehen.” Obwohl die Regierung Sozialhilfesysteme und Unterstützungspläne für diejenigen erarbeitet hat, die ihre Arbeitsplätze verlieren, besteht Kulkonkan darauf, dass die Wende gerechter wäre, wenn diese Betroffenen stattdessen in der Branche der erneuerbaren Energien tätig werden könnten.

Die drei Ebenen des sozialgerechten Wandels

Für eine gerechte Energiewende sei effektive Gerechtigkeit auf drei Ebenen nötig: auf der Verfahrensebene, der Verteilungsebene und der Ebene der Wiederherstellung. Verfahrensgerechtigkeit bedeute, dass der Prozess der Politikgestaltung von unten nach oben ablaufe und die Betroffenen auf allen Ebenen mit einbezogen würden. Verteilungsgerechtigkeit sei erreicht, wenn die Politik sich darauf konzentriere sicherzustellen, dass die Vorteile der Energiewende so gleichmäßig verteilt würden wie möglich und insbesondere, dass diejenigen, die unter negativen Auswirkungen der Energiewende leiden, angemessene Unterstützung erhielten. Und zur wiederherstellenden Gerechtigkeit gehöre, dass man sich mit den historischen Folgen der langjährigen Nutzung von fossilen Brennstoffen auf menschliche Gemeinschaften auseinandersetze. Aber es gebe keinen Wiederherstellungsplan für Gegenden oder Gruppen, die von sozialem oder ökologischem Unrecht durch konventionelle Industrien betroffen seien. Die Herausforderung für das thailändische Energierahmenkonzept sei auch weiterhin das Fehlen von Elementen der Verteilungs- und wiederherstellenden Gerechtigkeit, welche notwendig seien, wenn das Land künftig einen wirklich gerechten Wandel vollziehen wolle.

Um diese und andere Bedenken abzubauen, müsse die Regierung eine vielfältige Gruppe von Akteurinnen und Akteuren an den Verhandlungstisch einladen, damit sie dort ihre Sorgen zum Ausdruck bringen könnten. „Wirtschaftliche Mechanismen wie Preis- oder Steuermechanismen können angewandt werden, ohne zwangsweise die geltenden Marktmechanismen zu stören“, sagt Kulkonkan. „Ein gerechtes Eingreifen ist möglich.”

 

Dieser Artikel ist eine Zusammenfassung und Aktualisierung von Untersuchungsergebnissen, die ursprünglich vom SDG Research and Support Programme SDG Move (Forschungs- und Unterstützungsprogramm zu den Nachhaltigen Entwicklungszielen) der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften an der Thammasat Universit veröffentlicht wurden. SDG Move ist Partner unseres FES Thailand-Büros in Bangkok. Weitere Aktualisierungen und Informationen über unsere Arbeit im Land finden Sie auf der Webseite von SDG Move und in den sozialen Netzwerken des Programms.

Dieser Artikel erschien am 24.08.2022 in englischer Sprache auf asia.fes.de.


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Yvonne Blos
Yvonne Blos
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