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Jugend und Politik

"Übung für den Ernstfall" - Videorückblick auf "Performance vor Publikum"

Überzeugt von den eigenen Ideen und motiviert für ein Mandat - aber trotzdem schlotternde Knie und schwitzige Hände vor jeder Rede? So geht es vielen. Trainerin Gwendolin Jungblut zeigte in Bielefeld, wie die "Performance vor Publikum" souverän gelingt.

Bild: Argumentationstraining von KommunalAkademie

Der wichtigste Schritt ist schon getan: Die Entscheidung, sich als Kandidat_in für die Kommunalwahl aufstellen zu lassen, ist der Beginn eines neuen Abschnitts im Leben. Es wird konkret, was lange im Kopf herumgespukt hat. Endlich eigene Ideen umsetzen und aktiv das Gemeindeleben politisch zu gestalten sind die größte Motivation, den Schritt zu wagen. Aber nun heißt es auch: Raus aus der Komfortzone und Menschen von der eigenen Person überzeugen. Parteifreund_innen erwarten mitreißende Reden, der lokale Fernsehsender möchte ein spontanes, pointiertes Interview. Wie bleibe ich da souverän, sachlich und zugleich zugänglich für die Wähler_innen? Wie transportiere ich meine Ideen und begeistere damit andere?

Gwendolin Jungblut, Trainerin aus Achim bei Bremen, lieferte bereits zu Beginn des Seminars „Performance vor Publikum“ die grundsätzlichen Kniffe, wie man emotional an die Hörerschaft andocken kann. „Was war euer schönstes Erlebnis in letzter Zeit?“ fragte sie in der Vorstellungsrunde die Teilnehmenden. An einem Freitag im September waren diese in Bielefeld zusammengekommen, um sich ihrem Lampenfieber zu stellen. „Ich bin letztens Oma geworden“, war eine der Geschichten, die aus einer Kandidatin eine nahbare Persönlichkeit mit Gefühlen machte. Denken und Handeln werden von Emotionen geleitet, mit diesem Grundsatz lassen sich über die Herzen auch die Köpfe gewinnen. Das beruhigte die 12 Teilnehmer_innen, denn mit Herz waren alle schon lange in der Kommunalpolitik engagiert. Mit der Wahl der Worte erreiche man zudem auch mehr, wenn man sie einfach und positiv halte. „Wenn ich die Person, die mit mir spricht, verstehe, fühle ich mich selbst aufgewertet“, so die Trainerin.

Weiter ging es mit der sinnvollen Gliederung einer Rede. Welche Schlüsselworte kann ich nutzen, um der Hörerschaft einen Rahmen für den Inhalt zu setzen? Wie leite ich einen neuen Punkt ein? Jungblut stellte unterschiedliche Modelle wie die VETA-Methode (Visualisieren, Emotionalisieren, Trivialisieren, Aktivieren) vor, die Reden klar strukturieren. Mit vielen guten Praxistipps konnten die Teilnehmenden gegen späten Abend ins Bett gehen und gedanklich schon an ihrer nächsten Rede feilen.

Beweise in Geschichtenform sind stärker als Behauptungen. Storytelling war dabei das Stichwort, das den zweiten Seminartag einläutete. Pünktlich sind alle, aber interessanter ist: „Ich habe selbst meine Kinder zum Stichtag geboren, so pünktlich bin ich.“ Eine Niederlage mit Lernwert, eine Parabel, ein Gleichnis – Menschen lassen sich gern Geschichten erzählen. So kann man eine Rede viel spannender beginnen, als zunächst alle Anwesenden ausgiebig und langatmig zu begrüßen.  Das wurde dann auch die Aufgabe der Seminarteilnehmenden. Ausgestattet mit Handwerkszeug und theoretischen Grundlagen sollten sie nun im fiktiven Beispiel selbst Reden schreiben. Vier Mutige wagten es sich mit der Unterstützung der anderen, eine 3minütige Überzeugungsrede zu halten. „Eine gute Übung für den Ernstfall, von dem Feedback nehme ich viel mit“, war eine Teilnehmerin überzeugt.

Abschließend ging es in die Konfrontation mit einem direkten Gegenüber. Wie gehe ich auf absolute Aussagen ein? Welche schlagfertigen Antworten kann ich immer parat haben? Den Ball durch Rückfragen wie „Wie kann es denn besser werden?“ zurückgeben und dadurch das Gespräch wieder öffnen, war nur einer der Hinweise des Argumentationstrainings. Hilfreich ist immer die „Goldene Sekunde“, d.h. sich Zeit zu geben, über etwas nachzudenken und wieder in eine souveräne Position zu kommen. Üben konnten sich die Teilnehmenden dann in der Podiumsdiskussion und in der Interviewsituation, wie sie auf kritische Rückfragen und Aussagen reagieren können. Mit einem informativen Handout und den Kopf voller Ideen verabschiedeten sich die Teilnehmenden dann am sonnigen Bielefelder Nachmittag voneinander, verbunden mit den Wünschen für eine erfolgreiche Kandidatur.   

 


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