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Am 30. November verabschiedete der Arbeitskreis Bürgergesellschaft und Demokratie der FES zwei verdiente Mitglieder der Steuerungsgruppe: Willie Brase, Mitglied des Bundestags a.D. und Svenja Stadler, Mitglied des Bundestags wurden gebührend verabschiedet.
Unter dem Titel „Engagementpolitik in der Zeitenwende?“ diskutierte der Arbeitskreis in seiner 74. Sitzung über grundsätzliche Fragen einer krisen- und zukunftsfesten Bürger*innengesellschaft. Ausgehend von den aktuellen Krisen und Debatten (Krieg in der Ukraine, Klimawandel, Konsolidierung des Bundeshaushalts nach Corona) ging es um die Frage, wie eine gute Infrastruktur für bürgerschaftliches Engagement dauerhaft und resilient etabliert werden könnte. Daran anschließend, wurden Ansätze für eine strategische Ausrichtung der Engagementförderung auf der kommunalen Ebene sowie ein Einblick in die kommunale Praxis vorgestellt und diskutiert.
Im Anschluss an die Begrüßung und Eröffnung der 74. Sitzung des Arbeitskreises „Bürger*innengesellschaft und Demokratie“ durch Anne Haller, Leiterin der Akademie Management & Politik und KommunalAkademie der Friedrich-Ebert-Stiftung, berichtete die Vorsitzende des Arbeitskreises, Ariane Fäscher, aus dem Bundestag.
Die Abgeordnete gab den Teilnehmenden einen Einblick in die aktuellen Entwicklungen bei der Bundesengagementstrategie und den Haushaltsverhandlungen. Sie berichtete, dass der Unterausschuss Bürgerschaftliches Engagement als Input zur Strategie eine Prozessbeschreibung und Zieldefinition verabschiedet habe. Ziel einer solchen Beschreibung sei es, die Entwicklung des Prozesses in den nächsten 15 Jahren aktiv zu begleiten, die Ebenen und Sektoren ins Gespräch zu bringen und das Erarbeitete spätestens alle zwei Jahre gemeinsam zu evaluieren.
Dr. Serge Embacher, Mitglied der Steuerungsgruppe des Arbeitskreises, würdigte ausführlich die beiden scheidenden Mitglieder der Steuerungsgruppe für ihr Engagement im Arbeitskreis. Er erinnerte in diesem Kontext an das Entstehen des Arbeitskreises und die damalige Ausgangslage.
Er bedankte sich für das hohe Engagement von Svenja Stadler und Willi Brase, der viele Jahre als Vorsitzender des Arbeitskreises sein Engagement im Bundestag für das Thema bürgerschaftliches Engagement mit der Arbeit des Arbeitskreises verknüpfte.
Prof. Dr. Roland Roth, Mitglied der Steuerungsgruppe, gab Gedankenanstöße zu der Frage, welche aktive Rolle die Zivilgesellschaft angesichts zahlreicher, sich überlagernder Krisen einnehmen könne. Er plädierte vor dem Hintergrund einer von ihm durchgeführten Studie zum Krisenengagement für einen veränderten institutionellen Umgang mit Krisen. Staatliche Institutionen müssten sich gerade in Krisenzeiten für Engagement und Beteiligung öffnen. Gleichzeitig sei ein Bewusstseinswandel und Perspektivwechsel in der organisierten Zivilgesellschaft angesagt: sie sollte ihr Krisenengagement ernst nehmen und mehr Beteiligung in der Krisenpolitik einfordern. Dies böte zudem die Chance, den Vertrauensverlusten in die staatliche Handlungsfähigkeit etwas entgegenzusetzen.
Tobias Kemnitzer (Co-Geschäftsführer bagfa) erörterte in diesem Kontext die Rolle der Freiwilligenagenturen. Krisen seien hier schon immer ein Thema. Engagierte erführen in ihrem Engagement Selbstwirksamkeit und träten so aus der Ohnmacht heraus. Am Beispiel der Corona-Pandemie verdeutlichte er, dass Engagementfelder in sensiblen Bereichen erst wieder angeschoben werden müssten.
Prof.‘in Dr. Andrea Walter, Politikwissenschaft und Soziologie, Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW, arbeitet aktuell in einem Forschungsprojekt zu Ehrenamt in der Daseinsvorsorge. In ihrem Impuls grifft sie die Frage auf, wie resiliente Strukturen im Alltagsengagement geschaffen werden und was kommunale Engagementstrategien dazu beitragen können. Um die Strukturen so anzupassen, dass sie krisenfest werden, benötige man verlässliche Ressourcen und Fördertöpfe für das alltägliche Engagement, das dann ausgebaut werden könne. Es müssten personenunabhängige Strukturen geschaffen werden, der Austausch institutionalisiert und Zielgruppen miteinbezogen werden. So könnten Bedarfe festgestellt und Wandlungstendenzen erkannt werden.
Kathrin Hinze, Koordinatorin Engagierte Stadt/Bürgerservice, Stadt Dessau-Roßlau, zeichnete den Weg zur Engagementstrategie der Stadt Dessau-Roßlau nach. Dieser begann 2015 mit einem Projekt, innerhalb dessen 580 Initiativen und Vereine im Bereich Engagement identifiziert wurden. Diesem folgte das Projekt ‚Zusammenhalt vor Ort‘ im Jahr 2016/17. In diesem Zuge gab es zwei Ehrenamtsforen, bei dem ein Diskussionspapier entstanden sei, was dem Stadtrat übergeben wurde. Parallel dazu wurden „Die Vielfaltsgestalter“ ins Leben gerufen – ein Zusammenschluss von Organisationen. Es folgte das Programm „Weltoffene Kommune“ und die Aufnahme im „Bundesnetzwerk Engagierte Städte“. Letztlich wurde ein Stadtratsbeschluss zur Entwicklung einer Engagementstrategie mit dem Ziel gefasst, auch die kleinen Vereine mitzunehmen.
Bild: von FES/bundesfoto/Marotzke
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