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Denken die Menschen auf dem engen Raum einer Großstadt politisch ähnlich oder sehr verschieden? Zeigen sich auch innerhalb von Stadtgesellschaften die vielbeschriebenen Polarisierungstendenzen? Welche Themen sind aus Sicht der Innenstadt-Bewohner_innen und der Einwohner_innen außerstädtischer Stadtteile in Bremen und Hamburg wichtig? Antworten auf diese Fragen bietet eine neue, qualitative Studie der norddeutschen Friedrich-Ebert-Stiftung.
Gute Nachrichten für die Demokratie in Bremen und Hamburg: Die Politik genießt vergleichsweise hohes Vertrauen bei den Bürger_innen, was sich auch in der Zufriedenheit mit der Arbeit ihrer Bürgermeister widerspiegelt. Grundsätzlich ist der Blick der Bewohner_innen Hamburgs und Bremens auf ihre Städte positiv. Die Lebensqualität gilt in beiden Städten als hoch und dass Bremen und Hamburg als offen und tolerant gelten, erfüllt die Befragten mit Stolz.
Bedrohliche gesellschaftliche Polarisierungstendenzen konnten nicht verzeichnet werden. Allerdings hat nur die Hälfte der Befragten den Eindruck, "die Politik kümmert sich um Menschen wie mich." Und punktuell zeigte sich durchaus hohe politische Unzufriedenheit - gerade in den Hamburger Innenstadtvierteln.
In Hamburg ist das Thema Wohnen wenig überraschend das wichtigste. Die Menschen sorgen sich vor weiter steigenden Wohnkosten, die möglicherweise einen Wegzug aus dem eigenen Viertel erfordern - und nahezu unumgänglich ist, wenn man sich vergrößern möchte. Politisch interessant ist die breite Zustimmung zu staatlichen Eingriffen in den Markt ("Mietpreisbremse"), auch wenn die Studienteilnehmer_innen wenig Hoffnung haben, dass dies auch tatsächlich passieren wird.
Auch die Mobilität ist ein Thema, wie in Großstädten nicht anders zu erwarten, wobei wiederum die breite Zustimmung zur fahrradfreundlichen Umgestaltung der Verkehrswege sowie zur Ausweitung des ÖPNV-Taktes in Stadtrandgebieten überrascht. Die Bereitschaft zur Abkehr vom Auto konnte in dieser Studie allerdings nicht festgestellt werden.
Zwar schätzen die Hamburger_innen die vielen kulturellen Möglichkeiten in ihrer Stadt. Insbesondere in den Innenstadtvierteln zeigt sich allerdings die Sorge vor einer zu starken "Eventisierung", die den Stress der Bewohner_innen erhöht. Es wird die Wahrnehmung geschildert, dass die Stadt mehr für Tourist_innen als für die Bürger_innen tue.
In Bremen weckt klar die Verkehrspolitik die größten Emotionen - in negativer Hinsicht. Die Verkehrsplanung an bestimmten Orten der Innenstadt hat viele verärgert. Daneben bereitet die Innenstadt den Bremer_innen Sorge, die man im Niedergang begriffen wahrnimmt. Auch die Verschmutzung rund um den Hauptbahnhof und generell Vandalismus und Schmutz im öffentlichen Raum treiben die Bremer_innen um.
Interessant ist zudem, dass klassische Bremer Problemthemen wie die Situation an den Schulen sowie die hohe Verschuldung keine nennenswerte Rolle in den Diskussionen gespielt haben.
Die Studie im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung wurde von pollytix strategic research durchgeführt. Autor_innen sind Jana Faus, Lennart Hagemeyer und Charlotte Faltas.
Methode: Acht Fokusgruppengespräche mit insgesamt 38 Teilnehmenden aus Stadtteilen Hamburgs bzw. Bremens, die bei der Bundestagswahl 2021 sehr verschieden gewählt haben und zwar überdurchschnittlich stark für die CDU, die SPD bzw. die Grünen.
Feldzeit: 31.5. – 15.6.2022
Die Studie erscheint am 16.9.2022. Druckexemplar können kostenfrei per Mail an hamburg(at)fes.de bestellt werden.
Bild: 220916 Studienvorstellung von Fotos: picture alliance, Gestaltung: A. Schmidt
Faus, Jana; Hagemeyer, Lennart; Faltas, Charlotte
Hamburger und Bremer Stadtteile im Veränderungsprozess / Jana Faus, Lennart Hagemeyer, Charlotte Faltas. - [Hamburg] : Friedrich-Ebert-Stiftung, Julius-Leber-Forum, 2022. - 44 Seiten = 1 MB, PDF-File. - Electronic ed.: Hamburg : FES, 2022ISBN 978-3-98628-141-9
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