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Nur Nebenschauplätze? Stadtführung und Hintergrundgespräch zum Thema Obdachlosigkeit

Stadtführung und Hintergrundgespräch am 08.06.22 in Hamburg

Stadtrundgang im Münzviertel

Bild: Chris, Stadtführer der „Hamburger Nebenschauplätze“-Tour gibt Einblicke in das Leben auf der Straße von JLF

Seminar im Julius-Leber-Forum

Bild: Stephan Karrenbauer, Sozialarbeiter und politischer Sprecher von Hinz&Kunzt im Gespräch mit Teilnehmer_innen von JLF

„Auf der Straße leben ist teuer“: Mit dieser Aussage erstaunte Chris, Stadtführer der „Hamburger Nebenschauplätze“-Tour des Straßenmagazins „Hinz&Kunzt“ [https://www.hinzundkunzt.de/projekt/hamburger-nebenschauplaetze/], einige Teilnehmer_innen der Führung mit der Friedrich-Ebert-Stiftung, doch seine Erläuterungen leuchteten ein. Wer auf der Straße lebt, muss tägliche Bedürfnisse oft teuer stillen: Schließfächer für die wenigen Habseligkeiten am Bahnhof mieten, Geld für Toilettengänge und Duschen und oftmals teure Snacks bereithalten, weil kein eigenes Badezimmer, keine eigene Küche zur Verfügung stehen. Wenn dann noch eine Suchterkrankung hinzukommt, sind die Kosten exorbitant hoch. Fazit: Es ist teuer, zu den Ärmsten zu gehören.

So geht es in Hamburg etwa 2.000 Menschen, die obdachlos sind. Für Nicht-Betroffene sind deren Lebensbedingungen und Lebenswege häufig unverständlich. Hartnäckig hält sich beispielsweise die Vorstellung, Obdachlosigkeit sei ein freiwillig gewähltes Schicksal. Chris als ehemaliger Betroffener, hat den Teilnehmer_innen der Veranstaltung Einblicke in das Leben auf der Straße gegeben, aber auch über Ursachen und Hintergründe berichtet. Er nannte schwierige familiäre Verhältnisse, Missbrauchs- und Gewalterfahrungen, Krankheit, Suchterkrankungen oder weitere Schicksalsschläge, die Menschen regelrecht aus der Bahn werfen können, so dass diese in der Obdachlosigkeit landen. Im Rahmen seiner Führung zeigte und beschrieb er auch die geplanten und realisierten Hilfsangebote in Hamburg und die Anlaufstellen für Obdachlose rund um den Hauptbahnhof.

 Anschließend führten wir mit Stephan Karrenbauer, Sozialarbeiter und politischer Sprecher von Hinz&Kunzt, ein Gespräch im Julius-Leber-Forum, in dem er auch die strukturellen Ursachen von Obdachlosigkeit beschrieb. So berichtete er beispielsweise über Obdachlose, die aus anderen EU-Staaten zum Arbeiten in die Stadt kommen, dann aber in der Obdachlosigkeit landen, auch, weil sie in Deutschland nicht leistungsberechtigt sind. Zudem schilderte er die Tätigkeitsfelder und Arbeitsbedingungen von Sozialarbeiter_innen. Diese können beispielsweise Menschen, die sehr lange auf der Straße gelebt haben, begleiten, auf dem Weg zurück in eine feste Wohnung, mit den Verantwortlichkeiten, die damit einhergehen. Dazu brauche es neben den Sozialarbeiter_innen natürlich vor allem den Wohnraum, der in Hamburg bekanntlich knapp ist. Zugleich machte er auch Mut: Einer großen Stadt wie Hamburg, da war er sicher, sei es möglich, 2.000 Menschen unterzubringen.


Friedrich-Ebert-Stiftung
Julius-Leber-Forum

Schauenburgerstraße 49
20095 Hamburg

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