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Wie hat die Corona-Pandemie die ehrenamtliche Arbeit in der Kommune beeinflusst? Wie könnte man mehr Jugendliche in die Politik holen? Was war das größte Highlight während der KommunalAkademie intensiv für Sie? Welche Lerninhalte haben sich bereits jetzt bewährt? Diesen und vielen weiteren spannenden Fragen stellen sich vier unserer Absolvent_innen der 10. KommunalAkademie intensiv im Dialog! Corona-bedingt fand die Jubiläumsausgabe erstmals digital statt.
Die Seminarreihe KommunalAkademie intensiv will interessierte und leistungsbereite Kommunalpolitiker_innen befähigen, sich ihren Aufgaben in ihren Kommunen noch effektiver zu stellen. Sie will mithelfen, die richtigen Themen zu finden und „die Materie zu beherrschen“. Weiterhin will sie Fähigkeiten und Kenntnisse über Entscheidungsabläufe und Machtstrukturen erweitern und eine verbesserte Kommunikation ermöglichen. Wer sich für die Seminarreihe bewerben möchte, findet die nächsten Termine hier.
Wie beurteilen Sie die Beteiligungs- und Aufstiegschancen im kommunalen Ortsverein?
Die sehe ich als gegeben an. Also auch als gewünscht. Motivierte Menschen werden bei uns getragen, auch nach oben getragen. Wenn jemand Verantwortung möchte, dann bekommt er sie auch. Natürlich ist das schwierig – die Kommunalpolitik ist auch bei uns vor Ort sehr männerdominiert. Frauen sind deswegen schon gerne gesehen. Und manchmal tut man sich dann doch noch etwas schwer, gewisse Posten mit jungen Menschen, die eben nicht so viel politische Erfahrung haben, zu besetzen. Bei uns ist man recht mutig. Ich würde mir diesen Mut auch in anderen Ortsvereinen und Strukturen wünschen.
Was könnte der Schlüssel zum Erfolg sein, damit sich mehr Frauen in der Kommunalpolitik engagieren?
Indem sie Vorbilder haben! Wenn man sieht, dass Frauen in einem Ortsverein engagiert sind oder auch auf anderen Ebenen, dann setzen sich auch mehr Frauen ein. Und eben diesen Menschen diese Verantwortung zuzutrauen, vor allem den Frauen - das ist auch eine innere Haltung. Das muss unsere Partei auch noch ein bisschen lernen, aber ich denke, da befinden wir uns auf einem guten Weg.
Sie sind neben Ihrem Engagement auch in der Flüchtlingsinitiative „Zuflucht.Bönen.“ aktiv. Wie kann man sich das Engagement dort vorstellen?
Wir sind hier ein kleines Dorf und da kennt und hilft man sich. Die Flüchtlingsinitiative ist 2015 entstanden, also als dieser große Schwung auch nach Bönen kam. Und mittlerweile arbeiten wir ganz stark an der Integration vor allen Dingen derjenigen, die schon länger hier sind. Wir kümmern uns auch um die Ausstattung der Notunterkünfte, decken Missstände auf und sprechen diese auch an. Das war dann auch damals mit einer der Gründe, warum ich gesagt habe, ich möchte an der Struktur etwas ändern und nicht nur jedes Mal um Hilfe schreien, wenn ich partiell etwas sehe.
Wie hat die Corona-Pandemie Ihre ehrenamtliche Arbeit in Bönen beeinflusst?
In der Flüchtlingsinitiative stark, denn da ist eben dieses Selbstverständnis mit Videokonferenzen eher nicht gegeben. Die Menschen, denen wir helfen, haben kein WLAN und das war dementsprechend sehr schwierig. Da ist auch mit Sicherheit ganz viel verloren gegangen, wo wir sie hätten unterstützen können.
In meiner ehrenamtlichen Arbeit in der Partei sind wir komplett auf Videokonferenzen umgestiegen. Wir entwickeln Ideen, machen Brainstorming – alles. Die Arbeit hat sich zwar sehr verändert, aber sie hat uns auch Möglichkeiten geschaffen: So konnte ich mir ein Netzwerk mit jungen Leuten aufbauen, die wegen der Pandemie auch nichts zu tun hatten und auf mich zugekommen sind, wenn sie Gesprächsbedarf hatten. Das Angebot, das wir anbieten konnten, war insgesamt niederschwelliger. Von daher muss man immer das Positive sehen – und das haben wir vor Ort auch getan.
Konnten Sie Ihr neu gewonnenes Wissen aus der Seminarreihe bereits anwenden?
Definitiv! Beim Thema Haushalt konnte ich sehr viel mitnehmen. So wusste ich genau, welche Fragen ich stellen muss und wo ich besser hinschauen kann. Woher ich die Informationen bekomme, die ich haben möchte und wie man sich auch gegenüber der Verwaltung verhält. All das habe ich dann auch direkt umgesetzt. Aber auch der Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Da habe ich mir auch ganz viel mitgenommen und danach arbeite ich jetzt auch.
Was war der ausschlaggebende Impuls, zu sagen: Ich trete jetzt in eine Partei ein?
Das hatte mehrere Gründe: meine soziale Herkunft und meine Bildungsbiografie. Ich bin Sohn von Hartz-IV-Empfängern und bin der Erste in meiner Familie, der das Abitur erreicht hat. Deswegen weiß ich auch gut, was es heißt, nicht alles als Kind zu haben, und das hat in mir von Anfang an ein gewisses Gerechtigkeitsgefühl eingeprägt. Gleichzeitig habe ich mich schon in der Schulzeit sehr für Politik und Geschichte interessiert. Insofern war es für mich ganz klar, dass ich mich politisch demokratisch engagieren muss. Ich habe das dann auch, seit ich etwa 15 Jahre alt war, im Jugendparlament meiner Stadt gemacht.
Nach wie vor sind in der Politik wenig junge Menschen aufzufinden. Woran könnte das liegen und hätten Sie Ideen, was man tun könnte, um sie in die Kommunalpolitik zu „locken“?
Ich denke, ein Problem ist, dass es sehr viele Akteure in der Kommunalpolitik gibt, die älter sind, aber das auch schon gleichzeitig recht lange machen. Die sehen es nicht besonders gerne, sich „verdrängen“ zu lassen.
Auf der anderen Seite muss man als Partei schauen, wie man junge Leute für politisches Engagement einbringen kann und sie dazu bringen kann, das auch machen zu wollen. Ich bin überzeugt, viele würden es tun, wenn sie wüssten, dass sie eine Chance haben und eben auch von anderen Parteimitgliedern angesprochen und gefördert werden würden. Junge Menschen sollen ebenfalls den Mut haben dürfen innerhalb der Partei zu kandidieren. Kampfabstimmungen, ich denke, so etwas hören viele eher weniger gerne, aber es ist wichtig, Neuen das Gefühl zu geben: Kandidieren ist nicht schlimm, auch nicht parteiintern.
Andere wiederum engagieren sich aus Zeitmangel nicht politisch. Da müssen Wege gefunden werden, sodass beispielsweise Auszubildende besser in die Partei integriert werden können. Gleiches gilt für junge Familien und Minderheiten. Damit alle die gleichen Beteiligungschancen haben.
Welche Lerninhalte aus der KommunalAkademie intensiv haben sich bereits jetzt bewährt?
Zum einen natürlich das Wissen über politische Identität oder auch, wie man sich selbst reflektieren kann, wie man seine Zeit ideal einteilen kann – diese ganzen Punkte habe ich jetzt schon verinnerlicht. Als wir das Thema eigene Projektideen oder Konzepte für das Entwickeln von Kampagnen überlegt haben, konnte ich sogar eine eigene Idee daraus entwickeln. Derzeit versuche ich diese im Jugendparlament als überparteiliches Mitglied umzusetzen. Und das macht mir viel Spaß.
Warum können Sie die KommunalAkademie intensiv weiterempfehlen?
Erst mal finde ich, dass man sehr viel Wissen sehr gut vorbereitet weitergegeben bekommen hat, auch sehr gut von den Moderatoren und den Trainerinnen gebildet wurde – in allen Bereichen. Man konnte da inhaltlich sehr viel mitnehmen. Was ich ebenfalls gut fand, war, dass man wirklich mit verschiedensten politisch aktiven Menschen aus den unterschiedlichsten Städten und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen in Kontakt treten durfte. Man konnte mit ihnen diskutieren, auch zusammen Ideen entwickeln, Informationen aus ihrem politischen Leben miteinander austauschen. Dabei konnten wir feststellen, dass viele ähnliche Herausforderungen bei sich vor Ort haben. Ich persönlich glaube, dass es für jeden nur gut sein kann, stets mehr zu wissen. Wilhelm Liebknecht hat ja auch einst gesagt: „Wissen ist Macht“.
Warum sollten Menschen gerade jetzt in Parteien eintreten?
Aus dem gleichen Grund, weshalb ich zutiefst überzeugtes Gewerkschaftsmitglied bin: Nur wenn ich irgendwo Mitglied bin und bereit bin, die Sache zu unterstützen, habe ich auch das Recht, zu meckern und mich zu beschweren. Gleichzeitig habe ich die Chance, etwas aktiv mitzugestalten – in eine Richtung, von der ich meine, in die es gehen sollte. Denn wenn ich immer nur am Spielfeldrand stehe und unnötige Kommentare abgebe, wird sich dadurch auch nichts ändern.
Was ist Ihnen von den Seminaren am meisten im Gedächtnis geblieben? Was war das größte Highlight der Veranstaltung für Sie?
Zum einen: Klare Kommunikation und vernünftige Ziele definieren. Zum anderen aber auch die Theorie über das neue kommunale Finanzmanagement (NKF). Ich arbeite zwar hauptberuflich im Finanz- und Rechnungswesen, aber ein Wirtschaftsunternehmen und eine Stadt sind dann noch mal etwas ganz anderes. Zumal das Thema auch genau passend vor unserem Haushalt kam, sodass ich das schon gleich sehr gut anwenden konnte.
Das Gespräch mit dem Oberbürgermeister Rajko Kravanja von Castrop-Rauxel im vierten Modul war ein absolutes Highlight. Da denke ich wirklich: Genau so muss ein Politiker sein! Mit viel Herzblut, wo du von vorne bis hinten merkst, dass der da mit jeder Faser Lust drauf hat.
Und natürlich, dass ich ganz viele tolle Menschen bei den Seminaren kennengelernt habe. Selbst wenn es halt „nur“ virtuell und nicht persönlich in Präsenz war. Aber trotzdem ist das super, wenn man dann die Möglichkeit hat, sich auch im Nachhinein noch mal miteinander auszutauschen oder nachzuhören: „Hey, wie funktioniert das denn bei euch?“
Worin unterscheiden sich für Sie Online- von Präsenzveranstaltungen?
Ich habe beides schon kennengelernt. Ich persönlich fand, wenn man jetzt vom informellen Teil absieht, welcher nach dem Seminartag an der Hotelbar stattfindet, die Online-Variante durchaus charmanter. Denn dadurch konnte ich mich hier schön an meinem Schreibtisch ausbreiten und meine ganzen Zettel sowie Notizen um mich herum legen. Also wenn es um die Vermittlung der Lerninhalte geht, ist man sogar fokussierter, wenn man das Ganze auf dem Bildschirm vor Augen hat. Weil man dann auch von nichts abgelenkt werden konnte.
Ganz einfach: Weil man da super viel lernt, weil das total gut begleitet und moderiert wird, und weil ich der Meinung bin, man kann sich nicht genug Rüst- und Handwerkszeug erarbeiten. Das ist nie verkehrt!
Warum sind Sie in der Kommunalpolitik aktiv?
Weil ich es einfach machen will! Nicht drüber reden, sondern einfach machen. Veränderungen passieren dann, wenn wir etwas tun. Dementsprechend habe ich mich ganz bewusst dafür entschieden, dort aktiv zu werden. Denn ich möchte die Politik gerne wieder ein bisschen menschlicher machen. Damit meine ich: authentischer, greifbarer, verständlicher. Und ich glaube, wenn da jemand ist, der auch weiß, wie die Schattenseiten im Leben sein können, wer aber auch die Sprache der Kinder und Jugendlichen versteht, der ist da genau richtig. Deswegen wollte ich gerne in die Verantwortung.
Für Frauen ist der Lebensalltag schlichtweg ein anderer. Mit Familie, mit allem Drumherum, da sind die Parteistrukturen auch von den Zeiten her manchmal nicht so familienfreundlich. Da gibt es Anpassungsbedarf.
Eine Balance zwischen den Geschlechtern ist sehr wichtig. Wir sind da auf einem guten Weg durch das Paritäten-Gesetz, dass Frauen auch gleichwertig mit vorne aufgestellt sind und auch mehr in Führungen gehen. Besonders Frauen, die neu in einer Partei sind, sollten von den erfahrenen Frauen an die Hand genommen und begleitet werden, damit sie sich nicht abschrecken lassen. Es ist wichtig, dass wir Frauen uns mehr solidarisieren – gerade innerhalb der Partei. Das läuft einerseits schon gut, aber andererseits ist auch dort noch Luft nach oben.
Warum haben Sie an der KommunalAkademie intensiv teilgenommen?
Ich habe daran teilgenommen, um selber Erfahrungen und Wissen zu bekommen, aber auch um mich zu vernetzen. Wir alle sind Leute, die neu in der Kommunalpolitik sind und da hat man schon mal ein geschlossenes Thema und einen gemeinsamen Nenner. Wir lernen und profitieren nur, wenn wir im Team sind.
Was erhoffen Sie sich durch die neu gewonnenen Fähigkeiten für die Zukunft?
Erstens glaube ich, ich habe das nötige Rüstzeug mitbekommen, um da draußen zu bestehen, und wenn ich die Rüstung gerade nicht richtig angelegt habe, dann habe ich auf jeden Fall Leute, die mir dabei helfen können. Da kann ich mir schnell die Sicherheit zurückholen. Zweitens, ich merke, dass ich einfach viel selbstsicherer im Auftreten bin. Wenn man innerlich stark durch Wissen ist, dann kann man auch vor dem Gegenüber gut auftreten. Gerade in manchen Feldern, wo man sich als Frau noch ein bisschen mehr behaupten muss. Drittens, ich will auch als Mentorin meinen Neuen in der Partei Mut machen können und sagen „Mach das“. Das hat unglaublich viel Mehrwert. Du hast dadurch so viel Profit für dich selber und es stärkt dich in der Wahrnehmung dieser verantwortungsvollen Rolle.
Weitere Beiträge aus dem Blog der KommunalAkademie finden Sie hierKommunalAkademie Blog