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Als "Vierte Gewalt" werden Medien im nationalen Kontext bezeichnet – und auch in der EU kommt ihnen diese Aufgabe zu. Wie sie dieser Verantwortung gerecht werden können, stand im Zentrum der Veranstaltung „Dauerschleife europäische Krise. Wie steht es um die Verantwortung der Medien für Europa?“.
„Medien haben nicht die Verantwortung, die EU schönzuschreiben – natürlich müssen sie auch Schwierigkeiten darstellen. Aber sie haben die Verantwortung, qualitätsvoll über das ganze Bild der EU zu berichten. Sie legen den Grundstein für die Debatte, in welcher EU wir in Zukunft leben wollen.“ Mit diesen Worten schloss Dr. Claudia K. Huber, Programmleiterin Europa bei der Alfred Herrhausen Gesellschaft, ihren Impulsvortrag bei der Veranstaltung „Dauerschleife europäische Krise: Wie steht es um die Verantwortung der Medien für Europa?“ am 28.01.2019 in Köln. Diese Frage stand auch im Zentrum der Podiumsdiskussion, in deren Rahmen Teilnehmerinnen aus Medien und Politik ihre Erfahrungen über Medien im europapolitischen Kontext teilten und Perspektiven für eine umfassendere Europaberichterstattung aufzeigten.
Bettina Scharkus, bis Ende Dezember 2018 stellvertretende Leiterin des ARD-Studio Brüssel, und Ulrike Winkelmann, Redakteurin beim Deutschlandfunk, berichteten in erster Linie von der Schwierigkeit, europapolitische Themen ansprechend aufzubereiten: Nicht nur die Komplexität der europäischen Institutionen, sondern auch die Besonderheiten des europäischen Mehrebenensystems stellten eine Herausforderung dar, Europapolitik in spannender Weise zu vermitteln. Auch wenn sich die Rolle Europas in den Medienhäusern vom Quotenkiller wegentwickelt habe, gelte in der europapolitischen Berichterstattung „bad news are good news“, wie Bettina Scharkus erklärte: „Über den fließenden Verkehr berichten Sie weniger als über Staus und Verkehrsunfälle.“ Ulrike Winkelmann schilderte, wie der Versuch, spannende europapolitische Geschichten zu erzählen, oftmals an den Brüsseler Akteuren scheitere: „Wir sollen Vierte Gewalt sein, aber viele Leute in Brüssel wollen nicht mit uns reden. Das macht unsere Arbeitsbeziehung schwierig.“ Auf die fehlende Verbindung zwischen Bürger_innen in den EU-Mitgliedstaaten und Europapolitik ging auch Sally Lisa Starken ein, die für die SPD für das Europäische Parlament kandidiert. Um Menschen in Gebieten wie ihrem Wahlkreis Ostwestfalen-Lippe für Europa zu begeistern, müsse dargestellt werden, wie Europa das Leben auf kommunaler Ebene beeinflusse – „was der Fisch auf dem Wochenmarkt mit Europa zu tun hat“. Mit den Veranstaltungsteilnehmer_innen diskutierten die Expertinnen auf dem Podium im Anschluss unter anderem über die fehlende Transparenz europapolitischer Prozesse sowie die Schaffung einer europäischen Öffentlichkeit und einer europäischen Berichterstattung. In diesem Zusammenhang zeigten die Podiumsteilnehmerinnen auch Chancen und Perspektiven für einen europäischen öffentlichen Rundfunk und länderübergreifende journalistische Kooperation auf.
Dass Medien auch für das Europabild in den Mitgliedstaaten Verantwortung tragen, stand bei der Diskussion außer Frage. Bis sie diese Verantwortung jedoch so wahrnehmen können, wie sie es auf nationaler Ebene tun, muss noch viel passieren – darin waren sich die Teilnehmer_innen auf dem Podium und im Publikum einig. Möglichkeiten zur Schaffung einer umfassenderen europapolitischen Berichterstattung liegen beispielsweise im Ausbau der Kooperation der nationalen Medien oder durch engere Zusammenarbeit der Korrespondent_innen in Brüssel und den Hauptstädten.
Wir bedanken uns bei der FES-Stipendiatin und Chefredakteurin von treffpunkteuropa.de Gesine Weber für diesen Veranstaltungsbericht.