Menschenrechtspreis 2005
Wahrheitskommissionen von Chile und Peru – Anwälte der Menschenrechte
Zum politischen Kontext
Die Wahrung der Menschenrechte zählt heute zum politischen Wertekanon der demokratischen Staaten in Lateinamerika. In den vergangenen Jahrzehnten wurden dort schwerste Menschenrechtsverletzungen verübt. In einigen Ländern trafen sie primär politische Gegner der Militärmachthaber (so in Chile), in anderen vorrangig die indigene Bevölkerung (wie in Peru). Wahrheitskommissionen gelten weltweit als erprobtes Mittel zur Aufarbeitung von systematisch verübten Menschenrechtsverletzungen durch den Staat oder terroristische Gruppen. In Chile legte Ende 2004 die Nationale Kommission zu politischer Gefangenschaft und Folter den ersten Menschenrechtsbericht vor, der die überlebenden Opfer benennt und zu Wort kommen lässt. Der Bericht dokumentiert die Institutionalisierung von politischer Haft und Folter in der Ära Pinochet und belegt deren Initiierung durch die obersten Entscheidungsträger der Diktatur. In Peru gingen die Gewaltexzesse von der maoistischen Guerilla und vom Militär aus; sie trafen vorrangig die indigene Bevölkerung. Der Aufklärung dieser systematisch verübten Menschenrechtsverletzungen hatte sich die Kommission für Wahrheit und Versöhnung verschrieben, die ihren Abschlussbericht 2003 vorlegte.
Die Preisträger
Mit der Verleihung des Menschenrechtspreises an María Luisa Sepúlveda Edwards und Dr. Salomón Lerner Febres ehrt die Friedrich-Ebert-Stiftung die Verdienste der chilenischen und peruanischen Kommissionen zur Aufklärung von Menschenrechtsverletzungen.
María Luisa Sepúlveda Edwards war die geschäftsführende Vorsitzende der chilenischen Kommission. Bereits seit 1973 unterstützt die diplomierte Sozialarbeiterin die Opfer von Menschenrechtsverletzungen und deren Angehörige. Dr. Salomón Lerner Febres war Vorsitzender der peruanischen Wahrheitskommission. Der ehemalige Rektor der katholischen Universität von Lima hat bei der Übergabe des Abschlussberichtes der peruanischen Gesellschaft den Blick geöffnet für die ethnische Komponente der bewaffneten Auseinandersetzung.
Weitere Informationen
Publikationen
Programm
Artikel zum Menschenrechtspreis 2005 im FES info
Broschüre zum Menschenrechtspreis 2005 (Deutsch/Spanisch)
Links zu Publikationen
Zusammenfassung des Berichtes der Wahrheitskommission in Peru (Englisch)
Bericht der Wahrheitskommission in Chile (Englisch)gesamter Bericht bereitgestellt vom US Institute of Peace
Lateinamerika: Viel Demokratie, wenig Staat und kaum sozialer Fortschritt Wolf Grabendorff. - Berlin: FES, Referat Entwicklungspolitik, 2007
Links
Website der Wahrheitskommission in Peru (Englisch)
Website der ‚Truth Commissions Digital Collection’ des US Institute of Peace Infos zu allen bisherigen Wahrheitskommissionen weltweit mit weiteren Links
Website des International Center on Transitional Justice, New York
Website des Referats Lateinamerika der FES
Website des Landesbüros Peru der FES (Spanisch)
Website des Landesbüros Chile der FES (Spanisch)