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Deutschland als eines der liberalsten Einwanderungsländer der Welt? Als ein sich abschottendes Land? Oder bleibt doch alles beim Alten?
Bild: Bild: © Heike Wächter
"Mein Name ist Fariza, die Leuchtende, in der arabischen Übersetzung. Es ist das Jahr 2026 und heute werde ich eingebürgert. Seit fast elf Jahren lebe ich in Deutschland und arbeite als Arabischlehrerin. Ich bin die älteste Tochter von drei Geschwistern. Zusammen mit meinem Cousin Ahmed habe ich mich aus Damaskus auf den Weg nach Europa gemacht. Ich war 18 und er 22. Es gab keine andere Chance oder Perspektive."
Die Gretchenfrage der deutschen Migrationspolitik ist nach wie vor nicht beantwortet. Seit vielen Jahren ist Deutschland ein Einwanderungsland, doch weiterhin werden verschiedene Signale ausgesendet. In den rot-grünen Regierungsjahren gab es eine Vereinfachung der Einwanderungsmöglichkeiten und mit der Novellierung des Staatsbürgerschaftsgesetzes eine Zäsur des Verständnisses davon, wer deutsche Bürgerin oder Bürger ist. Später wurde es besonders hochqualifizierten Arbeitskräften erleichtert, nach Deutschland zu migrieren. Das Jahr 2015 sah sowohl Lockerungen als auch neue Restriktionen in der Asylpolitik vor. Die Debatte um ein ganzheitliches und den demographischen Bedürfnissen angepasstes Einwanderungsgesetz ist weit davon entfernt, abgeschlossen zu sein.
Deutschland 2026: Szenarien der Einwanderungsgesellschaft
Die Friedrich-Ebert-Stiftung wagt einen Blick in Deutschlands Zukunft. Wir haben drei Szenarien für das Einwanderungsland Deutschland im Jahr 2026 entwickelt. Dabei standen die Fragen im Vordergrund, wie sich Migrationsbewegungen nach Deutschland zukünftig verändern werden und welche Auswirkungen eine offene oder restriktive Einwanderungspolitik auf die deutsche Gesellschaft haben könnte.
Nach dem Prinzip „Mehr Köpfe denken besser“ erarbeiteten die Teilnehmer_innen eines Workshops zusammen mit den Autor_innen Konzepte für drei Artikel, die jeweils verschiedene Zukunftsvisionen von Deutschland in seinem Umgang mit Einwanderung beschreiben. Gerade für die erfolgreiche Ausgestaltung unserer pluralistischen Gesellschaft ist es unabdingbar, langfristig zu denken und sich mit Menschen auszutauschen, die verschiedene akademische, kulturelle oder soziale Hintergründe haben. Hier ein kleiner Vorgeschmack auf die Artikel der Publikationsreihe „Szenarien der Einwanderungsgesellschaft“.
#1 „Make it in Germany“: Deutschland in den Fußstapfen Kanadas?
Ein Deutschland, in dem eine unaufgeregte Debatte über Migration geführt wird. Vorstellbar? Im ersten Szenario, das Deutschland als eines der liberalsten Einwanderungsländer weltweit beschreibt, sehr wohl. Egal, ob Geflüchtete_r, Arbeits- oder Bildungsmigrant_in, mit dem neu verabschiedeten Einwanderungsgesetz ist für alle ein gutes Leben mit einer langfristigen Bleibeperspektive in Deutschland möglich. Welcome Centers, Employment- und Mentoringprogramme helfen den Zugewanderten dabei, ihren Einstieg in die deutsche Gesellschaft erfolgreich zu meistern. So gestaltet sich die jährliche Zuwanderung von einer Millionen Menschen nicht (mehr) als ein Problem.
#2 Verbleib im Status Quo: Zwischen Willkommenskultur und Rechtspopulismus?
Das zweite Szenario beschreibt die imaginäre Geschichte von Fariza, einer Geflüchteten aus Syrien, die zehn Jahre nach ihrer Ankunft auf ein immer noch zutiefst gespaltenes Deutschland blickt. Die Politik verabschiedete ein wirtschaftlich profitables Einwanderungsgesetz und die rechtspopulistische AfD ist mittlerweile im Bundestag vertreten. Einen Gegenpol zu der gesellschaftlich-politischen Verschiebung nach rechts bilden Widerstandbewegungen und Organisationen, die sich weiterhin für die ethnische und kulturelle Vielfalt einsetzen. Warum Fariza sich trotz der anhaltenden Spannungen entschieden hat, in Deutschland zu bleiben, können Sie in unserer Publikation nachlesen.
#3 Auswanderungsland Deutschland?
Im dritten Szenario verzeichnet Deutschland seit langer Zeit mehr Abwanderung als Einwanderung. Eine erstarkte AfD, die mittlerweile sogar einen Ministerpräsidenten stellt, und ein Asylpaket mit abschreckender Wirkung machen Deutschland als ein Einwanderungsland unattraktiv. Menschen, die aus Krisenregionen fliehen müssen, zieht es in andere Länder Europas. Geflüchtete, die lange Zeit in Deutschland lebten, bevorzugen es, in ihre alte Heimat zurückzukehren, da es die politische Situation vor Ort jetzt erlaubt. Obwohl gerade Deutschland seine Fachkräfte halten sollte, entscheiden sich auch immer mehr Herkunftsdeutsche auszuwandern und anderswo lukrative Jobs anzunehmen. Wie sieht eine Welt mit dem Trend zur „zirkulären Migration“ aus?
Ansprechperson: Felix Eikenberg, Projektverantwortlicher "Die Praxis der Einwanderungsgesellschaft", Arbeitsbereich Integration und Teilhabe
Friedrich Ebert Stiftung, Forum Berlin, Projekt "Die Praxis der Einwanderungsgesellschaft". Hrsg. von Thilo Schöne. - Berlin : Friedrich-Ebert-Stiftung, Forum Berlin, 2016. - 15 Seiten = 900 KB, PDF-File. - (Szenarien der Einwanderungsgesellschaft ; 2)Electronic ed.: Berlin : FES, 2016ISBN 978-3-95861-510-6
Zum Download (PDF) (900 KB, PDF-File)
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Gesamtkoordination
Dr. Alexander Kallweit
Projektleitung
Arne Schildberg
Hiroshimastraße 2810785 Berlin
030/26935-7743
Arne.Schildberg(at)fes.de
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