Diese Webseite verwendet Cookies
Diese Cookies sind notwendig
Daten zur Verbesserung der Webseite durch Tracking (Matomo).
Das sind Cookies die von externen Seiten und Diensten kommen z.B. von Youtube oder Vimeo.
Geben Sie hier Ihren Nutzernamen oder Ihre E-Mail-Adresse sowie Ihr Passwort ein, um sich auf der Website anzumelden.
Noch nie nach dem Zweiten Weltkrieg haben anti-modernistische Parteien in Europa so viele Stimmen gewonnen. Was sie alle eint: Ihre Anti-Gender-Ideologie.
Bild: Ways to Celebrate Love von Freedom House lizenziert unter CC BY-NC 2.0
Die AfD tut es, die national-konservative Regierungspartei Polens PSI, der rechtsradikale Front National in Frankreich und die Fidesz in Ungarn ebenso: Sie alle eint ihr ideologischer Kampf für konservative Familienwerte und gegen Toleranz, Vielfalt in Liebes- und Beziehungsdingen und vor allem gegen eine fortschrittliche Genderpolitik.
„Gegen den Gender-Wahn“ - so titelt die AfD in diesem Herbst für die Landtagswahlen in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin. In Polen sind 178 Kindergärten mit einem Anti-Gender-Zertifikat ausgezeichnet worden: Dafür, dass hier garantiert keine Geschlechternormen in Frage gestellt werden. Überall in Europa werden diese Bewegungen immer stärker und obwohl sie zumeist dezidiert antieuropäisch und nationalistisch agieren, sind die verschiedenen Bewegungen und Parteien auf europäischer Ebene häufig gut verbunden, arbeiten gar im Europaparlament zusammen oder initiieren europaweit Bürgerinitiativen. „Die Anti-Gender-Ideologie fungiert als eine Art symbolischer Klebstoff“, urteilen die beiden Wissenschaftler Eszter Kováts und Maari Põim in ihrer Publikation „Gender as symbolic Glue“.
Tatsächlich geht es den Anti-Gender-Bewegungen um mehr: Sie formulieren einen Generalangriff auf Europa und dessen liberale Werte. Umso wichtiger erscheinen hier progressive Gegenstrategien. Aus diesem Grund versammelte das Brüsseler Büro der FES im Juni Wissenschaftler_innen und Repräsentant_innen der Europäischen Institutionen sowie Akteure der Zivilgesellschaft, um über Anti-Gender-Bewegungen und die radikale Rechte in Europa zu diskutieren. Insbesondere in Mittel- und Osteuropa werde „Gender“ immer häufiger als totalitäre Ideologie begriffen, es komme darauf an, ein neues Narrativ zu entwickeln - so die einhellige Meinung auf dem Podium. „Wir müssen proaktiv werden und aus der Komfortzone heraus“, forderte beispielsweise Katrin Hugendubel von der International Lesbian and Gay Association (ILGA).
Agieren, Dialog, Antworten: So könnte eine progressive Gegenstrategie aussehen, schlägt Andrea Pető, Professorin an der Central European University in Budapest, in „Gender as symbolic glue“ vor. Ziel müsse es sein, das Thema wieder „zu verzaubern“ und das neoliberale Emanzipationskonzept selbstkritisch zu überdenken:
Offensive: Progressive Kräfte sollten eine unabhängige Strategie entwickeln, statt auf Angriffe zu reagieren. Damit entstünden auch neue Konfliktlinien mit der neokonservativen populistischen Kritik gegenüber den neoliberalen Demokratien.
Dialog: Es geht um einen Wechsel des Diskurses und des Stils. Es komme darauf an, in den Dialog mit verschiedenen politischen Kräften zu treten und einen neuen Raum für Themen rund um Geschlechtergleichheit zu finden.
Das geht unmittelbar einher damit, eine neue Sprache zu finden, die nicht funktionalistische Fach-, sondern die alltägliche Sprache der Menschen ist.
So könnte es gelingen, Anti-Modernist_innen in ganz Europa entgegen zu treten. Der Erfolg autoritärer Bewegungen auf dem gesamten Kontinent zeigt, wie wichtig und drängend eine solche Strategie ist: „Progressive Akteur_innen haben keine Zeit zu verlieren“, resümiert Pető.
Ansprechpartnerin in der Friedrich-Ebert-Stiftung:
Friederike Kamm
Die gesamte Studie:Eszter Kováts & Maari Põim: Gender assymbolic glue.
Gender Matters. Infobrief zur geschlechterpolitischen Arbeit der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Die Europäische Union war lange Antreiber einer Gleichstellungspolitik. Doch nun läuft die Gleichstellungsstrategie aus und an ihre Stelle tritt ein…
Eine Politik für Europa muss in erster Linie von den Bürger_innen Europas getragen werden. Wir wollen daher wissen, welche Erwartungen die Menschen an die EU haben. Momentan ist eine kritische Einstellung weit verbreitet. Wie muss sich die EU verändern, damit das Vertrauen in sie wieder wächst? Wie kann die EU fairer, demokratischer und inklusiver gestaltet werden? Vor allem im Rahmen der politischen Bildung wollen wir einen Beitrag leisten, um ein Europa des Zusammenhalts zu befördern.
Ansprechpartnerin
Marie Meier
+49 30 26935-7418Marie.Meier(at)fes.de