Diese Webseite verwendet Cookies
Diese Cookies sind notwendig
Daten zur Verbesserung der Webseite durch Tracking (Matomo).
Das sind Cookies die von externen Seiten und Diensten kommen z.B. von Youtube oder Vimeo.
Geben Sie hier Ihren Nutzernamen oder Ihre E-Mail-Adresse sowie Ihr Passwort ein, um sich auf der Website anzumelden.
Wie läuft es für die rechtspopulistischen Parteien in Europa? Laut Meinungsumfragen nimmt das Gesamtwähler_innenpotential in den letzten Jahren ab. Grund zur Beruhigung für 2018 ist das allerdings nicht.
Bild: Abb.: Europakritische Parteien von FES Zum vergrößern bitte auf Bild klicken
In Österreich wird die rechte FPÖ Juniorpartnerin in der Regierung, in Polen verfestigt die PiS-Partei mit einer umstrittenen Justizreform ihre Macht und die AfD wird drittstärkste Kraft im deutschen Bundestag: Wer sich in Europa umschaut, sieht im Jahr 2017 die politische Landschaft nach rechts rücken. Im Zuge dieses Aufwärtstrends befürchten so manche ein weiteres Erstarken rechtspopulistischer Kräfte. Ist diese Sorge begründet oder geht auch dieser Trend vorbei?
Fragt man die Europäer und Europäerinnen nach ihrer Zustimmung für rechtspopulistische Parteien, so wird deutlich, dass diese Parteien erhebliche Teile der Wählerschaft hinter sich versammeln können (s. Abbildung). Dies zeigt eine Umfrage der Friedrich-Ebert-Stiftung, die in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut „policy matters“ 2017 in acht EU-Staaten durchgeführt wurde. Addiert man die Prozentsätze der Wähler_innen, die ihre erste oder zweite Wahlpräferenz für eine rechtspopulistische Partei aussprechen, oder die eine rechtspopulistische Partei grundsätzlich als wählbar erachten, so ergibt sich ein besorgniserregendes Bild: Das Gesamtwähler_innenpotential der rechten Parteien in den acht Ländern beträgt rund 30 bis 40 Prozent. Nur Deutschland fällt mit zwölf Prozent aus der Reihe.
Besonders aufschlussreich sind diese Zahlen im Vergleich mit den Umfragewerten des Jahres 2015 (s. Abb.). Mit Ausnahme Schwedens (+4 Prozent) und der Niederlande (konstant bei 36 Prozent) ist in allen Ländern ein signifikanter Rückgang des Gesamtwähler_innenpotentials zu verzeichnen. Dieser Abwärtstrend ist in Frankreich, Tschechien und der Slowakei mit einem Absinken von neun bzw. zehn Prozentpunkten besonders deutlich zu erkennen.
Ob die schwindende Unterstützung auf negative Eindrücke oder Erfahrungen mit rechtspopulistischen Parteien zurückgeführt werden kann, wird aus der Umfrage nicht ersichtlich. Es scheint jedoch gut möglich, dass der Erfolg von rechtspopulistischen Akteuren – wie etwa die Brexit-Kampagne von UKIP, die Wahl Trumps oder der Einzug in die zweite Runde bei den Präsidentschaftswahlen von Marine Le Pen – bei einigen Wähler_innen Erschrecken und Ablehnung erzeugt haben könnte.
Ein Blick auf die Umfrageergebnisse zur AfD verdeutlicht allerdings, dass absinkende Werte nicht zwingend zum Trend werden müssen. Zum Zeitpunkt der Erhebung im Mai 2017 gaben von den zwölf Prozent Gesamtwähler_innenpotential lediglich fünf Prozent an, bei der Bundestagswahl der AfD ihre Stimme geben zu wollen. Am Wahltag Ende September gaben der AfD allerdings 12,6 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme. Dieses Ergebnis verdeutlicht den Erfolg der AfD, ihr Wähler_innenpotential optimal zu mobilisieren, und macht das Land mit dem niedrigsten Zuspruch zu rechtsnationalen Parteien zum warnenden Beispiel. Sollte es den anderen Parteien, nach dem Vorbild der AfD, gelingen, ihr Gesamtwähler_innenpotential in Teilen oder vollständig zu mobilisieren, sähen sich einige europäische Länder schnell mit rechtspopulistischen Kräften erheblichen Ausmaßes konfrontiert. Vor dem Hintergrund der Bundestagswahlen zeigen die Ergebnisse der Studie vor allem eines: Auch ein erfreulicher Abwärtstrend ist mit Vorsicht zu genießen.
Ansprechpartner in der Stiftung
Arne Schildberg
Weiterführende Links
Europastudie: „Was hält Europa zusammen? Die EU nach dem Brexit."
Englische Version der Studie: "What holds Europe together? The EU in the wake of Brexit."
Trotz Brexit oder gerade wegen des Brexits? Das Vertrauen der Bürger_innen in die verbliebenen europäischen Mitgliedsstaaten erlebt derzeit einen…
Das leuchtende rot der Schwedenhäuschen verblasst und es kommen Variationen von Braun zum Vorschein - der Rechtspopulismus macht auch vor den…
Die Menschen in der EU schätzen die Arbeitnehmerfreizügigkeit. Ein skeptischeres Meinungsbild zeigt sich jedoch bei anderen Themen. Droht eine neue…
Die EU-Bürger können sich immer mehr Zusammenarbeit in der Verteidigungspolitik vorstellen. Das macht die EU aber noch lange nicht zur hochgerüsteten…
Braucht die EU eine Wachstumsoffensive in süd- und osteuropäischen Mitgliedstaaten, getragen von den wirtschaftsstarken EU-Staaten? Die Zustimmung in…
Entscheidend für die Zukunft der EU ist vor allem, was die Bürger_innen selbst für die Kernaufgaben der EU halten. Das Meinungsbild hat sich…
Das Verhältnis der EU-Bürger_innen zu ihrer Union war stets ambivalent. Nach Jahren der Skepsis ist nun ein neuer Trend erkennbar, dank einiger…
Eine Politik für Europa muss in erster Linie von den Bürger_innen Europas getragen werden. Wir wollen daher wissen, welche Erwartungen die Menschen an die EU haben. Momentan ist eine kritische Einstellung weit verbreitet. Wie muss sich die EU verändern, damit das Vertrauen in sie wieder wächst? Wie kann die EU fairer, demokratischer und inklusiver gestaltet werden? Vor allem im Rahmen der politischen Bildung wollen wir einen Beitrag leisten, um ein Europa des Zusammenhalts zu befördern.
Ansprechpartnerin
Marie Meier
+49 30 26935-7418Marie.Meier(at)fes.de