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Die politische und soziale Beteiligung junger Menschen ist in Süd- und Osteuropa geringer als in Nord- und Westeuropa. Das schadet der EU. Denn nur eine Generation junger „Pro-Europäer“ kann sie retten.
Die gesellschaftliche und politische Partizipation junger Menschen zwischen 15 und 30 Jahren fällt in den EU-Staaten regional sehr unterschiedlich aus – zu sehr unterscheiden sich die Rahmenbedingungen, Lebenslagen und Herausforderungen: Einem vergleichsweise positiven Europa-Selbstverständnis in den meisten Ländern Nord- und Westeuropas (Ausnahme: Vereinigtes Königreich) und einer stärkeren politischen Teilnahme steht in Südeuropa (Italien und Griechenland) eher Skepsis gegenüber. In Osteuropa wiederum ist ein europäisches Selbstverständnis stärker vertreten, aber politisches Engagement junger Menschen wenig ausgeprägt.
Die Disparitäten zwischen den einzelnen EU-Staaten und Ländergruppen spiegeln sich insbesondere in dem Indikator „politisches Interesse“ wieder. Grafik 3.1 zeigt, dass ein deutlich höheres Politikinteresse in den Ländern Nordeuropas sowie in Deutschland und den Niederlanden zu finden ist. In Westeuropa und den Ländern Südeuropas findet man hingegen eher durchschnittliche Werte. In den osteuropäischen Staaten gibt es bezogen auf den Indikator politisches Interesse kein einheitliches Ergebnis. Zu beobachten ist einerseits in einigen Ländern, wie in Litauen und der Slowakei, ein geringes politisches Interesse bei jungen Menschen. Dem stehen beispielsweise Polen und Bulgarien gegenüber. Hier liegen die Werte in der Größenordnung der südeuropäischen oder westeuropäischen Staaten.
Innerhalb der Ländergruppen variieren die Beteiligungen erheblich. In Schweden und Belgien wurden sehr hohe Wahlbeteiligungen angegeben, die geringsten finden sich im Vereinigten Königreich. In den östlichen europäischen Ländern sind die Wahlbeteiligungen besonders unterschiedlich, von unter 20 Prozent in Slowenien bis zu etwa 40 Prozent in Lettland oder Bulgarien.
Die Beteiligung an einer politischen Organisation oder einer Partei ist in den meisten europäischen Staaten in der betrachteten Altersgruppe nur sehr gering. Deutlich größer ist die Teilnahme bei Aktionen wie zum Beispiel Unterschriftensammlungen, die nur ein geringes Engagement erfordern. Dennoch variieren die Werte zwischen den Staatengruppen wie auch teilweise innerhalb derselben. Ein hohes Niveau zeigen beispielsweise bei den Unterschriftensammlungen die nordeuropäischen Länder auf, während bei den westmitteleuropäischen eher mittlere Beteiligungsquoten zu finden sind. In Südeuropa liegen Spanien und Italien etwa auf der Höhe der nordischen Staaten. Und ein deutlich geringeres Engagement findet man in den osteuropäischen Staaten, wie Ungarn und Lettland.
Grundsätzlich vertrauen junge Menschen rechtsstaatlichen Institutionen wie beispielsweise Gerichten und Polizei mehr als politischen Institutionen. Am Beispiel des EU-Parlaments wird das deutlich: Dieses genießt zwar mehr Vertrauen als die jeweiligen politischen Institutionen in den Mitgliedsstaaten, allerdings weniger als rechtsstaatliche Institutionen. Vor allem nach der Wirtschaftskrise ist das Vertrauen in die Politik stark gesunken.
Trotz Kritik an der Europäischen Union wird diese von vielen jungen Menschen als wichtig erachtet, wie die Grafik 3.4 zeigt. Junge Leute geben an, sie beteiligten sich an Europawahlen, weil ihnen die Demokratie am Herzen liege. Darüber hinaus betrachtet die überwiegende Mehrheit Wahlen als das richtige Mittel, um politische Entscheidungen zu beeinflussen. Im Gegensatz dazu stehen jedoch die Gründe, die für eine Wahlenthaltung aufgeführt werden. Zu den Aspekten, die in Grafik 3.5 aufgeführt sind, gehört, dass die eigene Stimme keinen Einfluss habe, ein Informationsmangel über die EU bestehe und wichtige gesellschaftliche Probleme, wie beispielsweise Jugendarbeitslosigkeit, sowieso nicht angegangen würden.
Um das politische Engagement junger Menschen in Zukunft zu stärken und zu fördern, bedarf es einer demokratischen politischen Kultur, Partizipation und Anerkennung. Eine breite Beteiligung junger Menschen an sozialen und politischen Aktivitäten kann nur erfolgen, wenn bei der politischen Entscheidungsfindung auch neue Formen der Offline- und Online-Partizipation etabliert werden.Ansprechpartner in der Friedrich-Ebert-Stiftung: Arne Schildberg
Gaiser, Wolfgang; Rijke, Johann de
Eine Analyse repräsentativer europaweiter Umfragen / Wolfgang Gaiser und Johann de Rijke. - Berlin : Friedrich-Ebert-Stiftung, Internationale Politikanalyse, August 2016. - 14 Seiten = 1,6 MB PDF-File. - (Politik für Europa #2017 plus)Electronic ed.: Berlin : FES, 2016ISBN 978-3-95861-539-7
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Eine Politik für Europa muss in erster Linie von den Bürger_innen Europas getragen werden. Wir wollen daher wissen, welche Erwartungen die Menschen an die EU haben. Momentan ist eine kritische Einstellung weit verbreitet. Wie muss sich die EU verändern, damit das Vertrauen in sie wieder wächst? Wie kann die EU fairer, demokratischer und inklusiver gestaltet werden? Vor allem im Rahmen der politischen Bildung wollen wir einen Beitrag leisten, um ein Europa des Zusammenhalts zu befördern.
Ansprechpartnerin
Marie Meier
+49 30 26935-7418Marie.Meier(at)fes.de