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Die Arbeit der russischen Organisation Memorial ist weiterhin von unschätzbarem Wert für Russland, für Europa und die Beziehungen zwischen unseren Gesellschaften! Sie muss weitergehen.
Wir haben mit großer Sorge den Prozess zur Schließung von Memorial verfolgt. Gerade für die Friedrich-Ebert-Stiftung, die das politische Erbe des ersten demokratisch gewählten Präsidenten Deutschlands weiterträgt, ist das Schicksal einer der international renommiertesten Organisationen zur Aufarbeitung der Geschichte besorgniserregend. Die Erfahrung aus der politischen Lebenserfahrung Friedrich Eberts ist auch, dass aus Unkenntnis der Geschichte neue Spaltungen in der Gesellschaft und letztlich Gewalt entstehen können.
Wer die Geschichte nicht kennt, ist verdammt, sie zu wiederholen, fasste der amerikanische Philosoph George Santayana diese Erkenntnis zusammen. Gegen eine Wiederholung der dunkelsten Kapitel der europäischen Geschichte hilft nur deren Aufarbeitung, kritische Diskussion und Vermittlung an die nächsten Generationen.
Memorial hat sich dieser Aufgabe seit 32 Jahren gestellt und damit einen unschätzbaren Dienst für die Chance auf eine friedliche Zukunft Russlands gleistet. Es ist der Verdienst der vielen Mitarbeiter_innen und Freiwilligen von Memorial, Opfern früherer Ungerechtigkeiten Anerkennung zu geben und es zu ermöglichen, aus den Fehlern früherer Zeiten zu lernen. Diese Aufgabe kann nie beendet sein, da weitere Schicksale aufgearbeitet, Geschichte erklärt und immer aufs Neue zugänglich gemacht werden muss. Mit der Schließung von Memorial wird diese so wichtige Arbeit für die russische Gesellschaft kaum mehr möglich.
Dass das Schicksal Memorials nicht nur in Russland, sondern auch im Ausland mit großer Sorge verfolgt wurde, liegt einerseits an der anerkannt professionellen Arbeit und dem Beitrag für die europäische Geschichtsaufarbeitung. Andererseits liegt es aber auch an der großen symbolischen Bedeutung. Memorial steht auch für eine Wende in den gesellschaftlichen Beziehungen zu Russland: Der Wende von einem Russland auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs hin zu einem Russland, das offen für den Austausch, das gemeinsame Diskutieren und das gemeinsame Lernen ist. Gerade für Deutschland ist es ein unendlich wertvolles Geschenk, mit der russischen Gesellschaft, die durch uns so viel Leid erfahren hat, Geschichte gemeinsam aufzuarbeiten und nach immer neuen Wegen zu suchen, sie zu vermitteln. Es ist einer der wichtigsten Beiträge zur Stärkung der Beziehungen unserer Gesellschaften zueinander.
Mit der Schließung Memorials sehen wir daher auch die Gefahr, dass der gesellschaftliche Austausch weiter erschwert wird und dass die Geschichte nicht mehr Grund zum miteinander sprechen, sondern zu Trennung zwischen unseren Ländern wird. Die Arbeit Memorials ist weiterhin von unschätzbarem Wert für Russland, für Europa und die Beziehungen zwischen unseren Gesellschaften! Es muss diese Arbeit auch weiterhin geben!
Leitung der Pressestelle Johannes Damian
030 269 35-703801522-1570426
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