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Umfrageprojekt: The Urban Dream and the Realities of Rural to Urban Migration in Sub-Saharan Africa

Über das Umfrageprojekt

Die Bevölkerung Afrikas wird sich wohl in den nächsten dreißig Jahren auf über zwei Milliarden Menschen verdoppeln, von denen vielleicht nur jeder fünfte in ländlichen Gebieten oder außerhalb der großen städtischen Zentren leben wird. Afrika hat weltweit gesehen die höchste Urbanisierungsrate. Viele Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass sich die städtische Bevölkerung Afrikas alle zwölf Jahre verdoppeln wird. Für diese dramatische demografische Verschiebung gibt es viele Gründe, darunter das Bevölkerungswachstum in den Innenstädten und die zunehmende Abwanderung aus ländlichen Gebieten. Die Urbanisierung in Afrika ist mit Hoffnungen verbunden, Hoffnungen, die von vielen Menschen gehegt werden. Sie ist eine Möglichkeit für die Bürgerinnen und Bürger, ihre Lebensbedingungen zu verbessern und Zugang zu öffentlichen Gütern und Dienstleistungen zu erhalten, sei es im Bereich der Gesundheitsversorgung, der Bildung oder des Wohnens. Zudem wird die Verstädterung auch als Chance auf einen Arbeitsplatz gesehen und als Aussicht darauf, eine Familie zu ernähren und dafür zu sorgen, dass die Zukunft der nächsten Generation eine bessere sein wird. Wie wird sich dieser Trend auf die Lebensgrundlagen der afrikanischen Land- und Stadtbevölkerung, auf die Teilhabe am öffentlichen Leben und die Bereitstellung öffentlicher Güter und Dienstleistungen inner- und außerhalb der Städte auf dem Kontinent auswirken? Gemeinsam mit dem Institut für Entwicklungsstudien (IDS) mit Sitz im kenianischen Nairobi führte die Friedrich-Ebert-Stiftung in fünf Ländern Umfragen durch, die zum besseren Verständnis der Urbanisierungsprozesse in Afrika beitragen sollen.


Befragungen in fünf Ländern mit über 10.000 Befragten

Ziel der Umfrage war es, die Unterschiede zwischen städtischen und ländlichen Gebieten im Hinblick auf Erwartungen an die und Erfahrungen mit der Erbringung öffentlicher Dienstleistungen und der demokratischen Entwicklung abzubilden und zu analysieren. Die Umfragen wurden in den drei ostafrikanischen Nachbarländern Kenia (2019), Uganda (2020) und Tansania (2021) sowie im westafrikanischen Senegal (2021) und in Namibia (2021) im südlichen Afrika durchgeführt. Das Erhebungsmuster und der Fragebogen der Umfragen wurden gemeinsam mit den Experten von IDS erstellt. Sodann führten die nationalen Umfrageinstitute des Afrobarometers die Umfragen in den fünf Ländern vor Ort durch. Die Befragung basierte auf einer randomisierten, geschichteten und in Cluster aufgeteilten Stichprobe erwachsener Bürgerinnen und Bürger aus einkommensschwachen Gegenden und solchen mit mittlerem Einkommen in den jeweiligen untersuchten Städten und ländlichen Bezirken. In jedem Stichprobengebiet wurden tausend Personen befragt, wodurch in jedem Land zweitausend Befragte an unseren Umfragen teilnahmen. Bei den Befragten handelte es sich zu gleichen Teilen um Männer und Frauen im Alter von über 17 Jahren. Die Auswahl der Stichprobengebiete lässt Verallgemeinerungen nur schwer zu. Die internen Strukturen einer Stadt weichen stark voneinander ab, da jedes Stadtgebiet eigene Besonderheiten aufweist. Dennoch gibt uns die Stichprobe Aufschluss über allgemeine Trends.

Zusätzlich zu den Berichten über die jeweiligen länderspezifischen Umfrageergebnisse (abrufbar am Ende dieser Seite) wurde eine vergleichende Analyse der Ergebnisse aus den drei ostafrikanischen Ländern unter dem Titel „The Urban Dream and the Realities of Rural to Urban migration in East Africa“ veröffentlicht. Deren wichtigsten Ergebnisse sind in der nachfolgenden Zusammenfassung dargelegt. Die FES möchte Wissenschaftler_innen und Forscher_innen dazu einladen, den umfangreichen Datensatz zu nutzen, um zu einem besseren Verständnis der Verstädterung in Afrika beizutragen, und hofft, dass sie so selber einen Beitrag zur Verbesserung bei der Bereitstellung und dem Zugang zu öffentlichen Gütern und Dienstleistungen sowie zur integrativen Stadtplanung in afrikanischen Städten leisten kann.

Download Studie

Zentrale Ergebnisse aus Ostafrika

Wirtschaftliche Gründe sind das Hauptmotiv

Die Menschen geben drei Hauptgründe für die Abwanderung in städtische Gebiete an: Den Zugang zu wirtschaftlichen Möglichkeiten, die größere Nähe zu bereits abgewanderten Familienmitgliedern und kürzere Entfernungen zu besseren Sozialleistungen. Die Hauptmotivation für die Abwanderung in die Städte ist wirtschaftlicher Art: Städte werden in erster Linie als Arbeitsmärkte und als Möglichkeit gesehen, der Armut zu entkommen. Das allgemeine Muster scheint zu sein, dass der meist männliche Haushaltsvorstand zuerst umzieht, gefolgt von seiner Ehefrau und weiteren Familienmitgliedern. Trotz kleinerer Abweichungen auf Länderebene unterscheiden sich die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Erwägungen für die Entscheidung zur Migration in ganz Ostafrika zwischen jungen Menschen (im Alter von 18 bis 30 Jahren) und Älteren (31 Jahre und älter) nicht.

Erwartungen an öffentliche Dienstleistungen in Städten sind hoch

Die meisten Befragten in den ländlichen Gebieten Ostafrikas (63%) erwarten in Ballungsgebieten eine bessere Versorgung mit öffentlichen Dienstleistungen als in ländlichen Gegenden. Die Daseinsvorsorge im städtischen Raum ist sehr viel umfassender und auf ein kleineres Gebiet konzentriert, was hauptsächlich auf die hohe Bevölkerungsdichte zurückzuführen ist, wodurch deren Zugang und die Inanspruchnahme – zumindest theoretisch – sehr viel einfacher werden. Andererseits erwarten die meisten Migrantinnen und Migranten nach einer Übersiedelung in städtische Gebiete eine noch bessere Versorgung durch die öffentliche Hand. Zwar sind die Erwartungen hoch, aber weniger Befragte finden die Bereitstellung staatlicher Dienstleistungen in der Stadt tatsächlich besser als auf dem Land.

Stadtbewohner_innen engagieren sich politisch weniger

Unsere Daten zeigen, dass die höheren Erwartungen unter städtischen Migrant_innen nach deren Umzug in die Städte mit einem nachlassenden sozialen und politischen Engagement einhergehen. Nach ihrer Ankunft in den drei großen Städten Kampala, Nairobi und Daressalam engagieren sich die Menschen messbar weniger in Politikgestaltungsprozessen. Sie haben weniger Kontakt zu den ihnen bekannten Führungspersonen aus lokalen politischen, sozialen, religiösen oder gemeinschaftsbasierten Organisationen als Menschen auf dem Land und sind seltener Mitglied in Verbänden. Dennoch ist das Frustrationsniveau über die Erbringung von Dienstleistungen ähnlich hoch wie bei den Menschen auf dem Land. Nahezu die Hälfte der von uns befragten Personen gab an, dass sie niemals an irgendeiner Bürgerinitiative teilnehmen oder sich durch ähnliche Maßnahmen einbringen würden (siehe unten).

Die Zufriedenheit mit der Qualität der Dienstleistungen ist gering

Die Erwartung, in der Stadt qualitativ bessere öffentliche Dienstleistungen zu erhalten, wird nicht erfüllt. Am unzufriedensten äußerten sich die Befragten aus Kenia, von denen nur sechs Prozent angaben, dass sie ein „angemessenes Maß“ an öffentlichen Dienstleistungen erhalten, verglichen mit zwölf Prozent in Uganda und 20 Prozent in Tansania. Die Umfrageergebnisse deuten auf ein „urbanes Paradox“ hin, bei dem die steigenden Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger mit dem fast einhellig anzutreffenden Widerstreben einhergehen, für mehr Dienstleistungen auch höhere Steuern zu zahlen. Zwar steigt die Nachfrage nach Leistungen der Daseinsvorsorge, aber diejenigen, die diese Nachfrage verstärken, sind entweder nicht in der Lage oder nicht willens, höhere Steuern und Nutzungsgebühren dafür zu zahlen.

Ansprechpartner

Andreas Quasten

+49 30 26935-7443

Andreas.Quasten(at)fes.de

 


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FES Uganda Office, 2021
 

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