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Wie vielfältig ist der deutsche Fußball im Jahr 2024?

Die „One Love“-Armbinden bei der umstrittenen WM 2022 in Quatar oder die neuen pinkfarbenen DFB-Trikots sind prominente Beispiele: Immer wieder entzünden sich am Fußball verschiedenste politische Debatten.

Wir haben die 2024 in Deutschland stattfindendende Fußball-Europameisterschaft der Männer zum Anlass genommen, darüber zu diskutieren, wie politisch Fußball eigentlich ist. Für welche Werte steht der Sport angesichts der massiven globalen Kommerzialisierung? Was können Vereine, Fans, Verbände und Aktive tun, um progressive Antworten auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen zu finden?

Die Diskussionsrunde bildete den Abschluss unserer Veranstaltungsreihe, die wir in Kooperation mit dem Projekt Vielfalt im Stadion der KoFaS (Kompetenzgruppe Fankulturen und sportbezogene Soziale Arbeit) und dem Projekt Vollkontakt: Demokratie und Kampfsport durchgeführt haben.

Kontakt

Verantwortlich

Philipp Kauppert
030 - 26935 7323

Organisation

Benjamin Schmidt
030 - 26935 7142

Wir diskutierten dazu am 13. Mai 2024 im Konferenzsaal der FES Berlin mit folgenden Gästen:

Thomas Hitzlsperger, ehem. Fußballprofi und Buchautor, DFB-Botschafter für Vielfalt;
Reem Alabali-Radovan, Staatsministerin für Migration, Flüchtlinge und Integration, Beauftragte der Bundesregierung für Antirassismus;
Pablo Thiam, ehem. Profi-Fußballspieler, danach Karriere im Management und engagiert gegen Rassismus;
Moderation: Marina Schweizer, Deutschlandfunk.

Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden der Friedrich-Ebert-Stiftung Martin Schulz diskutierten die Podiumsgäste und das Publikaum darüber, wie vielfältig der deutsche Fußball im Jahr 2024 tatsächlich ist. Thomas Hitzlsperger sagte dazu: "Wir spüren gerade, dass Vielfalt etwas ist, worüber man Diskussionen führen kann. Nicht jeder ist damit einverstanden, dass die EM eine Plattform bietet, um über Vielfalt und deren Vorzüge zu sprechen. Und ich bin sehr dankbar, dass sehr viele in diesem Land genaus das wollen". 

Aber auch die immer noch vorhandenen Probleme kamen in der Diskussion zum Ausdruck –­ spielen Rassismus, Homophobie, Sexismus und Diskrimierungen aller Art im Fußball doch immer noch eine erhebliche Rolle. Reem Alabali-Radovan stellte fest: "Man kann Toleranz und Vielfalt nicht verordnen, man kann aber daran arbeiten, dass die Themen alle erreichen (...). Es gibt immer noch viel Diskussionsbedarf. Aber wenn wir gar nicht miteinander reden, kommen wir auch nicht zueinander."­

Pablo Thiam berichtete von eigenen Diskrimierungserfahrungen aus seiner Zeit als aktiver Fußball und sieht zugleich einen gewissen Wandel gerade auch mit Blick auf die Rolle der Fans: „Meine Hoffnung ist, dass es mehr gute als schlechte Fans gibt. Aber wir müssen die Guten dazu bekommen, aufzustehen und den Mund aufzumachen.“

Als Fazit lässt sich festhalten, dass das Thema Vielfalt im Fußball in den vergangenen Jahrzehnten an Aufmerksamkeit und Bedeutung gewonnen hat; alle Podiumsteilnehmer*innen bewerteten es positiv, dass das Thema bei der anstehenden EM von Gastgeber- und Ausrichterverbänden in den Vordergrund gestellt wird. Gleichzeitig bestand auch Einigkeit darin, dass es im Fußball noch viel zu tun gibt auf dem Weg zu einer vielfältigen, offenen, toleranten und diskrimierungsfreien Sportart.


Eindrücke von der Veranstaltung

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