Die Journalistin Vanessa Vu spricht in dieser monatlichen Gesprächsreihe mit ihren Gästen über Fragen von Ankunft, Aufstiegen und Klassenkämpfen in unserer Gesellschaft.
Neue Veranstaltungsreihe der Friedrich-Ebert-Stiftung in Kooperation mit der Schaubühne Berlin
In der Schaubühne und als Livestream
www.schaubuehne.de/de/produktionen/klassenzimmer-2.html
Die Frage nach der Herkunft beantworten die meisten geografisch – aber ist es wirklich der Ort, der uns prägt? Die wenigsten erzählen auf die Frage »Woher kommst du« von ihrer kleinen Wohnung, von den arbeitslosen Eltern, von Kleidern oder Worten, an denen jeder sofort ablesen konnte, aus welchen Verhältnissen man kam. Warum tun wir uns so schwer, Kapitalverhältnisse zu benennen und auch mit dieser Linse unser Miteinander neu zu bewerten, vielleicht zu justieren? Ist es die Sehnsucht einer liberalen, leistungsgetriebenen Nachkriegsgeneration, das Leben ab der eigenen Geburt zu betrachten, ohne das Gepäck der Familie, das Startvorteil oder ein lebenslanger Bremsklotz sein kann?
Zum Austausch lädt die Journalistin Vanessa Vu in vier Ausgaben in ihr damaliges Kinderzimmer: Stockbett, Matratze, Röhrenfernseher, viel Plastik – nach einer langen Zeit im Asylbewerberheim war dies der Beginn eines sozialen Aufstiegs.
Die nächsten Ausgaben:
22. Oktober 2021 19 Uhr
Vanessa Vu im Gespräch mit Jesko zu Dohna
stellvertretender Chefredakteur Berliner Zeitung am Wochenende
Jesko zu Dohna und Vanessa Vu sind zusammen zur Journalistenschule gegangen, genossen eine ähnliche Ausbildung, gehen demselben Beruf nach – aber könnten zumindest auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein. Zu Dohna heißt auf dem Papier Jesko Albrecht Johann Burggraf und Graf zu Dohna-Schlodien, im Sommer besucht er Adelshochzeiten, im Winter geht er auf Gesellschaftsjagden. In seinem Bücherregal steht ein Stammbaum mit Anmerkungen der Oma, die Tante schimpft über Neureiche. Vu glaubt, zu Dohna standen immer alle Türen offen. Er selbst wundert sich über falsche Projektionen. Können sie sich verstehen? Ein Gespräch über Neid, Scham und Stolz.
10. November 2021 19 Uhr
Vanessa Vu im Gespräch mit Bärbel Manke
Rentnerin und Engagierte in der Flüchtlingshilfe aus Cottbus, Brandenburg
In dieser Ausgabe kommt eine ostdeutsche Perspektive ins Klassenzimmer: Bärbel Manke, Jahrgang 1952, wurde in Leipzig geboren, wuchs zwischen Zwickau und Crimmitschau auf und lebt heute als Rentnerin in Cottbus. Ihre Urgroßeltern besaßen zwei Läden, aus diesem Grund wurde ihr das Abitur verwehrt. Die Familie hatte, wie die meisten anderen, wenig Geld. An die Werte der DDR, das Gebot „Plane mit, arbeite mit, regiere mit“, glaubte sie trotzdem und kämpfte um einen Parteieintritt – der größte Irrtum ihres Lebens. Sie sieht sich als Wendegewinnerin und engagiert sich für Geflüchtete. Wie blickt sie auf Klassenkämpfe und vor allem: auf ihre eigenen vielen Milieuwechsel?
In der ersten Ausgabe am 17. September unterhielt sich Vanessa Vu mit Sinthujan Varatarajah. Beide wuchsen in Asylbewerberheimen auf dem bayerischen Land auf, ihre Eltern, Verwandten und Freunde jobbten bei McDonalds. Die Fast-Food-Kette war das »Fine Dining« der Armen, ihre erste Anlaufstelle, Community-Ort, Karriere-Sprungbrett, eine Quelle von Stolz.
Den Link zum LiveStream der Veranstaltung wie auch der nächsten Ausgaben finden Sie hier:
https://www.schaubuehne.de/de/produktionen/klassenzimmer-2.html
Verantwortlich Seitens der Friedrich-Ebert-Stiftung:
Franziska Richter, Referentin "Kultur&Politik"/ "Politik in Ostdeutschland"