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COVID-19 hat Millionen von Vertriebenen aus den Medien verdrängt. Setzen wir zum Weltflüchtlingstag ein Zeichen, um ihre Stärke in Erinnerung zu rufen!
20. Juni ist Weltflüchtlingstag: Ins Leben gerufen von den Vereinten Nationen soll dieser Tag die Stärke und die Widerstandsfähigkeit der über 80 Millionen Menschen ins Gedächtnis rufen, die weltweit auf der Flucht sind. Eine unvorstellbar hohe Zahl, die den Eindruck erweckt, Solidarität mit Geflüchteten sei die Ausnahme. Viele Menschen verspüren gar eine Art Ohnmacht: Was soll man als einzelne Person schon gegen humanitäre Katastrophen wie im Jemen oder gegen den Konflikt, der bereits zehn Jahre währt, tun? Gleichzeitig ist in bestimmten Teilen der Gesellschaft eine Blase entstanden, in der mit toxischer Sprache gegen Flüchtlinge aufgewiegelt wird.
„Seit über drei Jahrzehnten arbeite ich mit Flüchtlingen. Aber in diesen drei Jahrzehnten habe ich noch nie einen solchen Zynismus gesehen, ein solches Gift in der Sprache der Politik, in den Medien, in den sozialen Medien, sogar in alltäglichen Gesprächen, wie heute.“ Filippo Grandi, UN-Flüchtlingskommissar
„Seit über drei Jahrzehnten arbeite ich mit Flüchtlingen. Aber in diesen drei Jahrzehnten habe ich noch nie einen solchen Zynismus gesehen, ein solches Gift in der Sprache der Politik, in den Medien, in den sozialen Medien, sogar in alltäglichen Gesprächen, wie heute.“
Filippo Grandi, UN-Flüchtlingskommissar
Viele haben den Eindruck, dass Europa die meisten Flüchtlinge aufnimmt. Ein Blick über den europäischen Tellerrand zeigt, dass die wirklichen Krisen woanders stattfinden, zum Beispiel in Bangladesch, im Südsudan oder in Venezuela. Weltweit sind über 80 Millionen Menschen auf der Flucht. Die allermeisten Schutzsuchenden bleiben in ihren Heimatländern oder werden von Ländern in Afrika oder Asien aufgenommen, die selbst mit Armut, Konflikten und anderen politischen und sozialen Problemen zu kämpfen haben. Knapp über 85 Prozent der Flüchtlinge leben also nach wie vor in sogenannten Entwicklungsländern.
Nur wenn wir gemeinsam laut werden und Gesicht zeigen, können wir etwas bewirken und auf die Situation von Flüchtlingen aufmerksam machen!
Auch heute – wenige Jahre nach den größeren Fluchtbewegungen nach Europa engagieren sich hier und weltweit Tausende von Menschen für Geflüchtete. In Deutschland tragen sie massive Verantwortung und sind zu einem essentiellen Bestandteil der hauptamtlichen Aufnahme- und Integrationsstrukturen geworden. Trotz strafrechtlicher Verfolgung und politischer Gegenoffensiven haben auch die Seenotretter*innen bewiesen, dass Leben zu retten eine menschliche Verpflichtung ist.
Auch digital kommt es mehr denn je darauf an, sich gegen Vorurteile und Rassismus zu stellen und für Geflüchtete stark zu machen. Ziel muss es sein, das Narrativ über Flüchtlinge neu zu erzählen – eine Erzählung, die die Chancen und nicht nur die Herausforderung in den Vordergrund stellt. Es geht auch darum, Menschen auf der Flucht neu zu verstehen – unter anderem mit einer Kommunikation, die der Stärke und Widerstandsfähigkeit von Geflüchteten gerecht wird, dies in der Bildsprache widerspiegelt und darüber hinaus Geflüchtete selbst zur Sprache kommen lässt.
Die Corona-Pandemie hat diese Herausforderung zusätzlich verschärft. Nicht nur, weil sie die Flucht von Menschen und den Neustart von Flüchtlingen in ihrer Aufnahmegesellschaft erschwert hat, sondern auch durch die ausgelastete Medienlandschaft. Aus diesem Grund ist es gerade in diesem Jahr so wichtig, sich mit Geflüchteten solidarisch zu zeigen.
Für die UNO-Flüchtlingshilfe als nationalem Partner des UNHCR steht diese Aufgabe im Zentrum des Weltflüchtlingstages. Es kommt darauf an, die Schicksale hinter den Zahlen zu erzählen und zu verstehen. Und gleichzeitig zu verstehen, dass wir auch einen Unterschied machen können, für Menschen auf der Flucht. Wir können Menschen ganz konkret helfen und so die eigene Ohnmacht auflösen.
Wir können die Geschichten, die es nicht mehr in die Medien oder in das öffentliche Bewusstsein schaffen, von starken und enorm widerstandsfähigen Menschen, die alles in Bewegung setzen – ihre Kinder, Großeltern, kranke Angehörige, teilen. Die Hoffnung auf ein Leben in Sicherheit und Würde treibt Menschen sogar in Schlauchbooten über das Mittelmeer mit der Gewissheit nicht schwimmen zu können und die tödlichste Außengrenze Europas zu passieren. Wie verzweifelt und wie stark muss ein Mensch sein, um so eine Flucht zu riskieren? Wir können Solidarität und Empathie zeigen und mit Fakten gegen diejenigen aktiv werden, die diese zutiefst menschliche Hoffnung negieren und mit Hetze belegen.
Der Weltflüchtlingstag gibt uns allen die Möglichkeit, uns solidarisch zu zeigen und dazu beizutragen, dass in der öffentlichen Wahrnehmung ein positives Bild der Lage von Geflüchteten in Deutschland verankert wird. Wir werden laut, wir werden sichtbar, wir stehen gemeinsam #withrefugees.
Peter Ruhenstroth-Bauer
ist Nationaler Direktor der UNO-Flüchtlingshilfe, dem deutschen Partner des UNHCR.
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