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Umweltschützer*innen sind darüber besorgt, dass Uganda sich auf der UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow zur zunehmenden Entwaldung nicht äußert.
Von Caroline Ayugi (Twitter: @CarolineAyugi2)
Am dritten Tag des Weltklimagipfels erklärten 105 Länder, sie wollten die Entwaldung bis 2030 stoppen und eine Gegenbewegung einleiten, und untermauerten dies mit der Zusage von knapp 19,2 Milliarden US-Dollar aus öffentlichen und privaten Mitteln. Uganda hat diese Verpflichtungserklärung jedoch nicht unterzeichnet, obwohl die Abholzung im Land zunimmt.
Arthur Owor, Direktor des Center for African Research und Koordinator der Umweltinitiative „Our Trees, We Need Answers“ (OTWNA), erklärte, er erwarte von den ugandischen Delegierten mehr Engagement zum Schutz der Wälder. „Ich bin schockiert, dass sich unser Land nicht verpflichtet, die Entwaldung zu bekämpfen. Wir werden von unserer Regierung im Stich gelassen“, so Owor.
In dem afrikanischen Land wurde in den vergangenen zehn Jahren immer mehr Wald abgeholzt. 2001 verlor Uganda 297 Quadratkilometer Wald. Nach Angaben des Online-Portals Global Forest Watch hat sich diese Zahl bis zum Jahr 2020 mehr als verdoppelt. Das bedeutet 736 Quadratkilometer Waldverlust in einem einzigen Jahr.
Auch Edwin Muhumuza, Geschäftsführer von Youth Go Green Uganda, ist der Meinung, Uganda müsse auf der COP26 mehr Engagement zeigen und sich den neuen grünen Initiativen und der Verpflichtung zum Stopp der Entwaldung anschließen. „Uganda hat wegen des Klimawandels enorme Verluste und Schäden zu verzeichnen“, so Muhumuza. „Aber die Industrieländer wird das nicht tangieren, wenn wir nicht Präsenz zeigen und uns so gut vorbereiten, dass wir von ihnen Unterstützung erhalten.“
Leonard Okello, Geschäftsführer des Uhuru Institute for Social Development (TUI) in Kampala, betonte, die Entwaldung müsse schnellstmöglich bekämpft werden, bevor es zu spät sei, die ugandischen Wälder zu retten. „Uganda ist nur noch zu 10 Prozent bewaldet. Das ist bedrohlich, denn die Abholzung führt zu heftigen Dürren und massiven Überschwemmungen, die sich auf die Ernten und die Temperaturen auswirken.“
Nwoya ist einer der Distrikte im Norden Ugandas, die mehr als zwei Jahrzehnte lang unter den Rebellen der Lord's Resistance Army (LRA) zu leiden hatten. Heute droht der Bevölkerung von Nwoya ein weiteres Problem: die Wildtiere, deren Lebensraum für die Landwirtschaft oder die kommerzielle Holzkohlegewinnung gerodet wurde.
Nach dem Ende des Krieges gegen die Lord's Resistance Army im Jahr 2006 stiegen die Menschen, die jahrelang auf Lebensmittelspenden der Regierung und anderer Hilfsorganisationen angewiesen waren, in das Holzkohlegeschäft ein. Dadurch stieg die Nachfrage nach unberührten Waldflächen.
Fehlende Energiealternativen sind eines der Probleme, die der Abholzung Vorschub leisten. Rund 90 Prozent der Bevölkerung kochen immer noch mit Holz, weil es erschwinglich und leicht zu beschaffen ist. Das führte 2020 zur Abholzung von 73.600 Hektar der ugandischen Waldflächen. Nach Einschätzung von John Bosco Okullu, der in der Unterregion Koch Goma im Distrikt Nwoya lebt, wurden inzwischen mindestens 20 000 Hektar des ehemals bewaldeten Landes abgeholzt.
Vor allem aber liegt im Distrikt Nwoya der Murchison National Game Park, ein Naturschutzgebiet, in dem früher Wildtiere umherstreiften. Seit die Bäume in diesen Gebieten gerodet wurden, verlassen die Tiere – zumeist Elefanten – den Park und dringen in die Gärten der Bewohner ein. Sie zerstören Ernten und Häuser und verletzen oder töten sogar Menschen. „In diesen kommunalen Wildschutzgebieten sind die Bäume verschwunden. Die Tiere können sich nirgendwo mehr verstecken und werden aggressiv“, erklärt Okullu. „Vor zwei Wochen wurden zwei Menschen von einem Elefanten getötet, der bis zu unserem Marktplatz vorgedrungen ist.“
Anfangs empfahl die Regierung der lokalen Bevölkerung, Gräben auszuheben, Chili zu pflanzen oder Bienenstöcke aufzustellen, um die Elefanten zu verjagen. Doch diese Methoden blieben wirkungslos. Fünfzig Hektar Sojabohnen, Mais und Erdnüsse gingen Okullu zwischen Juli und September dieses Jahres wegen marodierender Elefanten verloren. „Und das betrifft nur meinen eigenen Hof. In unserer Gegend hier wurden in drei Monaten mindestens 5000 Hektar an Anbaupflanzen vernichtet. So geht das schon seit 10 Jahren.“
Da die Tiere jedes Jahr aufs Neue eine Spur der Verwüstung hinterlassen und die Abholzung die Wetterverhältnisse beeinflusst, müssen die Bauern ihren Anbaukalender anpassen. „Bei der Wahl des Aussaatzeitpunkts halten sich viele Bauern nicht mehr an die Prognosen. Wir pflanzen einfach und spritzen Chemikalien, um die Ernte zu erhalten“, so Okullu. „Bauern, die sich immer noch auf die von den Meteorologen genannten Aussaatzeiten verlassen, machen in jeder Saison Verluste.“
Wegen der Folgen der Entwaldung hätte Uganda nach Ansicht von Umweltschützern zu den Ländern gehören müssen, die auf der COP26 über einen Abholzungsstopp verhandeln. Der Schutz der Wälder könne dem Land möglicherweise auch helfen, extremen Wetterbedingungen standzuhalten. Nach Angaben des Center for Research on the Epidemiology of Disasters (CRED) war Uganda 2019 das am vierthäufigsten von extremen Wetterereignissen betroffene Land.
Umweltexperten zufolge wird Uganda finanzielle Unterstützung benötigen, um seine Wälder wirksam zu schützen. Muhumuza meint, Uganda müsse einfach geschickter vorgehen, da das Geld nur an Länder gehe, die über entsprechende Strukturen verfügen. „Die 100 Milliarden US-Dollar werden auf verschiedene Finanztöpfe verteilt. Es gibt keinen Pauschalbetrag, den jeder bekommt. Jeder Finanztopf ist an bestimmte Auflagen geknüpft. Damit ein Land diese Finanzmittel bekommt, muss es einen sehr gut begründeten Vorschlag vorlegen“, so Muhumuza.
Die globale Klimafinanzierung setzt sich aus vielen verschiedenen Finanzinstrumenten zusammen, und viele multinationale Akteure sind daran beteiligt. Die Gelder für Projekte zur Eindämmung des Klimawandels fließen beispielsweise in die Bereiche erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Forstwirtschaft, Landnutzung und nachhaltiger Stadtverkehr. Die Anpassungsfinanzierung dient dazu, die Resilienz gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels zu stärken.
Im Vorfeld seiner Reise nach Glasgow am 2. November sprach Muhumuza mit der Forschergruppe Climate Action Tracker (CAT), die Klimaschutzzusagen der einzelnen Länder bewertet. Er forderte die ugandische Bevölkerung auf, die Regierungsdelegation zum Handeln anzuhalten und Rechenschaft von ihnen zu verlangen. „Was nehmen wir von der COP26 mit? Wir müssen uns die Initiativen ansehen, die in anderen Ländern erfolgreich waren, und diese auch in Uganda auf den Weg bringen.“
Nach Owors Meinung haben die Verhandlungsführer der ugandischen Regierung sich als unfähig erwiesen, Maßnahmen zum Stopp der Entwaldung durchzusetzen. „Letztlich hangeln sie sich von Konferenz zu Konferenz, während weiterhin Bäume abgeholzt werden. Sie haben keinen Bezug zu den Realitäten vor Ort“, sagte er und warnte vor der Gefahr, dass beim Waldverlust bald der „tipping point“ erreicht sein könnte. „Wir verlieren Bäume für die Holzgewinnung und die Medizin. Wir profitieren davon, dass wir dank unserer Lage am Äquator zwei Regenzeiten haben, und halten das für gegeben.“
Obwohl Uganda sich dem Dialog über die Klimakrise offenbar verpflichtet fühlt, bezweifelt Okello, dass das Land die COP26 nutzen wird, um sich stärker für den Kampf gegen den Klimawandel zu engagieren. „Mutter Natur wird nicht auf weitere Konferenzen warten. Wir müssen jetzt die richtigen Maßnahmen ergreifen“, so Okello.
Bob Natifu, im ugandischen Ministerium für Wasser und Umwelt für den Klimaschutz zuständig, gehört zur Delegation seines Landes in Glasgow. Fragen zu Ugandas Plänen, die Entwaldung zu bekämpfen, ließ Natifu unbeantwortet.
Übersetzung aus dem Englischen von Christine Hardung
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