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Die Hiroshimastraße, einst Hohenzollernstraße, war Teil eines gutbürgerlichen und lebendigen Wohnviertels und war gesäumt von prächtigen Stadtvillen und Mietshäusern. In der Hohenzollernstraße 19 lebten Anfang des 20. Jahrhunderts Bruno Weyl und Theodor Wolff mit ihren Familien. Stolpersteine erinnern jeweils an den letzten frei gewählten Wohnort.
Nachdem der Stolperstein für Bruno Weyl nicht auffindbar war, organisierte das Projekt gegen Rechts der FES eine Neuverlegung. Am 10. April 2019 wurde in einem feierlichen Festakt mit vielen anwesenden Kolleg_innen sowohl Bruno Weyl als auch Theodor Wolff gedacht.
Theodor Wolff, 1868 in Berlin geboren, war ein bekannter Journalist, Schriftsteller und Publizist zur Zeit der Weimarer Republik. Gemeinsam mit seiner Frau Änne Hickethier, einer protestantischen, aus Preußen stammenden Schauspielerin, und seinen drei Kindern Richard, Rudolf und Lilly lebte auch er in der Hohenzollernstraße 19.
Nach seiner Ausbildung zum Verlagskaufmann begann Theodor Wolff für das „Berliner Tageblatt“ zu schreiben und wurde 1906 dessen Chefredakteur. Das Berliner Tageblatt war Anfang des 20. Jahrhunderts eine der auflagenstärksten und angesehensten Zeitungen und vertrat eine linksliberale Linie. Wolff galt als entschiedener Demokrat und war gern gesehener Gast in Klubs und Salons und ein ebenso geschätzter politischer Berater. 1918 gründete Wolff seine eigene Partei – die linksliberale „Deutsche Demokratische Partei“. Nach der Reichstagswahl 1932 verlor Wolff aufgrund seiner politischen Haltung und seiner jüdischen Abstammung seinen Posten als Chefredakteur und war gezwungen Berlin zu verlassen. Er ging nach Nizza ins Exil. Dort wurde er 1943, nach der Niederlage Frankreichs, von der italienischen Besatzungsmacht gefangen genommen und ins KZ Sachsenhausen gebracht. Theodor Wolff starb kurze Zeit später an einer Infektionskrankheit im Jüdischen Krankenhaus Berlin. Heute ist ihm der Journalistenpreis der deutschen Zeitungen gewidmet. Der Theodor-Wolff Preis würdigt jährlich Texte, die das Bewusstsein für Qualität und Verantwortung journalistischer Arbeit lebendig erhalten.
Bruno Weyl, der 1881 in Erlangen geboren wurde und zum Studieren nach Berlin zog, war über 30 Jahre lang als Elektroingenieur bei der der Firma Siemens-Schukert beschäftigt. Mit seiner Frau Marie-Luise Weyl, Tochter eines berühmten jüdischen Arztes, hatte er zwei Kinder: Heinrich und Sabine.
Aufgrund seiner jüdischen Abstammung wurde Bruno Weyl bereits mit 57 Jahren frühzeitig in den Ruhestand versetzt und 1943 zur Zwangsarbeit in den Petrix-Werken in Schöneweide verpflichtet, wo Batterien für die deutsche Wehrmacht produziert wurden. Anfang der 1940er Jahre wurde das Ehepaar Weyl Opfer eines Betrugs. Der Gestapo-Agent Richard Freudenberg versicherte den beiden, er könne sie mit Hilfe guter Beziehungen vor einer Deportation schützen. Als Gegenleistung verlangte er 6000 Reichsmark. Aus Verzweiflung ließen sich Bruno und Marie-Luise Weyl auf das Geschäft ein. Schnell stellte sich das Angebot als leere Versprechung heraus. Bruno Weyl wurde 1943 an seiner Arbeitsstelle verhaftet, deportiert und in Auschwitz ermordet. Seine Frau floh nach seiner Verhaftung aus Berlin und lebte bis zur Befreiung durch die Alliierten illegal in Würzburg.
Das Projekt der Stolpersteine: Ein Stein. Ein Name. Ein Mensch.
Der Künstler Gunter Demnig erinnert an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihren letzten selbstgewählten Wohnorten Gedenktafeln aus Messing in den Gehweg einlässt. Auf den Steinen steht geschrieben: HIER WOHNTE... Ein Stein. Ein Name. Ein Mensch. Sie bringen die Namen und Lebensgeschichten der Menschen zurück und helfen so vor allem den Angehörigen ihrer Verwandten zu gedenken und Traumata aufzuarbeiten. In den jeweiligen Gemeinden helfen sie, die lokale Geschichte aufzuarbeiten und das Gedenken lokal zu verankern. Sie fördern einen öffentlichen Diskurs und integrieren die nachwachsende Generation in die Recherche und Aufarbeitung. Im Idealfall immunisieren sie gegen ähnliche Entwicklungen, machen uns sensibel für Menschenrechtsverbrechen und erinnern uns daran, wie wichtig eine offene und tolerante Gesellschaft ist.
Demnig entwickelte das Projekt Anfang der 90er Jahre, um das Gedenken in die Städte und Straßen zu holen und außerdem die Orte zu markieren, an denen die Opfer lebten und die Verbrechen einst begannen. Nach dem Demnig auf großen Zuspruch der Angehörigen der Opfer stieß, beschloss er das Projekt auszuweiten, auch und gerade weil man im wortwörtlichen Sinne so über Geschichten der Opfer stolpert, unmittelbar und mit den eigenen Füßen. Mittlerweile liegen in 1265 Kommunen Deutschlands und 21 Ländern Europas Stolpersteine. Nicht nur ist jeder einzelne Stein ein Kunstwerk, alle Steine und involvierten Menschen bilden in ihrer Gesamtheit auch eine Soziale Skulptur.
Friedrich-Ebert-Stiftung Hiroshimastr. 17 10785 Berlin
030/ 269 35 7311030/ 269 35 9241
Verantwortlich
Franziska Schröter
Ansprechpartnerin
Karolin Paschedag
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