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Globale Finanzkrise, Klimawandel, Coronapandemie, Ukraine-Krieg, Inflation und Energiekrise – keine junge Generation der Nachkriegszeit hat solch verdichtete Krisenzeiten erlebt wie die jetzt 16- bis 30-Jährigen. Was macht diese Krisenerfahrung mit den jungen Menschen? Wie beurteilen sie angesichts der Dauerkrisenerfahrung ihr eigenes Leben und ihre Position in der Gesellschaft? Mit welchen Erwartungen treten junge Wähler:innen Politik und Parteien gegenüber?
Diese Fragen standen im Mittelpunkt der vorliegenden Studie, die auf Forschungsergebnissen von infratest dimap und Kantar Public basiert. Dafür wurden zuerst 4.059 Wahlberechtigte im Alter von 16 bis 30 Jahren befragt. Hinzu kamen anschließend neun Fokusgruppendiskussionen, die vertiefend durchgeführt wurden.
Publikation (PDF)
Publikation (EPUB)
„Meine Eltern und ich habe zum Beispiel komplett verschiedene politische Einstellungen, weil wir aus verschiedenen Generationen kommen. Das, (…) was uns wichtig ist, ist vielleicht gleich, aber dann nicht die Partei, die wir dann wählen würden.“E2 (weiblich, 27 Jahre)
„Meine Eltern und ich habe zum Beispiel komplett verschiedene politische Einstellungen, weil wir aus verschiedenen Generationen kommen. Das, (…) was uns wichtig ist, ist vielleicht gleich, aber dann nicht die Partei, die wir dann wählen würden.“
E2 (weiblich, 27 Jahre)
„Die Parteien leben halt von den Stimmen der alten Menschen. Sie möchten ja auch weiter im Rennen sein, und dementsprechend schenken sie natürlich eher der Mehrheit das Gehör, was halt eben die alten Menschen sind, um ihre Stimmen zu bekommen, (…) ist halt Scheiße für uns.“B4 (weiblich, 23 Jahre)
„Die Parteien leben halt von den Stimmen der alten Menschen. Sie möchten ja auch weiter im Rennen sein, und dementsprechend schenken sie natürlich eher der Mehrheit das Gehör, was halt eben die alten Menschen sind, um ihre Stimmen zu bekommen, (…) ist halt Scheiße für uns.“
B4 (weiblich, 23 Jahre)
„Also, jetzt auf Parteimitgliedschaft bezogen, ich bin jetzt nicht von einer Partei so krass überzeugt, dass ich sage, okay, da würde ich gerne Mitglied werden.“E1 (männlich, 25 Jahre)
„Also, jetzt auf Parteimitgliedschaft bezogen, ich bin jetzt nicht von einer Partei so krass überzeugt, dass ich sage, okay, da würde ich gerne Mitglied werden.“
E1 (männlich, 25 Jahre)
Am 25. Mai 2023 wurden die Ergebnisse der Studie in der Friedrich-Ebert-Stiftung Berlin und online vorgestellt. Zu Gast waren unter anderem Martin Schulz, Vorsitzender der Friedrich-Ebert-Stiftung, Dr. Julia Reuschenbach, Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft, FU Berlin, Anna Bruckner, Politische Referentin im Bundesvorstand der DGB-Jugend, Elisa Bas, Pressesprecherin Fridays for Future Deutschland, Jessica Rosenthal, MdB und Juso-Bundesvorsitzende.
Mehr Informationen
Ansprechpartner:innen zur Studie: Nicole.Loew(at)fes.de, Catrina.Schlaeger(at)fes.de und Jan.Engels(at)fes.deReferat Analyse und Planung
Ansprechpartner für Presseanfragen: Johannes Damian, 030 26935-7038, Presse(at)fes.de
In Zeiten zunehmender Verunsicherung haben für junge Menschen Wertorientierungen, die für Sicherheit stehen, einen hohen Stellenwert. Fast neun von zehn erachten es als wichtig, ein sicheres Einkommen zu haben. Soziale Beziehungen in Freundeskreis und Familie bilden ebenfalls zentrale Orientierungspunkte. Von hohem Stellenwert im Wertekanon junger Menschen sind zudem eher post-materialistische Werte, wie die Vielfalt der Menschen zu respektieren, sozial Benachteiligten zu helfen und tolerant gegenüber anderen Meinungen zu sein.
Im Vergleich ist es für junge Menschen von geringerer Relevanz, sich und die eigenen Bedürfnisse gegen andere durchzusetzen oder nach Macht und Einfluss zu streben. So bewertet nur jede:r Dritte der unter 30-Jährigen Macht und Einfluss als überdurchschnittlich wichtig.
Auf der Links-Rechts-Skala von 0 „links“ bis 10 „rechts“ positionieren sich die unter 30-Jährigen im Durchschnitt bei einem Wert von 4,5, also leicht links der Mitte. Sie verorten sich damit weltanschaulich ähnlich wie die wahlberechtigte Bevölkerung insgesamt. In soziodemografischer Hinsicht positionieren sich junge Frauen etwas weiter links als junge Männer. Ähnlich gilt dies für formal höher Gebildete, die sich weiter links als formal mittel oder niedrig Gebildete einstufen.
Insgesamt stößt unter den fünf Themenkomplexen insbesondere die Frage der Gleichberechtigung auf hohe Akzeptanz, wobei junge Frauen hier nicht überraschend eine höhere Priorität als junge Männer sehen. Große Unterstützung finden außerdem Klimaschutzinvestitionen und eine stärkere Besteuerung von hohen Einkommen bei gleichzeitiger Entlastung niedrigerer Einkommen, die jeweils gut drei Viertel der Jungen als wichtig erachten.
Bei der Aufnahme neuer Schulden ist die Jungwählerschaft dagegen zurückhaltend. Zwei Drittel sprechen sich mit Blick auf die Zukunft dafür aus, die Schuldenbremse einzuhalten und keine neuen Schulden aufzunehmen.
Die Demokratiezufriedenheit der unter 30-Jährigen entspricht in etwa dem Niveau der wahlberechtigten Bevölkerung insgesamt. Die oftmals geäußerte Sorge vor einer besonders demokratieskeptischen jungen Generation ist demnach unbegründet.
Eine tragende Säule in den westlichen Demokratien bilden die politischen Parteien. Ihre Bedeutung für die Demokratie wird auch in der jungen Generation nur von einer Minderheit infrage gestellt. Vier von fünf Jungwähler:innen betrachten die politischen Parteien für das Funktionieren der Demokratie in Deutschland als notwendig.
Darüber hinaus problematisieren zwei Drittel die jenseits von Wahlen zu geringen Beteiligungsmöglichkeiten. Während die eine Hälfte bemängelt, es gäbe keine Partei, deren Angebot sie rundum überzeugt, stellen gut vier von zehn Jungwähler:innen diese Sichtweise infrage. Einhellig kritisch fällt dagegen das Urteil zur Interessensrepräsentation der jungen Bevölkerung aus.
Das Gefühl einer unzureichenden Responsibilität der politischen Parteien gegenüber den Erwartungen der jungen Generation hat dabei negative Folgewirkungen auch für die Gesamtwahrnehmung von Politik. Nur ein Fünftel vertritt aktuell die Meinung, die Politik nehme die Sorgen junger Menschen ernst.
Vier Fünftel der Jungwähler:innen kommen im alltäglichen Medienkonsum mit Politik häufig oder zumindest gelegentlich in Berührung. Dabei sind für die junge Generation soziale Netzwerke mittlerweile ein intensiv genutzter medialer Träger. Das Alltagsgespräch, ob digital vermittelt oder aber im direkten persönlichen Kontakt, hat für junge Menschen ebenfalls einen hohen Stellenwert. Drei Viertel von ihnen tauschen sich mindestens gelegentlich, wenn nicht sogar häufig, mit Freund:innen und der Familie über politische Themen aus, zwei Drittel kommen darüber hinaus auch in der Schule, an der Uni bzw. bei der Arbeit mit Politik in Berührung.
Woran aber haben sich die jungen Wähler:innen im September 2021 orientiert? Worin sehen sie selbst die Beweggründe für ihre Wahlentscheidung? Rückblickend stellen sie vor allem die inhaltlichen Positionen der Parteien in den Mittelpunkt und die Beurteilung ihrer Problemlösungsfähigkeit. Dem Spitzenpersonal der Parteien messen die jungen Wähler:innen im Vergleich hierzu weniger Bedeutung für die eigene Wahlentscheidung von 2021 bei. Auch der Einfluss des privaten Umfelds wird als weniger stark wahrgenommen. Schlussendlich schätzt nur jede:r Vierte den Einfluss von Familie und Freund:innen als hoch ein.
Unter den 16- bis 30-Jährigen verzeichnen die Grünen (41 Prozent) und die SPD (39 Prozent) das höchste Wähler:innenpotenzial. Die kleinsten Potenziale finden sich bei den Linken mit 21 Prozent und mit 15 Prozent bei der AfD. Interessant ist auch ein Blick darauf, welcher Anteil die Wahl einer bestimmten Partei kategorisch ausschließt. Die größte klare Ablehnung erfährt die AfD (64 Prozent), gefolgt von der Linken (31 Prozent) und den Grünen (28 Prozent). Die anderen Parteien folgen dann mit einigem Abstand (CDU 23 Prozent und FDP 20 Prozent). Lediglich 15 Prozent können sich auf keinen Fall die eigene Stimmabgabe für die SPD vorstellen.
Die Studie zu Jungwähler:innen besteht aus zwei Elemente: Zunächst wurde eine quantitative Studie mit 4.059 Wahlberechtigten im Alter von 16–30 Jahren durch das Institut infratest dimap durchgeführt. Zentrale Inhalte waren die Lebenszufriedenheit und persönlichen Wertorientierungen junger Wähler:innen, die politischen Einstellungen und Policy-Orientierungen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die Sicht junger Menschen auf die demokratische Praxis, ihre Wahrnehmung von Parteien und das Wahlverhalten der jungen Generation. Die Erhebung wurde teils telefonisch teils online durchgeführt, wobei 1.524 Telefoninterviews und 2.535 Onlineinterviews realisiert wurden. Im Rahmen der qualitativen Erhebung zu politischen Einstellungen von Jungwähler:innen hat Kantar Public insgesamt neun Fokusgruppen mit in Deutschland lebenden und wahlberechtigten Personen zwischen 16 und 30 Jahren durchgeführt.