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Bereits vor der Corona-Pandemie war die private Überschuldung in Deutschland ein großes sozialpolitisches Problem und schon längst kein Randphänomen mehr. Trotzdem gibt es jenseits der Zahlen von Creditreform, die jedoch nur einen eingeschränkten Einblick in das reale Überschuldungsgeschehen liefern, aktuell keine empirischen Untersuchungen, die umfangreiche und belastbare Zahlen bieten.
Ziel der vorliegenden Studie ist es daher, eine realistische Abschätzung des Ausmaßes der privaten Überschuldung vorzunehmen, die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie zu untersuchen und daraus politische Empfehlungen abzuleiten. Um die Schätzung der deutschlandweiten Überschuldungszahlen voranzutreiben, wurde ein Indikatorenmodell angewandt und weiter entwickelt, das unterschiedliche Variablen einbezieht, die mit Überschuldung in Verbindung stehen. Um mehr über die finanziellen Auswirkungen der Pandemie zu erfahren, wurde eine bevölkerungsrepräsentative Umfrage durchgeführt und durch eine vertiefte Analyse in zwei Modellregionen – im Regierungsbezirk Düsseldorf sowie den bayrischen Bezirken Oberfranken, Oberpfalz und Niederbayern – ergänzt.
Die Ergebnisse machen deutlich: In Folge der Pandemie nimmt die Zahl überschuldeter Privathaushalte weiter zu und bestehende soziale Ungleichheiten werden verschärft. Bereits verwundbare Personen ohne Rücklagen geraten immer stärker unter Druck, zudem laufen neue Personengruppen Gefahr, in die Überschuldung zu geraten. Hiervon besonders betroffen sind prekär Beschäftigte, Selbstständige und Menschen in Ausbildung. Da für diese Gruppen die staatlichen Unterstützungsleistungen nicht passgenau sind und notwenige Beratungsangebote oft nicht in ausreichendem Maß verfügbar sind, besteht hier der größte Handlungsbedarf.
Die Autor_innen
Dr. Dieter Korczak, Geschäftsführer der GP-Forschungsgruppe Dr. Sally Peters, Geschäftsführende Direktorin am institut für finanzdienstleistungen e.V. Dr. Hanne Roggemann, wissenschaftliche Mitarbeiterin am institut für finanzdienstleistungen e.V.
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In der deutschlandweiten Umfrage gaben 29,5 Prozent der Befragten an, dass sich ihre finanzielle Situation etwas oder erheblich verschlechtert hat. Dabei hatten gerade Personen mit geringem Monatseinkommen finanzielle Einbußen aufgrund der Covid-19-Pandemie zu verzeichnen.
Ganze 31 Prozent mussten auf ihre Ersparnisse zurückgreifen. Beunruhigend ist hierbei, dass von diesen Personen 40 Prozent angaben, ihre Ersparnisse im Oktober 2020 bereits weitestgehend aufgebraucht zu haben. Etwas mehr als 11 Prozent gaben an gar keine Ersparnisse zu haben, auf die sie zurückgreifen könnten.
Vor diesem Hintergrund müssen die Sorgen betrachtet werden, Rechnungen in Zukunft nicht rechtzeitig begleichen zu können. Von den bundesweit Befragten gaben 28,7 Prozent an, sich starke oder sehr starke Sorgen um zukünftige Zahlungsrückstände zu machen.
Um den drohenden Anstieg der Überschuldungszahlen von bisher bereits verwundbaren und neuen Personengruppen abzuwenden, werden folgende zentrale Empfehlungen formuliert:
Dr. Robert PhilippsRobert.Philipps(at)fes.de
Wirtschaft, Finanzen, Ökologie, Soziales
Kettemann, Matthias C.; Müller, Martin
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Lebon, Léa
Bösch, Marcus