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Zusammenhalt hat viele Formen und Funktionen. In einer lebendigen Demokratie ist er unverzichtbar. Ohne Zusammenhalt können wir uns weder gemeinsam streiten noch gemeinsam Lösungen finden. Ein demokratisches Gemeinwesen ist darauf angewiesen, dass sich die Menschen füreinander interessieren, gerade wenn sie nicht einer Meinung sind.
Zusammenhalt kann nicht von oben gestiftet werden, sondern entsteht dort, wo sich unterschiedliche Perspektiven treffen und füreinander öffnen. Ein nachhaltiges Bewusstsein davon, trotz aller Unterschiede etwas gemeinsam zu haben, kann nur aus der Vielzahl der individuellen Lebensweisen hervorgehen.
Mit dieser Publikation möchten wir einen Ausgangspunkt markieren und Impulse bereitstellen für weiterführende Debatten. Wir hoffen, dadurch Wege aufzuzeigen, wie „Zusammenhalt in Vielfalt“ gelingen und wo eine Politik des Zusammenhalts ansetzen kann. Das Ziel ist die gesellschaftliche sowie politische Teilhabe von Menschen, die unterschiedliche Identitäten, Ressourceninteressen und Werteorientierungen haben. Durch die Offenlegung dieser Unterschiede und Widersprüche, durch Begegnungen und gemeinsame Erfahrungen können schließlich Projektionen und Zukunftsbilder entstehen, die einer progressiven Vorstellung von „Zusammenhalt in Vielfalt“ entsprechen.
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In den letzten Jahrzehnten hat sich die deutsche Gesellschaft liberalisiert und pluralisiert. Der individuelle Freiraum zur Selbstverwirklichung ist größer und die Lebensstile sind unterschiedlicher geworden.
Zugleich gibt es aber auch eine andere Art der gesellschaftlichen Vielfalt, die schwieriger abzubilden ist. Diese Vielfalt wird durch die persönlichen Lebenslagen und sozialen Lebensumstände bestimmt, aus denen eine besondere Perspektive auf die Gesellschaft resultiert.
Ihre unterschiedlichen Perspektiven gehören ebenso zur gesellschaftlichen Realität und verlangen nach Anerkennung und Sichtbarkeit.
Trotz gesellschaftlicher Vielfalt, kulturellen und sozialen Unterschieden, sowie fortschreitender beruflicher Ausdifferenzierung, lässt sich Zusammenhalt denken. Dieser Zusammenhalt basiert nicht auf der Idee von Gemeinsamkeiten und Homogenität, sondern vielmehr auf der Stärkung und Sichtbarkeit individueller Lebensweisen.
Durch nachbarschaftliche Zusammenhänge, lokale Gruppen und Verbände, sowie der wechselseitigen Abhängigkeit auf dem Arbeitsmarkt zeichnet sich eine Vernetzung ab, die bindenden und überbrückenden Charakter hat.
Ausschlaggebend hierbei ist es, viele soziale Gruppen einzubinden und sichtbar zu machen. Vor allem marginalisierte Gruppen und Menschen in prekärer Beschäftigung müssen demnach in den Blick genommen werden, um Vertrauen aufzubauen und Zusammenhalt in Vielfalt zu schaffen.
2006 wurde die Charta der Vielfalt gegründet, eine unternehmerische Initiative welche die Förderung von Vielfalt in Betrieben zum Ziel hat. Um dies zu erreichen wurde ein sog. Diversity Management konzeptualisiert, von welchem sich Unternehmen eine Anerkennung und aktivere Einbindung diverser Lebenskonzepte erhoffen.
Über Werbung und Produkte bespielen vor allem internationale Unternehmen heutzutage gesellschaftspolitische Fragen und nehmen eine wichtige Rolle für die Akzeptanz von Vielfalt und die Prominenz des Themas ein.
Dieses Engagement steht jedoch immer unter den Vorzeichen ökonomischer Verwertbarkeit und trägt somit ein begrenztes Potential in sich. Vielfalt darf sich nicht auf eine diverse Zusammensetzung von Teams in hochdotierten Berufen beschränken, sondern sollte die vielfältigen persönlichen Lebenslagen und sozialen Realitäten einbeziehen.
Ein gemeinsamer Bezugsrahmen ist unabdingbar für gesellschaftlichen Zusammenhalt. Ein solcher wird durch ständige Aushandlung verschiedener Meinungen und einer damit einhergehenden produktiven Streitkultur aufrechterhalten. Kindergärten und Schulen, sowie öffentliche und mediale Orte müssen stärker auf Begegnung und soziale Mischung ausgerichtet werden, um eine solche gesellschaftliche Auseinandersetzung zu gewährleisten.
Sozial gemischte Wohnviertel, diverse Kindergärten, kommunale Einrichtungen wie Bibliotheken, Schwimmbäder, Parks und Spielplätze, soziale Zentren mit Aktivitäten und Cafés, sowie auch Stadtteilfeste - kurz: eine Infrastruktur der Menschen – werden somit zu unbedingt notwendigen Bausteinen für eine Politik des Zusammenhalts.
Durch die Übernahme sozialer Verantwortung und der Selbsterfahrung als soziales Wesen wird ebenfalls Zusammenhalt gefördert und eine umfassende Identifikation mit dem Gemeinwesen geschaffen. Anreize für soziales und ökologisches Engagement oder die Absolvierung eines Freiwilligen Sozialen Jahrs sollten demnach vermehrt geschaffen werden. Zuletzt steht auch die Aufwertung von Sorgearbeit und gering geschätzten Tätigkeiten für eine Politik der sozialen Sichtbarkeit und des Zusammenhalts.
Philipp Kauppert
Referat Demokratie, Gesellschaft und Innovation
+49(0)30 26935 7323
Philipp.Kauppert(at)fes.de