Diese Webseite verwendet Cookies
Diese Cookies sind notwendig
Daten zur Verbesserung der Webseite durch Tracking (Matomo).
Das sind Cookies die von externen Seiten und Diensten kommen z.B. von Youtube oder Vimeo.
Geben Sie hier Ihren Nutzernamen oder Ihre E-Mail-Adresse sowie Ihr Passwort ein, um sich auf der Website anzumelden.
Die bildungspolitische Bilanz Donald Trumps und seiner Bildungsministerin Betsy DeVos ist verheerend und war es bereits vor der Corona-Pandemie. Zog der Staat sich bei der Finanzierung von Schulen möglichst weit zurück, ging er bei den Lehrinhalten in die Offensive - im Sinne eines zu vermittelnden "amerikanischen Exzeptionalismus".
Bild: Knut Panknin von Knut Panknin, FES
Von Knut Panknin
Die bildungspolitische Bilanz Donald Trumps und seiner Bildungsministerin Betsy DeVos ist verheerend und war es bereits vor der Corona-Pandemie. Wenn es eine Konstante der Bildungspolitik in Trumps erster und hoffentlich einzigen Amtszeit gab, dann war es die, dass der Staat sich möglichst weit aus der Bildung zurückziehen sollte – zumindest was die Finanzierung und die Ausstattung der öffentlichen Schulen angeht. Privatisierung der Bildung war das erklärte Ziel, mit verstärkter öffentlicher Unterstützung privater und kirchlicher Schulen sowie Charterschulen. Das sollte vor allem durch den Ausbau von Bildungsgutschein-Programmen erreicht werden. Begründet hat Donald Trump das mit der Republikanischen Zauberformel „choice“, also der angeblich „freien Wahl“ der Schule, einzig und allein auf Basis der Entscheidung der Eltern, was am besten für ihr Kind sei. Donald Trump und seine Administration wollten Bildung nicht günstiger oder gar kostenfrei, sondern leichter privat finanzierbar machen. Dies sollte vorgeblich auch Kindern aus Haushalten mit niedrigen Einkommen erweiterte Bildungsoptionen geben. Dass das an der Lebenswirklichkeit vieler Amerikaner_innen vorbeiging, ist nicht überraschend. Bildungschancen sind in den USA noch immer so ungleich verteilt, wie die Einkommensgewinne der letzten Jahre.
Die Vorsitzende der US-Lehrergewerkschaft AFT kommentierte den Drang zur Privatisierung folgendermaßen: „Leider hat Bildungsministerin Betsy DeVos die öffentlichen Schulen nicht nur ignoriert, sondern auch aktiv versucht, sie finanziell schlechter zu stellen und zu destabilisieren und die Auswirkungen dann als Vorwand für ihre Privatisierung zu nutzen.“
Was Trumps Administration tatsächlich von besserem Bildungszugang hält, zeigte sich unter anderem in seinen Haushaltsentwürfen. Dort schlug er milliardenschwere Kürzungen vor. Für das Haushaltsjahr 2021 sollte der Bildungsetat um 5,6 Mrd. US-Dollar oder 7,8 Prozent im Vergleich zu 2020 gekürzt werden. Die Einschnitte im laufenden Jahr und den vergangenen Jahren materialisierten sich bisher nur deshalb nicht, weil der Kongress diese ignorierte. Aber auch ohne die Kürzungen sind öffentliche Schulen massiv unterfinanziert. Das zeigt sich unter anderem in der maroden Infrastruktur. Laut einer Studie des U.S. Government Accountability Office müssen in 54 Prozent der US-Schulbezirke alternde Schulgebäude renoviert oder ersetzt werden. Der aufgestaute Reparaturbedarf trifft vor allem finanziell benachteiligte Kinder: Schon jetzt werden für Renovierungsarbeiten etwa 300 US-Dollar weniger pro Schüler_in in Schulbezirken mit hoher Armut im Vergleich zu solchen mit niedriger Armut ausgegeben.
Das Mantra von „weniger Staat“ hatte in der Trump-Administration zwei erwähnenswerte Ausnahmen: Zum einen bei der Frage nach der Öffnung der Schulen in der Pandemie und zum anderen bei den zu vermittelnden Inhalten. Trump und seine Bildungsministerin drohten Schulen im Sommer mit dem Entzug öffentlicher Mittel, sollten sie nicht zu regulärem Anwesenheitsunterricht zurückkehren.
Aber auch die Inhalte sollten stärker reguliert werden. Neben der Fokussierung auf MINT-Fächer soll der Unterricht in amerikanischer Geschichte, Staatsbürgerkunde und mit Blick auf den „amerikanischen Exzeptionalismus“ ausdrücklich gefördert werden - „Make America Great Again“ quasi als Erziehungsprogramm. Sollten Schulbezirke das tatsächlich umsetzen, wäre das ein weitere Armutszeugnis und ein Riesenschritt zurück in die Vergangenheit.
Donald Trump hat nie verstanden, dass die Black Lives Matter (BLM)-Proteste des Sommers kein Angriff auf die Institution der Polizei waren, sondern eine Kampfansage an den institutionellen Rassismus. Die BLM-Bewegung ist der bisher ernsthafteste Versuch einer kritischen Auseinandersetzung mit dem strukturellen Rassismus im 21. Jahrhundert und die breiteste, friedliche Protestbewegung, die das Land in seiner Geschichte gesehen hat. Statt den Moment als Chance zu begreifen, ein schon zu lange währendes, gesellschaftliches Problem anzugehen, greift Trump in die Klamottenkiste autoritärer Staaten und wünscht sich von den Schulen, ein verklärtes Geschichtsbild zu vermitteln. Dabei wird noch in zu vielen Lehrplänen und Büchern, gerade in Schulbezirken im Süden der USA, die Geschichte der Sklaverei verharmlost. Da ist zum Beispiel von „Arbeitern“ die Rede, die aus Afrika in das Land kamen oder Lehrer bitten ihre Schüler_innen, die „positiven Aspekte“ der Sklaverei zu benennen.
Um das Land gerechter zu machen und einen Heilungsprozess einzuleiten, müssen der nächsten Generation das wirkliche Ausmaß und die bestehenden Folgen der Sklaverei vermittelt werden – kein amerikanischer Exzeptionalismus à la Donald Trump, der jede kritische Auseinander-setzung mit den finsteren Kapiteln der US-Geschichte als „Landesverrat“ oder „Volksverhetzung“ verunglimpft.
Die US-amerikanischen Wählerinnen und Wähler entscheiden am 3. November auch über die Zukunft der Bildung ihrer Kinder. Man kann dem Land nur wünschen, dass ebenso dort ein Neuanfang unter neuer Führung möglich wird.
Knut Panknin ist Programmkoordinator im Büro der Friedrich-Ebert-Stiftung in Washington, DC.
Über diesen Bildungsblog
Friedrichs Bildungsblog ist der bildungspolitische Blog der Friedrich-Ebert-Stiftung. Friedrich Ebert ist nicht nur Namensgeber der Stiftung.
Sein Lebensweg vom Sattler und Sohn eines Schneiders zum ersten demokratisch gewählten Präsidenten Deutschlands steht für Aufstieg durch Bildung.
Weiterlesen
Katja Irle, Redaktionelle Betreuung des Blogs, Bildungs- und Wissenschaftsjournalistin
Lena Bülow, Team Bildungs- und Hochschulpolitik der Friedrich-Ebert-Stiftung
Florian Dähne, Leiter Bildungs- und Hochschulpolitik der Friedrich-Ebert-Stiftung
Wenden Sie sich bei Ideen und Vorschlägen für Blogbeiträge gerne an florian.daehne(at)fes.de
Für weitere spannende Blogbeiträge klicken Sie hier: