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Friedrichs Bildungsblog

Solidarität digital: Die Corona-School

Die Corona School vermittelt den Kontakt zwischen Schüler_innen und Studierenden für eine kostenlose digitale Lernbetreuung per Video-Chat. Das Ziel ist nicht, den Schulunterricht zu ersetzen, sondern Schüler_innen zu unterstützen und sowohl Eltern als auch Lehrer_innen zu entlasten.

Bild: von Corona School

Von Kaiya Reisch

 

Seit fast einem halben Jahr schon ist der gewöhnliche Schulalltag von Schüler_innen aufgrund der Corona-Pandemie beeinträchtigt. Viele Schüler_innen müssen die Unterrichtsinhalte zu Hause erarbeiten. Und auch nach den Sommerferien ist die Situation in Schulen erschwert. Unterrichtsinhalte müssen wiederholt und neu erarbeitet werden und stets herrscht sowohl bei Schüler_innen als auch bei Lehrer_innen die Ungewissheit, wie lange Präsenzunterricht noch möglich ist.  In Zeiten der Corona-Krise können Schüler_innen Hilfe – anderer Art – in Anspruch nehmen. Dazu haben vier Studierende aus Bonn und Berlin Mitte März die Corona School ins Leben gerufen. Die Plattform vermittelt den Kontakt zwischen Schüler_innen und Studierenden für eine kostenlose digitale Lernbetreuung per Video-Chat. Das Ziel war es dabei von Anfang an, nicht etwa den Schulunterricht zu ersetzen, sondern vielmehr Schüler_innen zu unterstützen und sowohl Eltern als auch Lehrer_innen zu entlasten.

Wie die Corona School arbeitet

Die Corona School funktioniert dabei wie folgt: Schüler_innen und Studierende können sich auf der Website registrieren und angeben, in welchen Fächern sie Unterstützung benötigen oder anbieten möchten. Die Studierenden durchlaufen anschließend ein von der Corona School entwickeltes Screening-Gespräch, um eine sichere und zuverlässige Lernbetreuung zu garantieren. In diesen Gesprächen werden die Studierenden auf grundlegende fachliche und pädagogische Fähigkeiten überprüft und mit den Werten sowie Verhaltensrichtlinien der Corona School vertraut gemacht. Mithilfe eines Matching-Algorithmus werden im nächsten Schritt geeignete Lernpaare gebildet und beide Seiten über den gefundenen Lernpartner beziehungsweise die gefundene Lernpartnerin informiert. Für eine digitale Lernunterstützung erhalten beide Seiten einen Link, mit dem die Video-Gespräche unkompliziert direkt über den Browser oder über das Handy stattfinden können. In einem ersten, digitalen Kennenlerngespräch werden genaue Unterrichtsinhalte besprochen und das weitere Vorgehen wird geklärt.

Dadurch konnten bisher nicht nur Schüler_innen, sondern auch die Eltern in dieser Krisensituation entlastet werden, wie zahlreiches Feedback bestätigt. Mit den über 21.000 Nutzer_innen nach schon drei Monaten hat das Corona School Team anfangs nicht gerechnet. Mittlerweile arbeiten fast 60 Helfer_innen ehrenamtlich hinter den Kulissen an der Weiterentwicklung der Plattform. Anfang Mai wurde die Corona School als Verein eingetragen und hat neben der Lernvermittlung sogenannte Sommer-AGs in den Sommerferien angeboten. Es handelt sich hierbei um verschiedene digitale AGs zu Themen wie Astronomie, Zukunftswerkstatt oder Malerkurse, die von freiwilligen Leiter_innen angeboten worden sind und in dieser Zeit fast vollständig ausgebucht waren. Auch nach den Sommerferien finden kostenlose und digitale Kurse statt mit Themen wie „Schule vorbei, was jetzt?“ oder „Einführung in die Psychologie“.

Die Corona School wurde innerhalb kürzester Zeit zu einem einzigartigen Verein, der gerade in Zeiten wie der Corona-Pandemie zeigt, wie groß die Bereitschaft von Menschen ist sich ehrenamtlich zu engagieren und somit etwas Gutes zu bewirken.

„Es ist erstaunlich, wie leicht es ist, sich heutzutage digital zu engagieren und auf diese Art und Weise Inhalte zu vermitteln. Wir sind nach wie vor überwältigt, wie groß der Solidaritätsgedanke in der Gesellschaft in Zeiten wie diesen ist. Wir hoffen, dass wir auch nach der Corona-Pandemie möglichst vielen Schüler_innen erreichen und sie bei schulischen Fragen unterstützen können“, sagt Kaiya Reisch vom Corona School Team.

Wie können Schüler_innen erreicht und wie können sie unterstützt werden?

Die Corona School will gemeinnützig bleiben und sich langfristig sozialer ausrichten. Das Angebot soll unter anderem gerade diejenigen Schüler_innen erreichen, welche bisher nicht die finanziellen Möglichkeiten für eine Lernunterstützung haben. Insbesondere die Frage, wie man Schüler_innen digital besser erreicht, hat uns die letzten Monate beschäftigt und sich natürlich nicht nur uns gestellt, sondern auch der Bundesregierung. Das im Juli beschlossene Sofortprogramm von insgesamt 550 Millionen Euro soll Abhilfe schaffen und Schulen die finanzielle Möglichkeit geben, mobile Endgeräte an Schüler_innen zu leihen. Immer mehr Schulen nutzen diese Hilfe und versorgen auf diese Art und Weise die Schüler_innen mit ausgeliehenen Laptops oder Tablets. Doch ist das Hilfe genug? Wie müssen Schüler_innen auf diese Art von digitaler Lehre vorbereitet werden?

Mit der Einführung der digitalen Lehre, wie sie letztes Schuljahr schon zum Teil angefangen hat, kommt zudem auch die Frage nach dem Umgang mit mobilen Endgeräten hinzu. In der Corona School haben die ehrenamtlichen Studierenden bemerkt, dass feste Zeiten es den Schüler_innen vereinfachen, sich während der „Lernstunde“ auf Lerninhalte zu konzentrieren und so klare Grenzen zwischen Freizeit und Schule zu ziehen. Die 1-zu-1-Betreeung in der (digitalen) Lehre, die im normalen Schulunterricht meist nicht möglich ist, unterstützt ein intensives Lernen und ist somit besonders wertvoll. Sowohl Schüler_innen als auch Studierende haben die Möglichkeit, unmittelbar auf Probleme zu reagieren. Die Corona School bietet mit ihrer digitalen und kostenfreien Lernunterstützung Hilfe für Schüler_innen sowohl in krisenhaften Zeiten wie diesen, als auch bei der Einführung von digitalen Angeboten in Schulen, wie sie in den kommenden Jahren unvermeidbar sein wird.

 

Kaiya Reisch arbeitet im Social Media Team der Corona School. Weitere Informationen finden Sie unter: www.corona-school.de



Über diesen Bildungsblog

Friedrichs Bildungsblog ist der bildungspolitische Blog der Friedrich-Ebert-Stiftung. Friedrich Ebert ist nicht nur Namensgeber der Stiftung.

Sein Lebensweg vom Sattler und Sohn eines Schneiders zum ersten demokratisch gewählten Präsidenten Deutschlands steht für Aufstieg durch Bildung.

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Katja Irle, Redaktionelle Betreuung des Blogs, Bildungs- und Wissenschaftsjournalistin 

Lena Bülow, Team Bildungs- und Hochschulpolitik der Friedrich-Ebert-Stiftung

Florian Dähne, Leiter Bildungs- und Hochschulpolitik der Friedrich-Ebert-Stiftung

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