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Die Ziele des Ausbaus von Ganztagsschulen richten sich unmittelbar auf die Unterstützung von Eltern. Der Ganztagsausbau ist ein Reformprojekt, das nicht nur bildungs- sondern auch sozial- und familienpolitische Ziele verfolgt.
Bild: Christine Steiner von David Ausserhofer
Neben der individuellen Förderung von Schülerinnen und Schüler soll der Ausbau dazu beitragen, dass erwerbstätige Eltern, insbesondere erwerbstätige Mütter, Erwerbs- und Familienleben besser miteinander vereinbaren können. Damit ist der Ganztagsausbau ein Reformprojekt, das nicht nur bildungs- sondern auch sozial- und familienpolitische Ziele verfolgt. Bereits die Ergebnisse der ersten Projetphase der „Studie zur Entwicklung von Ganztagsschulen“ (STEG) (2010) zeigten, dass die Ganztagsschule vor allem für Eltern mit Kinder im Grundschulalter wichtig ist, um einer Erwerbstätigkeit nachgehen zu können. Eine verlässliche Betreuung ist aber auch für nicht-erwerbstätige Eltern ein wichtiges Motiv für die Anmeldung des Kindes im Ganztag.
Darüber hinaus machten die Ergebnisse der StEG-Studie darauf aufmerksam, dass sich ein Teil der Eltern durch die Ganztagsteilnahme ihres Kindes sowohl bei der elterlichen Hausaufgabenhilfe als auch bei erzieherischen Problemen entlastet sieht. In eine ähnliche Richtung weisen die Ergebnisse von Tillmann (2014): Im Vergleich zu Eltern, deren Kind eine Halbtagsschule besucht, stimmen „Ganztagseltern“ weitaus seltener der Aussage zu, dass Eltern vieles leisten müssten, was eigentlich Aufgabe der Schule sei (S. 80). Die StEG-Befunde sprechen zudem für eine sozial ausgleichende Funktion der Ganztagsschule: Sowohl im Hinblick auf die Anmeldegründe als auch in Bezug auf die wahrgenommene Entlastung profitieren sozial weniger privilegierte Familien, Familien mit Migrationshintergrund und Eltern ohne akademischen Abschluss stärker von der Ganztagsschule als andere Familien.
Es sind vor allem auch diese Familien, die vom Besuch schulischer Ganztagsangebote eine bessere individuelle Förderung ihres Kindes erhoffen. Generell verbinden Eltern mit Ganztagsschule sowohl eine verlässliche Betreuung als auch eine bessere individuelle Förderung und erweiterte Bildungsmöglichkeiten für ihr Kind. Letzteres ist allerdings für Eltern mit einem geringeren sozioökonomischen Status wichtiger ist als für Eltern mit höherem sozioökonomischen Status (Arnoldt & Steiner 2015, S. 224). Das spiegelt sich auch in den Bildungsentscheidungen am Ende des Grundschulbesuchs wider. Zwar ist das Ganztagsangebot eher ein Zusatzkriterium bei der Entscheidung, es spielt aber für Eltern, deren Kind (voraussichtlich) nicht an ein Gymnasium wechseln wird, eine größere Rolle und wird von ihnen mit dem Wunsch nach einem gezielten Eingehen auf die Stärken und Schwächen des Kindes verbunden (StEG-Konsortium 2019, S. 18). Allerdings bleibt die Ganztagsschule im Hinblick auf Letztgenanntes eher ein Versprechen. Zwar unterstützt der Ganztagsbesuch die Verbesserung des Sozialverhaltens von Schülerinnen und Schüler, eine fachbezogene individuelle Förderung gelingt jedoch nur, wenn die pädagogische Qualität der Ganztagsangebote hoch ist.
Dr. Christine Steiner ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Jugendinstitut. Ihre Arbeitsbereiche sind Bildungs- und Jugendforschung, Ganztagsschule, Lebensverlaufsanalyse und Arbeitsmarktsoziologie.
Arnoldt, B.; Steiner, C. (2015): Perspektiven von Eltern auf die Ganztagsschule. Zeitschrift für Familienforschung, 27: 2, S. 208-227
StEG-Konsortium (2010): StEG-Konsortium (2010): Ganztagsschule: Entwicklungen und Wirkungen. Frankfurt a.M.
StEG-Konsortium (2019): Individuelle Förderung: Potenziale der Ganztagsschule. Frankfurt a.M.
Tillmann, K.-J. (2014): Die Ganztagsschule und die Wünsche der Eltern. In Killus, D.; ders. (Hrsg.): Eltern zwischen Erwartungen, Kritik und Engagement. Ein Trendbericht zur Schule und Bildungspolitik in Deutschland. Münster und New York: Waxmann Verlag, S. 71-88.
Über diesen Bildungsblog
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Katja Irle, Redaktionelle Betreuung des Blogs, Bildungs- und Wissenschaftsjournalistin
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Florian Dähne, Leiter Bildungs- und Hochschulpolitik der Friedrich-Ebert-Stiftung
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