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Regionale Effekte von Hochschulen

Hochschulen bilden keinen in sich abgeschlossenen Kosmos, sondern können starke Effekte auf das regionale Umfeld haben. Wirtschaftliche Effekte von Hochschulen zeigen sich in erhöhter Wirtschaftskraft und niedrigen Arbeitslosenquoten, aber auch Patentaufkommen oder Ausgründungen spielen eine Rolle. Die Beiträge in diesem Band zeigen anschaulich und konkret, wie die Öffnung der Hochschulen in die Gesellschaft gelingen kann und welche Erfolgsfaktoren dabei eine Rolle spielen. Social Entrepreneurship, Community Based Research und Service Learning sind Beispiele, wie Hochschulen und ihre Regionen diesen Transfer gestalten können. Dabei wird deutlich, dass der Begriff Transfer weit gefasst werden muss - Innovationen sind nicht nur technologische Innovationen.

Bild: Regionale Effekte von Hochschulen von minus Design, Berlin

Mitten im Strukturwandel des Ruhrgebiets wurden in den 1960er und 70er Jahren Hochschulen, wie beispielsweise die Bochumer Ruhr-Universität oder die Universität Duisburg-Essen, neu gegründet. Sie sollten wohnortsnahe Bildungsmöglichkeiten für viele Menschen eröffnen und neue wirtschaftliche Strukturen im Ruhrgebiet etablieren. Angesichts der heutigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen vielerorts lohnt sich die Überlegung, welche Lehren strukturschwache Regionen aus diesen Erfahrungen ziehen können.

So beschreibt Staatssekretär Steffen Krach, wie das Land Berlin erfolgreich daran arbeitet, die geringe Zahl an Industriejobs durch Tätigkeiten im Wissenschaftsbereich und durch Gründungen von Start-Ups aus der Hochschule heraus auszugleichen. Eines der vielen Beispiele hierfür ist das Vorgründungszentrum für Grüne Chemie der TU Berlin, welches Studierende berät und bei ihren Gründungsversuchen begleitet. Geschäftsführerin und Mit-Gründerin von DexLeChem, Sonja Jost, beschrieb auf der Konferenz, welche Herausforderungen und Unterstützung sie bei der Gründung erfahren hat.

Mit dem Bau und Betrieb einer Hochschule ist es nicht getan. Für eine nachhaltige Entwicklung eines Hochschulstandorts muss die Hochschule in der Region akzeptiert und in das Leben der Menschen integriert werden. Dazu gehören Begegnungen zwischen Wissenschaftler_innen, lokalen Entscheidungsträger_innen und der ansässigen Bevölkerung. Es müssen die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit Menschen in der Region bleiben, Wissenschaftler_innen regionale Fragestellungen aufnehmen sowie neue Technologien und Erkenntnisse flächendeckend erprobt und angewandt werden können.

Ein solcher Prozess stärkt nicht nur die lokalen wirtschaftlichen Strukturen messbar, wie der Beitrag von Dr. Anselm Mattes vom DIW zeigt, sondern auch den Wissenstransfer von der Wissenschaft in die regionale Wirtschaft, Schulen oder kommunale Verwaltungen und umgekehrt. Die Wissenschaft profitiert von einer Rückmeldung zu ihrer Arbeit, um gesellschaftliche Themen gemeinsam zu lösen. So konnte beispielsweise in Leipzig in Zusammenarbeit mit den städtischen Sozialämtern eine Gesundheitsdatenkarte erstellt werden, um zu beobachten, in welchen Stadtteilen einzelne Erkrankungen konzentriert auftreten. Mithilfe dieser Daten konnten kommunale präventive und reaktive Programme der Gesundheitsversorgung aufgelegt werden.

Auch Service Learning bietet, wie zum Beispiel an der Universität Duisburg-Essen, zahlreiche Möglichkeiten für Regionen und Hochschulen, voneinander zu profitieren. Dort werden Studierende animiert, sich in regionalen Organisationen zu engagieren. Sie lernen lokale gesellschaftliche Herausforderungen kennen, die ihre hochschulische Ausbildung prägen. Gleichzeitig tragen sie bereits erlerntes Wissen in die Organisationen und die breitere Gesellschaft und probieren es dort aus. Die gewonnenen Erfahrungen können auch Anlass für Unternehmensgründungen wie das Unternehmen Goldeimer werden. Dabei versuchen Studierende – im Sinne von Social Entrepreneurship – unternehmerische Aktivitäten so zu prägen, dass sie zur nachhaltigen Lösung zahlreicher gesellschaftlicher Herausforderungen beitragen.

Die Beiträge zeigen anschaulich und konkret, wie die Öffnung der Hochschulen in die Gesellschaft gelingen kann und welche Erfolgsfaktoren dabei eine Rolle spielen. Es wird deutlich, dass der Begriff Transfer weitgefasst werden muss – Innovationen sind nicht nur technologische Innovationen. Die zugrunde liegende Konferenz „Raus aus dem Elfenbeinturm – Regionale Rolle der Hochschulen“ fand am 25. Mai 2018 in der Friedrich-Ebert-Stiftung statt.

Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen beim Lesen.

 

  

Borgwardt, Angela

Regionale Effekte von Hochschulen

Berlin, 2018

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Bildungs- und Hochschulpolitik
Florian Dähne
florian.daehne(at)fes.de

Lena Bülow
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