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Die UN-Klimakonferenz (COP26) bietet Vietnam die Chance, sein Engagement im Kampf gegen den Klimawandel zu unterstreichen. Der vietnamesische Premierminister Pham Minh Chinh versicherte, dass sein Land sich trotz seiner langfristigen Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verpflichtet, die CO2-Emissionen bis 2050 auf null zu senken.
Von Do Thuy Trang (Twitter:@trangkuro)
Vietnam wird im Dezember dieses Jahres mit dem Bau des 1.230-Megawatt-Kohlekraftwerks Vung Ang II in der zentralen Provinz Ha Tinh beginnen. Der stellvertretende CEO des verantwortlichen Unternehmens, Hoang Trong Binh, nannte als Hauptanteilseigner des Projektes die Mitsubishi Corporation und die Korea Electricity Corporation (KEP) und kündigte an, das Kraftwerk werde voraussichtlich im dritten Quartal 2025 in Betrieb gehen.
Das 2,2 Milliarden Dollar schwere Projekt ist umstritten. Vietnam drängt auf klare Verpflichtungen zur weltweiten Reduktion der CO2-Emissionen und versucht gleichzeitig, sich von fossilen Brennstoffen unabhängiger zu machen.
Der kürzlich aufgestellte Energieplan sieht vor, dass Vietnam zwischen 2026 und 2030 keine neuen Kohlekraftwerke mehr bauen wird. Im Zeitraum von 2020 bis 2026 will das Land allerdings noch weitere 15 Kohlekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 18.000 Megawatt errichten.
Dass Premierminister Pham Minh Chinh zur COP26 nach Glasgow reist, ist ein deutliches Signal, dass Vietnam sich den globalen Herausforderungen des Klimawandels stellen will. In einer Rede vor Auslandsvietnamesen in Großbritannien erklärte der Premierminister, Vietnam müsse sich als verantwortungsbewusstes Mitglied der internationalen Gemeinschaft allen Schwierigkeiten zum Trotz entschieden im Kampf gegen den Klimawandel engagieren.
Die zentrale Frage lautet für Pham Minh Chinh: Wie hätte Vietnam vor dem Hintergrund, dass seine Wasserkraftkapazitäten begrenzt sind, ohne den Bau von Kohlekraftwerken seine Wirtschaft voranbringen können? Der Premierminister wies darauf hin, dass die Nutzungsdauer eines Kohlekraftwerks 10 bis 20 Jahre betrage. Für die Umstellung auf einen neuen Energieträger brauche es einen klaren Fahrplan, in dem festgelegt werde, welche Vereinbarungen mit den Investoren und den Beschäftigten getroffen werden müssen.
Derzeit arbeiten mehr als 100.000 Beschäftigte in der Kohleindustrie. Sie alle sind von der neuen Klimapolitik des Landes betroffen. Aber „diese Herausforderungen hindern Vietnam nicht daran, Verpflichtungen gegenüber der internationalen Gemeinschaft einzugehen oder einen Fahrplan bis 2050 vorzulegen, um die Emissionen auf null zu senken“, so der Premierminister.
Die vietnamesische Regierung hat 2020 ihren national festgelegten Beitrag (NDC) angepasst und ihr Ziel, die Emissionen mit internen Mitteln bis 2030 um 9 Prozent zu reduzieren, etwas höher angesetzt. In Entsprechung zu Vietnams bedingter Zielvorgabe ließe sich dieses Ziel mit internationaler Hilfe bis 2030 auf 27 Prozent anheben.
Nach dem Pariser Abkommen ist Vietnam verpflichtet, die Treibhausgasemissionen ab 2021 zu reduzieren. Um dieser Verpflichtung nachzukommen, muss das Land die Emissionsquellen und die jährlichen Emissionen aus jeder dieser Quellen bestimmen, damit die bestmöglichen Lösungen implementiert werden können.
Seit dem Pariser Abkommen ist Vietnam seinen Verpflichtungen zur Bekämpfung des Klimawandels aktiv nachgekommen. Die Regierung hat begonnen, ihre nationale Planung zur Anpassung an den Klimawandel (NAP) für den Zeitraum von 2021 bis 2030 umzusetzen. Hauptziel ist es, die Anfälligkeit gegenüber dem Klimawandel und die mit dem Klimawandel verbundenen Risiken zu vermindern. Dies soll erreicht werden, indem Gemeinschaften, Wirtschaftssektoren und Ökosysteme gestärkt werden. Darüber hinaus sollen Maßnahmen getroffen werden, die die Anpassung an den Klimawandel in das übergeordnete Planungssystem des Landes einzubeziehen.
2020 verabschiedete Vietnam auch ein neues Umweltschutzgesetz, das strengere Bestimmungen in Sachen Luft-, Wasser,- und Feststoffabfallverschmutzung beinhaltet. Zugleich wird mit dem Gesetz ein neuer Kohlenstoffmarkt im Land geschaffen. Mit diesem Instrument soll der CO2-Ausstoß durch den Verkauf von Reduktionszertifikaten verringert werden. Dies kann mit Hilfe von Aufforstungsinitiativen oder von Projekten für erneuerbare Energien geschehen.
Das Ministerium für natürliche Ressourcen und Umwelt (MONRE) hat einen Verordnungsentwurf ausgearbeitet, der die Emissionsreduzierung im Rahmen des neuen Umweltschutzgesetzes regelt. Der Entwurf enthält unter anderem Vorgaben für die Weiterentwicklung des inländischen Kohlenstoffmarkts und die geplante Einrichtung von Emissionsbörsen im In- und Ausland. Die Behörden gehen davon aus, dass der Kohlenstoffmarkt 2028 voll arbeitsfähig sein wird.
Die genannten Maßnahmen sollen Vietnams Engagement für den Klimaschutz stärken. Zudem schaffen sie die Voraussetzungen dafür, dass das Land sein Potenzial an erneuerbaren Energien ausbauen und im Rahmen der wirtschaftlichen Wiederbelebung nach der Corona-Pandemie auf ein kohlenstoffarmes Entwicklungsmodell umsteigen kann.
Nach Aussage des britischen Botschafters in Vietnam, Gareth Ward, „stammen 70 Prozent der Emissionen aus der Energieindustrie – und zwar hauptsächlich aus der Stromerzeugung“. Wenn es Vietnam gelänge, den Übergang von der Kohle zu erneuerbaren Energiequellen wie Wind- und Solarenergie zu beschleunigen, könne das Land einen bedeutenden Beitrag zu den weltweiten Klimaschutzbemühungen leisten, so Ward.
Mit seinem neuen System zur CO2-Bepreisungwill Vietnam nach offiziellen Angaben noch stärker vom Handel mit der Europäischen Union profitieren und sein Ansehen in der Welt stärken.
Aus dem Englischen von Christine Hardung
Do Thuy Trang schloss 2016 ihr Psychologiestudium an der Drexel Universität in den USA cum laude mit einem Bachelor-Abschluss ab. Im Anschluss kehrte sie in ihr Heimatland Vietnam zurück und setzte dort ihr Studium fort. 2020 erwarb sie einen Bachelor-Abschluss in Rechtswissenschaften an der Hanoi Law University . Seit 2018 arbeitet sie als Reporterin für die Vietnam Law Newspaper - einer Presseagentur des Justizministeriums. Sie ist eine produktive und gewissenhafte Autorin, die über verschiedene Themen wie Umwelt, Kultur, Verkehr und Tourismus berichtet.
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